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Call for papers. Colloquium an der FU Berlin 18. - 20. Juli 2002 (in
Zusammenarbeit mit dem Forum für interdisziplinäre Frühneuzeitforschung)
Wi(e)der die Frau.
Zu Geschichte und Funktion misogyner Rede
Die Forschung zum Thema ‚Misogynie' ist seit geraumer Zeit sehr spärlich
geworden. Mit den grundlegenden Veränderungen innerhalb der Frauen- bzw.
Geschlechterforschung scheinen frühere Ansätze größtenteils problematisch,
ja sogar der Untersuchungsgegenstand selbst obsolet zu sein. Doch eine
veränderte wissenschaftliche Wahrnehmung ändert nichts an der Tatsache,
dass das Phänomen omnipräsent war und ist. Von der Antike bis in die
Moderne finden sich immer wieder Traditionen frauenfeindlichen Sprechens,
das oft gleichrangig neben einer ins andere Extrem fallenden Idealisierung
und Verehrung der Frau steht.
Gerade die Betrachtung unterschiedlicher Diskurse macht darauf
aufmerksam, daß ‚Frauenverachtung' kein ahistorisches und kontextloses
Konzept ist, wie es mitunter gesehen wurde. Zudem gibt es wohl kaum ‚die
Misogynie' an sich, sondern verschiedene Ausprägungen misogynen
Sprechens - Konstrukte einer Sprechergemeinschaft, die zu jeweils
bestimmten Zeiten in bestimmten Diskursen zur Abgrenzung und
Selbstvergewisserung einer Gruppe gedient haben (Paradebeispiel:
humanistische, frauenfeindliche Traktate) sowie nichtsprachlicher
Inszenierung. Misogyne Topik war demnach wohl weniger Ausdruck einer
individuellen männlichen Gefühlslage, sondern erfüllte diskursive Funktionen.
In dem geplanten Colloquium wird angestrebt, diesen Funktionen in
verschiedenen Epochen (Antike bis Gegenwart) und Diskursen (Literatur,
Philosophie, Kunst, Medizin usw.) nachzugehen. Im Zentrum der Beiträge
sollten dabei vor allem drei Fragen stehen: 1. Wie lässt sich 'Misogynie' in
dem jeweiligen Fall historisch spezifizieren? 2. Welche strategische Funktion
erfüllt sie? 3. Welche Auswirkungen sind festzustellen bzw. welche
Möglichkeiten (gesamtgesellschaftlich und innerdiskursiv) haben sich daraus
ergeben (sind Gegenstrategien festzustellen)? Bei all dem wäre ein kritischer
Blick auf die moderne Forschung wünschenswert. Ein Sammelband zum
Thema ist geplant. Themenvorschläge mit Kurzbeschreibungen werden bis
zum 1. April 2002 erbeten an:
Ursula Kocher
Freie Universität Berlin
Institut für Deutsche und Niederländische Philologie
Forschungsstelle für Mittlere Deutsche Literatur
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
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Andrea Geier
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Graduiertenkolleg Pragmatisierung/Entpragmatisierung
Wilhelmstr. 50
72074 Tübingen
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