Source:
http://www.uni-potsdam.de/u/fea/wehinger/tagung1.htm
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Forschungszentrum Europäische Aufklärung Potsdam
T A G U N G
Europäischer Kulturtransfer im 18. Jahrhundert
Literaturen in Europa – europäische Literatur?
9. bis 11. Mai 2002
Tagungsort: Forschungszentrum Europäische Aufklärung Potsdam (FEA) und
Stadt- und Landesbibliothek Potsdam
Von Deutschland aus betrachtet, stellt sich das 18. Jahrhundert als das
Zeitalter der Aufklärung und zugleich als die Epoche dar, in der sich eine
eigenständige deutsche Literatur herausbildet. Aber nicht anders als die
Aufklärung ist auch die Entstehung einer deutschen Nationalliteratur ein
europäisches Ereignis. Die Abgrenzung gegen das französische Kulturmodell
vollzieht sich in Deutschland am Maßstab englischer Vorbilder, bevor ein
Jahrhundert später deutsche Literatur in England und Frankreich Interesse
erweckt.
Im Zeichen der Aufklärung ist Paris die unbestrittene Hauptstadt des 18.
Jahrhundert, ist Französisch die lingua franca des aufgeklärten Geistes, der
seine Anhänger in ganz Europa hat. Während die Aufklärung in Paris ihr
Hauptquartier hatte, lassen sich ihre Wurzeln nach England verfolgen. Was
sich von Frankreich aus über Europa verbreitet, hat dort sowenig seinen
Ursprung, wie es durch Dogmen und Lehrsätze sich bestimmen läßt. Nicht
was zu denken sei, sondern selbst zu denken, ist die Botschaft der
Aufklärung.
Wenn es also in diesem Sinne nur eine Aufklärung gibt, so macht es
dennoch Sinn, von einer französischen, englischen, deutschen Aufklärung zu
sprechen. Was für den europäischen Transfer der Ideen gilt - seit Beginn des
Jahrhunderts begünstigt durch eine literarische Öffentlichkeit und eine
intensive Reisetätigkeit -, gilt nicht minder für die Formen, in denen sich
dieser Austausch vollzieht. Längst hat sich die Einsicht durchgesetzt, daß
die nationalen Literaturen, zu denen das 18. Jahrhundert nicht nur die
‚schöne‘ Literatur, sondern auch die philosophische Essayistik, die Kritik und
den Brief zählt, nur im europäischen Kontext angemessen verstanden werden
können. Wenn sich also zugespitzt sagen läßt, daß es Nationalliteraturen
eigentlich nicht gibt, gibt es dann eine europäische Literatur?
Tagungsprogramm
I. Medien des Kulturtransfers
Freitag, 10. Mai 2002; 9.30 – 12.30 Uhr; FEA
Marie-Luise Spieckermann (Münster)
Anthologien englischer Autoren und die Bildung eines deutschen Kanons der
englischen Literatur
Franziska Sick (Kassel)
Die Bibliothek als Ort des Kulturtransfers: Das Beispiel der Fürstlich
Waldeckischen Hofbibliothek zu Arolsen
Helmut J. Schneider (Bonn)
Familiendramaturgie und Nationaltheateridee: Deutschland im europäischen
Vergleich
II. Literaturen im europäischen Kontext
Freitag, 10. Mai 2002; 14.30 – 17.30 Uhr; FEA
Rainer Zaiser (Köln)
"Dieses Theater des Herrn Diderot": Empfindsamer Kulturtransfer im
bürgerlichen Theater der Aufklärung - Diderot, Lessing, Goldoni
Silvia Mergenthal (Konstanz)
Jean-Jacques oder die weibliche Erziehung: Aspekte der Rousseau-
Rezeption in Großbritannien
John H. Zammito (Houston)
Herders Rezeption der Schottischen Aufklärung 1770-72
Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Am Kanal 47, am 10. Mai 2002; 19
Uhr
Bernhard Fabian (Münster)
Englisch-deutsche Kulturbeziehungen im 18. Jahrhundert
III. Die Gegenwart der Antike
Samstag, 11. Mai 2002; 10 – 13 Uhr; FEA
Susanne Scholz (Paderborn)
Römische Miniaturen: Zur kulturellen Funktion von Grand Tour-Souvenirs im
England des 18. Jahrhunderts
Vanessa de Senarclens (Berlin)
Friedrich der Große und Montesquieu – Zwei Begriffe von Kultur
Martin Vöhler (Berlin)
Ein Adler über den Krähen? Zur europäischen Diskussion um Pindar im 18.
Jahrhundert
Podiumsdiskussion
Samstag, 11 Mai 2002; 13 Uhr; FEA
Gibt es eine europäische Literatur?
Moderation: Hermann Josef Real (Münster), mit Annette Hilker (München),
Alexander Košenina (FU Berlin) u.a.
Konzeption:
Barbara Schmidt-Haberkamp (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)
[log in to unmask]
Uwe Steiner (Rice University, Houston) [log in to unmask]
Brunhilde Wehinger (Forschungszentrum Europäische Aufklärung Potsdam,
Freie Universität Berlin); [log in to unmask]
Kontakt: B. Wehinger, Forschungszentrum Europäische Aufklärung; Gregor-
Mendel-Straße 21/22, 14469 Potsdam, Tel. (0331) 2781-100, Fax (0331)
2781-202
Die Tagung wird gefördert durch die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Land Brandenburg
Goethe Center for Central European Studies an der Rice University, Houston
http://gcces.rice.edu
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