Source: <http://www.germanistenverband.de/hochschule/collo.htm>.
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DFG-Symposion im Oktober 2004:
"Deutsche Literatur im internationalen Kontext"
Organisatoren: Prof. Dr. Hartmut Böhme; Prof. Dr. Inka Mülder-Bach;
Prof. Dr. Bernhard Siegert, Prof. Dr. Hort Wenzel.
A. Das von der DFG vorgegebene Thema umfaßt die deutschsprachige
Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart unter dem besonderen
Gesichtspunkt ihrer Wechselwirkung mit nicht-deutschen Kulturen. Ist
schon die deutschsprachige Literatur selbst räumlich, sprachlich und
ästhetisch heterogen; und zeigt sie bereits innerhalb des deutschen
Kulturraumes vielfache Verwebungen mit medien- und
wissenschaftsgeschichtlichen, mit mentalen, politischen und sozialen
Verhältnissen; so setzt das DFG-Symposion zusätzlich den Akzent auf
interkulturelle Austauschprozesse, wechselseitige Beeinflussungen und
konnektive Evolutionen der (nicht nur) europäischen Kulturen.
B. Gewöhnlich werden derart komplexe Felder durch temporale
Ordnungsmodelle organisiert. Dagegen wird das Symposion seine fünf
Sektionen nach topographischen Fragestellungen gliedern. Klassische
Ordnungssysteme etwa nach Epochen, Stilen oder Gattungen spielen nur
eine nebengeordnete Rolle. Erprobt werden sollen dagegen Modelle, die
mit dem 'topographic turn' in Teilen der Kulturwissenschaften verbunden
sind. Literaturen werden als vernetzte Räume mit eigenen Kartographien
verstanden.
C. Hierbei kommen andere Theorien, Kategorien und Vorstellungen ins
Spiel als bei temporalen Modellen. Von zentraler Bedeutung sind u.a.
Raumkonstruktionen und Raumrevolutionen; symbolische Systeme und
strukturelle Koppelungen; Kulturgeographien, Karto- und Topographien;
Ordnungen der Archive und Sammlungen; Medien und Netzwerke der
Kommunikation und des Verkehrs; Wege der Überlieferung; Translation und
Übersetzung; Transfers, Migrationen und Diffundierungen; Konzentration
und Vektoralisierung von kulturellen und literarischen Prozessen;
Grenzen und Entgrenzungen, das eigene und das fremde Terrain;
Konjunkturen räumlicher Orientierungen, die dem literarischen Felde
‚Himmelsrichtungen’ verleihen, ‚Windrosen der Literatur’; Konzepte der
Weltliteratur und der Globalisierung sowie ihrer Komplemente: ‚kleine
Literaturen’ und Regionalisierungen.
D. Der Begriff der 'Literatur' wird weit gefaßt. Ihre Verflechtung mit
kulturellen Praktiken und Mentalitäten, mit Medien-, Wissenschafts- und
Technikgeschichte, mit sozialen und politischen Rahmenbedingungen ist
zu berücksichtigen. Eingeladen sind Germanisten des In- und Auslandes,
Literaturwissenschaftler, Komparatisten, Mediaevisten, aber auch
Historiker, Kunst-, Medien- und Kulturwissenschaftler, Ethnologen und
Wissenschaftshistoriker.
E. Vorläufige Gliederung der Tagung:
1. Repräsentation und Konstruktion von kulturellen Räumen
(Raumordnungen und Raumtheorien; Kulturgeographie; Topo- und
Kartographie; räumliche Semantik von Wissensordnungen; Archive und
Sammlungen...
2. Translation und Diffundierung, Homogenisierung und Differenzierung
von diskursiven Räumen (Übersetzung, Rezeption, Einfluß- und
Überlieferungswege, kulturelle Attraktionen und Repulsionen, Rhetoriken
des Raumes
3. Netzwerke, Verkehr und Medien der literarischen Kommunikation
(Raumrevolutionen und technische Medien, Infrastrukturen, Knoten und
Verteilerwege, Bibliotheken, Verlage, Klöster, Märkte...)
4. Topographien und Richtungen des literarischen und diskursiven Raumes
(Konjunkturen räumlicher Orientierung, ‚Himmelsrichtungen’ des
literarischen Feldes, 'Windrose' der Literatur, Suprastrukturen und
Regionen, Richtungsräume...)
5. Die Grenzen und das 'Andere' (Explorationen, Exotismus, Reisen,
Itinearien, Liminalität und Heterotopien, imaginäre und virtuelle
Räume...)
Bewerbungen (CV, Publikationsliste, vierseitige Exposés des Themas mit
Fragestellungen, Theorierahmen, Gegenstandsfeld) sind bis zum
30.10.2003 zu richten an:
Prof. Dr. Hartmut Böhme, Kulturwissenschaftliches Seminar, Humboldt-
Universität zu Berlin, Sophienstr. 22a, D-10099 Berlin oder besser per
e-mail: [log in to unmask]
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