Sehr geehrte Mitarbeiter, liebe Interessierte,
Wir bereiten zum Sommer 2008 eine Aussttellung mit thematisch angeschlossener Vortragsreihe in Leipzig vor und möchten Ihnen hierfür unseren Call for Participation zukommen lassen – sowohl zur Information als auch mit der freundlichen Bitte, diesen weiteren Interessierten zur Verfügung zu stellen bzw. öffentlich zugänglich zu machen.
Die Veranstaltung setzt einen kritischen Fokus auf Strategien und Mechanismen der Kontrolle, welche gegenwärtig zur Regulation des urbanen öffentlichen Raums eingesetzt werden – vor allem hinsichtlich des Verhaltens Jugendlicher. Gleichzeitig fragt sie in einem Vergleich britischer und deutscher Verhältnisse nach den Potentialen und Taktiken möglichen Widerstands, der diesen unterschiedlichen Maßnahmen begegnet. Details zur inhaltlichen Ausrichtung finden Sie unten.
Initiative und Planung der Veranstaltung geht von der Arbeitsgruppe „Kids Control“ des Leipziger Vereins „Engagierte Wissenschaft e.V.“ aus (www.engagiertewissenschaft.de), unterstützt wird sie derzeit von „weiterdenken e.V.“ in der Heinrich-Böll-Stiftung (www.weiterdenken.de).
Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und würden uns über Ihre Unterstützung aufrichtig freuen.
Beste Grüße,
AG „kids control“
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Web: www.engagiertewissenschaft.de
Engagierte Wissenschaft e.V. / Scholarship with Commitment, Leipzig, Germany
AG Kids Control
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Call for Participation
Engagierte Wissenschaft e.V.
AG Kids Control
www.engagiertewissenschaft.de
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unterstützt durch
weiterdenken e.v.
in der Heinrich-Böll-Stiftung
www.weiterdenken.de
ARE THE KIDS ALRIGHT?
ÜBERWACHUNG, KONTROLLE, VERHALTENSFÜHRUNG UND WIDERSTAND
IM STÄDTISCHEN RAUM VON GEGENWARTSGESELLSCHAFTEN
„Everyone can change –
if people who need help will not take it, we will make them.“
(Tony Blair, Respect Action Plan, 2006)
Inhalt und Anliegen
Die Regulierung und gezielte Veränderung von Verhalten rückt spätestens seit Tony Blairs Projekt von New Labour ins Zentrum staatlichen Handelns – insbesondere gegenüber so genannten „Problemkindern“ und –jugendlichen. Diese werden in ihrem offenkundigen „Herumhängen“ als eine Belästigung für ihre Umgebung empfunden und erscheinen in der Tagespresse zumeist als kapuzentragende Halbstarke oder gleich als „kids from hell“. In einer solchen Wahrnehmungsweise geraten „antisoziales“ oder abweichendes Verhalten, Belästigung und Unordnung zu allgegenwärtigen Phänomenen, die ein „normales Leben“ scheinbar unmöglich machen. Es entsteht geradezu eine „moralische Panik“ innerhalb einer Gesellschaft, welche die Angst vor ihren eigenen Abkömmlingen befällt.
In Großbritannien stellt die Vergabe sogenannter Anti-Social Behaviour Orders (ASBOs) das populärste und verbreitetste Mittel staatlichen Eingriffs in dieses Problemfeld dar. ASBOs umfassen Maßnahmen wie Platzverweise in bestimmten städtischen Bereichen sowie das Verbot bestimmter Kleidungsstücke oder Handlungen. Sie zielen damit weniger auf unmittelbare Straftaten ab, sondern formen sozial akzeptiertes Verhalten und schalten unerwünschtes aus. Unter Verwendung von Überwachungstechniken, der Ermunterung gegenseitiger Denunziation und gezielter öffentlicher Anprangerung breitet sich so eine soziale Praxis aus, die in verwandter Weise auch im deutschen Raum zu beobachten ist.
Auch wenn deutsche Medien den herumhängenden oder Banden bildenden Jugendlichen nicht so akzentuiert darstellen wie in Großbritannien, werden die Themen Kindheit und Jugend doch ähnlich thematisiert: der bewaffnete Schüler, die elterliche Vernachlässigung, der „Vandalismus“ im städtischen Raum. Gemeinsam ist den Szenarien die Wahrnehmung eines Gefahrenpotentials aus Abweichung und drohender Abkopplung – und die Suche nach geeigneter Abhilfe in Form staatlicher Regulierung und Kontrolle.
Der öffentliche Raum wird vor diesem Hintergrund zu einem kritischen Spannungsfeld, in dem unterschiedlichste Aspekte moralischer, juridischer und sozialer Natur exemplarisch zusammentreffen:
Kontrolle, Überwachung und Inszenierung; Abweichung, Widerstand und Aneignung.
