------- Forwarded message follows -------
From: Carola Hähnel <[log in to unmask]>
Témoigner. Entre Histoire et Mémoire
Revue interdisciplinaire de la Fondation Auschwitz
(Zeitschrift der Auschwitz-Stiftung Brüssel, Éditions Kimé, Paris)
Antifaschismus revisited. Geschichte - Ideologie - Erinnerung
Nr. 104 (Juli-September 2009)
Koordination: Carola Hähnel-Mesnard
Call for papers
Im Zusammenhang mit den Enthüllungen um Erwin Strittmatters
Mitgliedschaft in der Ordnungspolizei/SS war vor kurzem in der
deutschen Presse vom « verlogenen Antifaschismus » der DDR die Rede. In
der Affäre Günter Grass vor zwei Jahren stand ein Individuum zur
Debatte, bei Strittmatter ein ganzer Staat. Zahlreiche Intellektuelle
haben im Laufe der Jahre ihre Kollaboration mit dem Naziregime
eingestehen müssen, ohne dass die Vergangenheitsbewältigung in der
Bundesrepublik diskutiert bzw. in Frage gestellt wurde. Anders im Falle
der DDR, wo der Antifaschismus von Anfang an eine legitimatorische,
ideologische Funktion hatte. Hier wurde die Auseinandersetzung mit dem
"verordneten" Antifaschismus bzw. mit dem "Mythos" Antifaschismus
äußerst kontrovers geführt.
Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall und dem Ende der DDR möchte dieses
Themenheft die Gelegenheit bieten, anhand jüngster Forschungsergebnisse
die Debatten um den Antifaschismus erneut zu beleuchten. Die Beiträge
sollen die Geschichte des Antifaschismus ebenso wie dessen ideologische
Vereinnahmung fokussieren bzw. Aspekte der Erinnerung, der Aktualität
und der Vermittlung des Antifaschismus untersuchen. Insgesamt wird eine
vergleichende Perspektive angestrebt, die über das Beispiel
Deutschland/DDR hinausgeht und z. B. den antifrankistischen Widerstand
in Spanien, Widerstand und Antifaschismus in Frankreich und Italien
oder den Antifaschismus in den ehemaligen Ostblockstaaten einbezieht.
Zu folgenden drei Bereichen werden Beiträge erbeten.
1) In historischer Perspektive sollen zunächst die Entstehung des
Antifaschismus bzw. antifaschistischer Bewegungen in verschiedenen
Ländern und die damit verbunden politischen Projekte untersucht werden.
Hier sind vor allem neuere komparatistische Beiträge von Historikern
willkommen.
2) Ein zweiter Teil ist der ideologischen Vereinnahmung des
Antifaschismus vorbehalten, dem Spannungsfeld zwischen historischen
Sachverhalten und ideologischer Manipulation, wobei das komplexe
Verhältnis von Antifaschismus und Stalinismus ein wichtiger Aspekt ist.
In kulturhistorischer Perspektive werden Beiträge erbeten, die sich
u.a. mit den Heldenfiguren des Antifaschismus (mit besonderem Blick auf
das Verhältnis weibliche/männliche Figuren) befassen, mit Denkmälern
und Gedenkstätten (speziell für die DDR-Geschichte werden neuere
Arbeiten zu Fritz Cremer gesucht), aber auch mit Literatur, Film und
Malerei. Des Weiteren gilt das Interesse lebensgeschichtlichen Arbeiten
zu Antifaschisten, der Erforschung von Biographien und
autobiographischen Dokumenten.
3) Ein dritter Teil befasst sich mit der Aktualität des Antifaschismus
und schließt sowohl Phänomene der aktuellen Erinnerungskultur als auch
die Frage nach einer möglichen pädagogischen Vermittlung des
Antifaschismus ein. Welche Erinnerung an den Antifaschismus hat sich
seit dem Epochenumbruch 1989 herauskristallisiert, über welche Kanäle
wird sie vermittelt? Was geschah mit den antifaschistischen Denkmälern
und Erinnerungsorten, zwischen Umfunktionalisierung ("Neue Wache" in
Berlin) und Verwahrlosung? Was zeichnet die Erinnerung an den
antifrankistischen Widerstand und den Bürgerkrieg im heutigen Spanien
aus, welche Erinnerungskonflikte beobachtet man gegenwärtig in Italien?
Welche Auffassung von "Résistance" dominiert heutzutage in Frankreich?
Insgesamt geht es um die Möglichkeiten und Bedingungen der Vermittlung
einer Erinnerung an den Antifaschismus und dessen Platz im kollektiven
Gedächtnis.
Das Themenheft umfasst ca. 12 Beiträge im Umfang von 30 000 Zeichen
(inkl. Leerzeichen). Besonderes Interesse gilt Arbeiten, die auf
neueren Forschungsergebnissen beruhen.
Die Text können auf Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch
verfasst werden.
Zu allen eingereichten Beiträgen werden vor der Veröffentlichung zwei
Gutachten erstellt.
Interessenten schicken bitte ihre Vorschläge bis zum 1. September 2008
an folgende E-Mail-Adresse: carola.haehnel[at]polytechnique.edu
Abgabetermin für die angenommenen Beiträge ist der 15. März 2009.
Dr. Carola Hähnel-Mesnard
Maître de conférences en études germaniques
Département de Langues, Cultures et Communication
Ecole Polytechnique
Route de Saclay
91128 Palaiseau
Tél. +33-1-69.33.33.89.
Privat :
229, boulevard Voltaire
75011 Paris
Tél. +33 - 1 - 40 24 03 94
|