CHRISTIAN KROETZL wrote:
> Lieber Thomas,
>
> Du bist offenbar wieder zurueck aus den Ferien. Hast Du meinen Brief
> erhalten, den ich Dir kurz vor/nach Deiner Abreise geschickt
> habe? Habe hier naemlich einige Mail- bzw. Server-Probleme gehabt in
> den letzten Wochen. Gruesse, Christian
Lieber Christian,
Deinen vorherigen Brief habe ich bekommen, war aber dann immer nur kurz
in Heidelberg, so dass ich erst jetzt (wiederum bei einem Kurzaufenthalt
in HD) zum Antworten komme.
Ja, das mit dem Stipendium ist wirklich eine feine Sache. Im Nachhinein
bin ich auch allein deshalb heilfroh, weil danach noch Absagen kamen und
dies die einzige Zusage bei fuenf Antraegen war. Nun ja, jetzt bin ich
erst einmal versorgt. Was die Arbeitsbedingungen angeht, so habe ich
keine Residenzpflicht, werde mich aber bei den Sitzungen zum Kolloquium
hier blicken lassen. Ansonsten hoffe ich, dass meine TAge in Heidelberg
gezaehlt sind, denn nach nun beinahe zehn Jahren waere mir doch daran
gelegen, mit meiner Freundin Verena in einer Stadt zu wohnen, und da sie
ihre Promotion ueber eine Stelle an der Uni finanziert, bietet sich
Freiburg (wo ich auch jetzt immer wieder war) ja an, wo mir ja auch
jedes Mal das Herz aufgeht, wenn Schwarzwald und Kaiserstuhl in
Sichtnaehe kommen.
Habe ich Dir eigentlich schon einmal ein Exposé geschickt? Das ist
natuerlich mittlerweile stellenweise etwas ueberholt; vor alle, die Zahl
der zu beruecksichtigenden Quellen bzw. Prozesse wird nun nach
Durchsicht der BHL und nach zahlreichen Zufallsfunden deutlich hoeher
liegen, wobei klar ist, dass ich nicht allen Prozessen das gleiche
Gewicht zukommen lassen kann.
Als naechsten Schritt werde ich die kanonistische Seite des Ganzen
versuchen aufzuarbeiten und auch die die theologischen Voraussetzungen
soweit wie moeglich beruecksichtigen. Ich denken dabei vor allem daran,
eine breitere Basis hinsichtlich der Kommentartradition zu schaffen. So
habe ich erst heute bei dem Kontroverstheologen Bellarmin unter anderem
einen Hinweis darauf gefunden, man solle bezueglich der Details des
Verfahrens bei Malvezzi nachschauen - der kommt in der Literatur, wenn
ich mich recht erinnere, ausser bei Goodich 1994 sonst ueberhaupt nicht
vor. Ich denke, es ist auf jeden Fall sinnvoll, etwas tiefer
einzusteigen als nur die Nachdrucke der einschlaegigen
Dekretalenkommentare zu beruecksichtigen.
Was den Hanse-Katalog angeht, so habe ich die Anzeige noch auf meinem
Schreibtisch liegen und schicke Sie dir, vielliecht zusammen mit dem
Exposé.
Vor gut vier Wochen war ja auch wieder die Tagung in Hohenheim. Obwohl
der Schwerpunkt auch diesmal wieder deutlich im Frueh- und
Hochmittelalter lag, gehe ich von diesen Treffen doch jedesmal
hochmotiviert wieder weg - es gibt also doch noch ein paar Menschen, die
sich fuer das interessieren, mit dem man in den Augen vieler Anderer
seine Zeit verschwendet.
Anonsten gibt es wenig Neues zu berichten, ich werde auf jeden FAll
jetzt nach den ganzen Nebentaetigkeiten wie Stipendienantraege
schreiben, Boyle-Festschriftbeitrag schreiben, Urlaub (Andalusien, Du
fragtest ja danach - da gibt es zwar keine Rentiere, aber dafuer kann
man Afrika sehen...) etc. endlich und mit grosser Motivation richtig
einsteigen (eigentlich habe ich seit zwei Wochen bereits damit
begonnen).
Apropos Festschrift: Heute waren die Korrekturabzuege in der Post. Du
hast ja auch einen Beitrag geliefert. Meinst Du, es waere moeglich, mir
davon eine Kopie zu schicken? Ich denke naemlich, wie Du auch in meinem
Exposé lesen kannst, die Informationsgeschichte soweit wie moeglich in
meiner Arbeit zu beruecksichtigen. Ausserdem habe ich mich fuer die
Studienwoche in San Miniato beworben, da Thema lautet "Reisen"
(Pilgerfahrten eingeschlossen), und in meiner Begruendung, warum ich
aufgrund meiner Thematik dafuer geeignet sei, bin ich auch auf die Frage
der Kommunukation und Information eingegangen. Das hat ja meines Wissens
bei den Kanonisationsprozessen auch noch niemand so richtig
aufgearbeitet, oder?
Abschliessend: Nicole Zeddies fragte mich in Hohenheim nach Dir, da Du
Dich eine Weile nicht mehr gemeldet hattest. Da wusste ich ja noch
nichts von Deinen e-mail Problemen - sie wuerde sich wohl ueber ein
Lebenszeichen freuen.
Soweit
Herzliche Gruesse
Thomas
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