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Junges Forum fuer Sammlungs- und Objektforschung

 

MUT, Museum der Universität Tübingen, 06. - 08.09.2018

 

"ZUR SACHE! Objektwissenschaftliche Ansätze der Sammlungsforschung aus
disziplinärer, wissenschaftsgeschichtlicher und überfachlicher Perspektive"

 

Vom 6. bis 8. September 2018 veranstaltet das Museum der Universität
Tübingen MUT gemeinsam mit der Gesellschaft für Universitätssammlungen e.V.
einen von der VolkswagenStiftung finanzierten Workshop in der Reihe „Junges
Forum für Sammlungs- und Objektforschung“. Eingeladen dazu sind jüngere
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, insbesondere Graduierte,
Doktorandinnen und Doktoranden, aber auch PostDocs aller Disziplinen, die an
materiellen Objekten und Sammlungen forschen.

 

Im Rahmen des geplanten Workshops am MUT sollen wissenschaftliche Fragen,
Methoden und Ergebnisse vorgestellt und mit anderen
Nachwuchswissenschaftlerinnen sowie Experten diskutiert werden. Darüber
hinaus erwarten wir von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass sie bereit
sind, ihre Arbeit mit Vertretern anderer Disziplinen zu erörtern und sich an
der anschließenden Publikation zu beteiligen.

 

Thema

Die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Beachtung und Neubewertung
wissenschaftlicher Sammlungen an Universitäten, Hochschulen und Akademien
hat auch die Relevanz des materiellen Objektes als wissenschaftlichem
Zeugnis – insbesondere im Verhältnis zum Schriftdokument und zum Bild –
beträchtlich erhöht. Ganz im Gegensatz zu dieser erfreulichen Diagnose
mangelt es jedoch bei der wissenschaftlichen Bearbeitung von Sammlungs- und
Objektlagen noch immer an theoretischen Grundlagen zur Herangehensweise oder
gar über einzelne Fachkulturen hinausgehenden gemeinsamen methodischen
Vorstellungen, die dem spezifischen Charakter des Objekts entsprächen. Dies
gilt insbesondere dann, wenn dem materiellen Objekt nur Bildcharakter
eingeräumt wird und damit ein gewichtiger Teil seines Erkenntnispotentials
ungenutzt bleibt. Daran konnten auch die seit Jahrzehnten existierenden
analytischen Schwerpunktsetzungen, wie etwa die material studies, nichts
ändern. 

Hier sollen nun Konkretionen des Objekts befragt werden. Dem liegt die
Annahme zugrunde, dass das Objekt nicht Substitut, sondern immer auch
entscheidender Teil der Realität ist. Mehr noch: Es stellt sogar eine ganz
eigene Form und Qualität der Realität dar. Das Objekt birgt Eigenschaften,
ihm werden Funktionen und Bedeutungen zugewiesen. Es hat als Medium, Mittel,
Werkzeug oder Kunstwerk selbstredend eine völlig eigenständige Forschungs-
und Erkenntnisberechtigung. Viele Objekte materialisieren ein immaterielles
Gedankenkonstrukt, das sich schwer anders fixieren lässt. Und selbst Bilder
oder unsere Sprache, die gewöhnlich am besten in der Lage ist, die
komplexesten theoretischen Zusammenhänge zu formulieren, vermögen das
Potential der materialisierten Objekte nicht zu erreichen oder gar zu
ersetzen.

