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http://odur.let.rug.nl/~vogel/homepage/tagung2003.html
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FrideL - Frauen in der Literaturwissenschaft
2. FrideL-Tagung, 3.-5. Oktober 2003, Bremen
Textmaschinenkörper
Genderorientierte Lektüren des Androiden
Call for papers
Schon seit der Antike fasziniert die Idee, einen künstlichen Menschen zu
schaffen. Hierin drückt sich sowohl kreatives Schöpfertum als auch
selbstherrliche Anmaßung des Menschen gegenüber der Natur aus. Diese
Vorstellungen finden sich in der Literatur, die von zahlreichen Formen
künstlicher Menschen bevölkert ist: belebte Statuen, Alraunen, Golemfiguren,
Automaten, Homunculi, Konstruktionen aus Leichenteilen oder Cyborgs.
E.T.A. Hoffmanns Olimpia, Goethes Homunculus oder Meyrinks Golem sind
berühmte Beispiele aus der deutschen Literatur.
Literarische Texte über künstliche Menschen und deren Produktion geraten
derzeit verstärkt in den Blick. Angesichts der jüngsten gentechnischen und
bioethischen Debatten, die die Frage nach Humanität neu stellen, können
solche Texte als kulturelle Präfigurationen betrachtet werden. Darüber hinaus
liefern literarische Texte, die das Androide thematisieren, in radikaler Form
einen Beitrag zur Diskussion um die Natürlichkeit von Körper und Geschlecht.
Die Verknüpfung von Gender mit dem literarischen Motiv des künstlichen
Menschen steht im Zentrum der angekündigten Tagung. Unter anderem
sollen folgende Fragen diskutiert werden: Wie entsteht ein künstlicher
Mensch in einem fiktionalen Text? Welche Textstrukturen „formen" den
künstlichen Menschen und unterscheiden ihn von einem „natürlichen"
Menschen? Welche Konzeptionen von Mensch, Körper und Geschlecht
werden in diesen Texten formuliert? Wie schreiben die Texte diesen
künstlichen Menschen „Geschlecht" zu? In welcher Beziehung stehen
künstliche Frauenfiguren zu Misogynie und männlichen
Wunschvorstellungen? Welche Eigenschaften besitzen die Schöpfer dieser
Kunstfiguren? Warum sind Texte über Schöpferinnen von Androiden so
selten?
Erwünscht sind Beiträge zur deutschsprachigen Literatur: von
mittelalterlichen Adaptionen des Pygmalionmotivs über die Marionetten-,
Puppen- und Automatenbelebungen der Romantik bis zu aktuellen
literarischen Reflexionen über Körper, Technik und Reproduktion. Interessant
ist auch die textorientierte Analyse philosophischer, naturwissenschaftlicher
oder autobiographischer Betrachtungen zum Bau künstlicher Menschen.
Vergleichende Vorträge, die Beispiele aus der Literatur anderer Sprachen
oder andere mediale Formen einbeziehen, könnten die Tagungsdebatte
erweitern.
Die Tagung findet im Gästehaus der Universität Bremen statt. Wer
teilnehmen möchte, wird gebeten, bis zum 1. Oktober 2002 einen
Themenvorschlag mit einer Kurzbeschreibung (maximal 1 Seite) an eine der
untenstehenden Adressen zu schicken:
Dr. Eva Kormann
Bahnhofstrasse 16
76137 Karlsruhe
c.o. Institut für Literaturwissenschaft
Universität Karlsruhe (TH)
76128 Karlsruhe
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Dr. Anke Gilleir
Faculteit Letteren
Dept. Literatuurwetenschap
Blijde-Inkomststraat 21
3000 Leuven
Belgien
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