Die Ausstellung
Ziel der Ausstellung ist einerseits die Dokumentation von Strategien und Praktiken zur Regulierung des Verhaltens Jugendlicher – insbesondere im öffentlichen, städtischen Raum. Andererseits liegt ein Schwerpunkt auf möglichen Aneignungs- und Widerstandsformen, welche diesen Techniken der Überwachung und der Kontrolle begegnen, sowie den kollektiven Bildern, die deren Notwendigkeit festzuschreiben suchen. Erfahrungen und Ergebnisse aus Großbritannien und Deutschland werden ausgestellt und miteinander konfrontiert.
Der britische ASBO dient als ein Beispiel für die gegenwärtige Veränderung in der Praxis von „Überwachen und Strafen“ (Michel Foucault). Die Ausstellung dokumentiert Sichtweisen und Praktiken, Machteffekte und Kämpfe um die Bedeutung abweichenden, „anti-sozialen“ Verhaltens. Damit werden der ASBO und verwandte Praktiken nicht allein als Instrumente von Regulierung und Strafe sichtbar, sondern auch als kulturelle Symbole, von denen aus zahlreiche Zugänge zur alltäglichen Überwachung und Kontrolle sowie zur unablässigen Produktion von Angst offen stehen. Gleichzeitig bieten sie Resonanzraum für das Fragen nach Möglichkeiten und Ansätzen der Kritik sowie die Suche nach Taktiken und Programmen der Subversion.
Wir laden sowohl Künstler als auch Nicht-Künstler dazu ein, an dieser Ausstellung teilzunehmen – alle, die sich provoziert oder inspiriert von diesen neuen Formen und Bildern der Kontrolle städtischer Jugend und dem Unbehagen an der alltäglichen Überwachung fühlen. Diese Teilnahme mag in Form von Dokumentationen, Musik, bildnerischen Arbeiten, Videos, Performances, Installationen etc. erfolgen. Die Ausstellung sucht dabei ausdrücklich nach Alternativen zu den „Notwendigkeiten“, die gegenwärtig entworfen werden.
Bitte senden Sie uns eine Zusammenfassung Ihres Beitrages bis zum 15. März 2008
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CALL FOR PARTICIPATION
Engagierte Wissenschaft e.V. / Scholarship with Commitment, Leipzig, Germany
AG Kids Control
Web: www.engagiertewissenschaft.de
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ARE THE KIDS ALRIGHT?
»Everyone can change
– if people who need help will not take it, we will make them.«
(Tony Blair, Respect Action Plan, 2006)
Introduction
Regulating and transforming behaviour has been at the centre of New Labour’s mission for a “better” social order. “Troublesome youths” have been identified as the main obstacle to creating a cohesive and responsible society: Yobs, hoodies, “kids from hell” are common attributions in the mainstream media to kids who “just hang around” and appear as a “nuisance” to their community. According to this perception, anti-social behaviour, harassment and disorder are all around us and make a “normal life” impossible. A “moral panic” has been created in a society afraid of its own offspring. Interventions at national and municipal levels target the issue, asserting that the kids can only be alright if they are kept under permanent control.
Anti-Social Behaviour Orders (ASBOs) appear to be one of the most popular and convenient tools of regulation in the UK. ASBOs aim at streamlining conduct into “acceptable” behaviour by banning people from doing certain things or from entering defined places. This has not only resulted in bizarre discussions about what kinds of behaviour are perceived as anti-social but also in a revival of the time-honoured and ever-popular practices of anonymous denunciation, public shaming and banning of youths from entering designated areas of their towns. The massive use of ASBOs by British authorities in order to “get rid of the problem” has been complemented by diverse techniques of correction, surveillance and dispersal.
The exhibition
Our exhibition’s aims are to document rationalities and practices of regulating youth behaviour in urban spaces as well as to explore creative forms of appropriation of and resistance to surveillance and control. Experiences from the UK and Germany will be displayed and discussed.
The British “Anti-Social Behaviour Order” (ASBO) serves as an example for the transforming practices of “disciplining and punishing” (Michel Foucault). The exhibition documents positions and practices, effects of power and struggles over meaning of anti-social behaviour. In doing so, the ASBO is not exclusively conceptualised as an instrument of regulation and punishment but also as a cultural symbol which is appropriated, devalued or reinforced by a variety of people. The ASBO phenomenon has inspired artists, “targeted youths”, entrepreneurs and dedicated people to deal with everyday surveillance, control and the permanent production of fear in a creative, political or profit-oriented way.
We would like to invite both artists and non-artists – any people who feel provoked and inspired by these new forms of control of urban youth and the nuisance of everyday surveillance – to participate in this exhibition with your contribution in the form of
• documentaries,
• music,
• illustrations,
• collages,
• videos,
• performances,
• installations,
• poems, etc.
The exhibition expressly looks for alternatives to the “necessities” of intervention.
The exhibition is proposed to take place in autumn 2008 in Leipzig, Germany, and will be complemented by a workshop/seminar, exploring critical approaches towards regulation of behaviour in a comparative perspective.
Please send your contribution proposal by 15 March 2008 (extended deadline) to:
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The exhibition will be supported by:
BILDUNGSWERK WEITERDENKEN IN DER HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG e.V. (Heinrich Boell Foundation)
Schützengasse 18
01067 Dresden
Germany
Fon ++49-351 / 4943-311
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web : www.weiterdenken.de
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