 

Denn oft erlaubt erst das Objekt, eine Vielzahl von Theorien, Fakten,
Zusammenhängen und Überlegungen, von Nutzungen und Zeitspannen überhaupt
sichtbar werden zu lassen, sie materiell „fassbar“, buchstäblich
„begreifbar“ zu machen und Erkenntnisprozesse anzustoßen. Kurz: Nicht nur
die Bibliotheken, Archive und Bildersammlungen gelten als erhaltens- und
förderungswürdige Lehr- und Forschungsinfrastrukturen, sondern auch die
zahlreichen Sammlungen von Objekten. Denn wissenschaftliche Sammlungen an
Universitäten bieten breite Möglichkeiten: als materieller Wert an sich, als
kulturelles Erbe der Universität, als direkte Quellen oder als Infrastruktur
von Forschung, als Lehrmittel und Lehrinfrastruktur, zur Konkretion von
fachlichen Inhalten, für überfachliche und praxisnahe
Qualifizierungsmöglichkeiten, zur Profil- und Imagebildung der Universität,
für eine optimierte bildungspolitische Wahrnehmung auf der Ebene des
Trägers, also meist des Landes, zur verbesserten öffentlichen Sichtbarkeit
und damit zur Öffnung und positiv veränderten Wahrnehmung einer von außen
nicht selten als hermetisch betrachteten Institution Universität – um nur
die wichtigsten Potentiale anzuführen.

 

Die Frage stellt sich zunächst, ob es denn überhaupt über die einzelnen
fach- und wissenschaftsgeschichtlichen Perspektiven hinaus überdisziplinäre
methodische Fokussierungen geben könnte, um sammlungsspezifische, mithin
„objektwissenschaftliche“ Wege zu weisen?

So soll in diesem Workshop die Relevanz von Objekten beleuchtet sein: Form,
Materialität, Dimension, Entstehungskontext, konkrete Nutzung, räumliches
Vermögen, Zeitzeugenschaft, Repräsentationsfunktion, ästhetisches
Affizierungspotential und viele andere objektspezifische Qualitäten können
aus unterschiedlichsten fachlichen Perspektiven dadurch nochmals klarer vor
Augen treten.

 

Für die Diskussion erbeten sind Abstracts aus allen Disziplinen –
ausdrücklich auch aus den naturwissenschaftlichen Fächern – um zunächst die
Grundlagen objektwissenschaftlicher Tendenzen abstecken zu können.

 

Das Junge Forum für Sammlungs- und Objektforschung Die Initiative „Junges
Forum für Sammlungs- und Objektforschung“ ist ein Kooperationsprojekt der
Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen, Berlin,
mit vier Universitäten; es wird von der VolkswagenStiftung finanziert. Die
Workshopreihe bietet eine besondere Plattform für jüngere
Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, um sich
fächerübergreifend miteinander zu vernetzen und Fragen der objektbasierten
Forschung insbesondere in wissenschaftlichen Sammlungen an Hochschulen zu
reflektieren.

Zentrales Anliegen ist es, den wissenschaftlichen Nachwuchs dazu anzuregen,
mit wissenschaftlichen Sammlungen und Objektbeständen an Hochschulen zu
arbeiten, Objektkompetenz zu erwerben und interdisziplinäre Projekte
entwickeln zu lernen.

 

Informationen

Wir bitten um kurze Abstracts im Umfang von maximal einer Seite für eine
20-minütige Präsentation sowie einen knappen Lebenslauf mit Stichworten zu
den Forschungsinteressen an die unten angegebene E-Mail-Adresse. 

Stichtag der Einsendung ist der 29. April 2018. 

Einsendungen bitte an: [log in to unmask]
<mailto:[log in to unmask]>  (Stichwort: „Junges Forum“).

 

Die Tagungsbeiträge werden von der Gesellschaft für Universitätssammlungen
e.V. (GfU) digital publiziert; die Reise- und Übernachtungskosten werden
erstattet.

 

Für weitere Informationen zum MUT siehe www.unimuseum.de
<http://www.unimuseum.de> ; für Informationen zur Koordinierungsstelle für
wissenschaftliche Universitätssammlungen siehe
http://wissenschaftliche-sammlungen.de; die digitale Publikation zum ersten
Workshop des „Jungen Forums“ in Berlin finden Sie hier:
https://edoc.hu-berlin.de/objekte2017.

 

 

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