Für den Bau eines Hauses aus Stein,
einer Kirche oder eines Klosters sind umfangreiche Vorarbeiten
nötig. Vor allem aber musste der Platz bestimmt, am Boden vermessen und
ausgesteckt werden[1].
Dann wurden die Fundamentgräben ausgehoben und das Fundament errichtet[2]. Für die Gräben waren fossarii (wohl Spezialisten), ligoniste (wohl zu ligo, Hacke), oneratores (Träger) et
bucharii (lt. Du Cange Zimmermann) und andere Arbeiter und Meister
zuständig[3]. Eine Quelle um 1200 nennt geometricos et carpentarios, welche die
Baustelle mit der Messrute, pertica,
etwa 3m lang[4],
ausmessen sollten und die ersten Gebäude errichteten[5].
Der Platz, um ein Kloster zu gründen, wird
selbstverständlich mit Hilfe Gottes gefunden. Es ist entweder wunderschön oder
ganz tief in der Wildnis, im besten Fall beides. Nicht selten war der Platz
zuvor den Göttern heilig, von Dämonen oder Ungeziefer bevölkert oder eine
Räuberhöhle und muss symbolisch gesäubert werden[6]. Ein geeigneter Ort in der
Gegend von Aachen ist von Bäumen umstanden, zwar unbewohnt, aber fruchtbar (herba floridus) und gut bewässert, von den
Wasserläufen sogar geschützt. Das Wasser dient zum Fischen und für eine Mühle, es
gibt genug Holz, Bausteine sind nicht weither zu transportieren, Wiesen und
Ackerland und künftige Weingärten sind in der Nähe[7]. Der locus amoenus et monachis nimis congruus, an dem Korvey gegründet
wurde, liegt östlich der Weser bei Paderborn und das Tal hat die Gestalt eines
griechischen D,
gesehen als Zeichen der Trinität[8].
[1] Marie de France, Äsop XC, 248f., erwähnt einen (unaufrichtigen) mesureür, der Land vermaß.
[2] Hugeburg, V. Wynnebaldi c. 11, 115
(168f.).
[3]
Lambert von Ardres, Historia 84, 600. Es gab auch hochgestellte Zuschauer.
[4] Schon
im römischen Heer sind die Messlatten 10 Fuß lang, Vegetius, Epitoma 3 VIII 13,
ed. Önnerfors 130: Opus vero centuriones decempedis metiuntur;
Lex Bawariorum I 13, 287: perticam X
pedes habentem; Isidor, Etymolgiae 15 XV 2, 180: de mensuris agrorum.
[5] Lambert von Ardres, Historia 57, 589;
vgl. auch Paschasius Radbertus, Epitaphium Arsenii I 15, 44 über Adalhard und
Wala: Qui cum lineas manu tenderent ad
opus et harundine metirent ac disponerent utraque loca, quibus in locis singula
fierent …
[6] Berges, Land; Wolfram, Grenzen 366f.; Wilhem von St. Thierry, Vita
Bernardi I 97: Erat autem Clarevallis locus in territorio Lingonensi non longe
a fluvio alba antiqua spelunca latronum et antiquitus dicebatur vallis
absinthialis seu propter habundantis ibi absinthii copiam seu propter
amaritudinem doloris incidentium ibi in manus latronum. Ibi ergo in loco horroris et vastae solitudinis
consederunt viri illi virtutis facturi de spelunca latronum templum Dei et domum
orationis.
[7] Ann. Rodense, Fundatio 701. Chron.
Ebersheimense 1, 432.
[8] Paschasius Radbertus, V. Adalhardi
65, 1541.