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Eröffnung der Ausstellungen
Opening of the exhibitions

Siân Bowen & Nova Zembla
SUSPENDING THE EPHEMERAL


am Freitag, den 27. April 2012 18-21 Uhr

on Friday, April 27, 2012 6-9 pm

Jan-Philipp Fruehsorge

Dauer der Ausstellung: 27.04.-02.06.2012
Duration of the exhibition: 27.04.-02.06.2012
Öffnungszeiten: Dienstag-Samstag 11-18 Uhr
Opening Hours: Tuesday-Saturday 11 am-6 pm

Sian

 

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Zwei Jahre lang (2010-12) arbeitete die britische Künstlerin Siân Bowen als Gastkünstlerin am Amsterdamer Rijksmuseum über die Sammlung derNova Zembla-Druckgrafiken. Die Drucke, die 300 Jahre lang im arktischen Eis auf der Insel Nova Zembla (heute: Nowaja Semlja) eingefroren waren, bilden den Ausgangspunkt ihres Projektes, für das sie die Beziehung zwischen der Materialität des Mediums Zeichnung und der Vergänglichkeit musealer Arbeiten auf Papier untersuchte.

Die Grafiken der niederländischen Sammlung sind Zeugen einer beeindruckenden Geschichte, die im Jahr 1596 ihren Lauf nahm, als der holländische Seefahrer Willem Barentsz mit einem Expeditionsschiff aufbrach, um über den arktischen Ozean die nordöstliche Durchfahrt nach China zu finden. Durch extreme klimatische Bedingungen an der Weitefahrt gehindert, musste die Expedition auf der Insel Nova ZemblaZuflucht suchen. Die Crew errichtete eine notdürftige Unterkunft, die alsBehouden Huys bekannt wurde und in welchem die Drucke bis zu ihrer Entdeckung im Jahre 1872 in Stapeln lagerten. Das Haus hatte sich im Laufe der Jahrhunderte mit Eis gefüllt, das die Stapel zu regelrechten Pappmaché-Blöcken zusammenfror. Erst 1977 fand man im Rijksmuseum eine Möglichkeit die einzelnen Schichten sorgfältig zu trennen und die unzähligen Einzelteile wieder zusammenzufügen. Die Grafiken waren einem physikalischen Transformationsprozess ausgesetzt, der sie von zweidimensionalem Papier zu dreidimensionalen Blöcken verwandelte und schließlich wieder zurück zu Papierblättern.

Die Werke, die in der Ausstellung gezeigt werden, reflektieren Siân Bowens eigene "Reise" durch das Projekt. Auf dem Papier verdichten sich die oftmals ephemeren Materialien, die Bowen benutzt. Die Künstlerin arbeitet überdies mit Licht und Perforationen, die den Arbeiten ihre taktilen Qualitäten verleihen, gleichzeitig aber auch Aspekte von Transparenz, Reflektion und Fragilität hervorrufen. Siân Bowen führte das Projekt mit Hilfe der Papierrestaurierungswerkstatt des Rijksmusuems durch um Methoden und Materialien des 16. Jahrhunderts kennenzulernen. Auch Filmemacher, Archäologen, Kuratoren und Historiker beteiligten sich an der Arbeit. Zusammen mit dem Papiermacher Gangolf Ulbricht entwickelte Bowen ein Papier, welches dem der Nova Zembla-Grafiken sehr nahe kam. Darüber hinaus machte sie sich auf, die ursprüngliche Route der Expedition nachzufahren und diese Reise mit der Videokamera festzuhalten. Die Bilder, die sie mitbrachte, entstanden durch die Spiegelung des vorüberziehenden Packeises in einem eigens angefertigten ?Claude-Glas', welches am Schiff befestigt wurde.

Das Projekt schließt an Siân Bowens fortwährendes Interesse an, neue Wege zu finden, Zeichnungen herzustellen und auszustellen, um so auch einer museologischen Dimension des Wandels auf die Spur zu kommen.

Der Katalog Siân Bowen and Nova Zembla: Suspending the Ephemeral, herausgegeben von RGAP, begleitet die Ausstellung mit Beiträgen von Wim Pijbes (Direktor des Rijksmuseums), Jan de Hond (Kurator der Nova Zembla Sammlung), Jan-Philipp Frühsorge (fruehsorge contemporary drawings Berlin), Chris Dorsett  (Künstler-Kurator) und Joel Fischer (Künstler, Schriftsteller und Kurator).

Das Projekt wurde gefördert vom Rijksmuseum Amsterdam und vom Art and Humanities Research Council (UK).


 
 
 
 
As Guest Artist in Drawing at Rijksmuseum Amsterdam, Sian Bowen spent two years (2010-12) developing a new body of works; the Nova Zembla collection of prints, which, having lain frozen in the Arctic for three centuries, provided opportunities to explore the materiality of drawing and the ephemeral nature of museum objects on paper. The prints were carried as merchandise on a 1596 failed Dutch expedition to China. An over-wintering refuge on Nova Zembla housed these stacks until their discovery: they had been transformed into papier-mâché blocks. In 1977 methods were devised to reassemble the thousands of fragments.

The works in this exhibition reflect Bowen's own 'journey' through the project, emphasizing the tactile qualities of her artworks which at the same time employ light, transparency, perforation, reflection and fragility, and consolidating the often fugitive nature of the materials used in their making. The artist realized the project collaborating with Rijksmuseum's Paper Conservation Studio to employ 16th century methods and materials to new ends, and also with archaeologists, curators, historians, printmakers and filmmakers. She worked closely with papermaker, Gangolf Ulbricht, to make paper for her drawings sympathetic to that of the Nova Zembla prints. In addition she retraced part of the route of the original expedition and filmed this journey through the fragmented icepack as it was reflected in a replica 'Claude glass'.

Sian Bowen and Nova Zembla: Suspending the Ephemeral, published by RGAP, accompanies the exhibition. Critical essays by Wim Pijbes, (Director of the Rijksmuseum), Jan de Hond, (Curator of the Nova Zembla Collection), Jan Philipp Fruehsorge (fruehsorge contemporary drawingsBerlin), Chris Dorsett (artist-curator) and Joel Fisher (artist, writer and curator) contextualize the new works which include drawings, vellum bound artist books and video pieces.

The project has been supported by Rijksmuseum Amsterdam and the Art and Humanities Research Council, UK.







Im Kabinett:

Bettina Munk

IM ORBITAL

 

am Freitag, den 27. April 2012 18-21 Uhr
on Friday, April 27, 2012 6-9 pm

Dauer der Ausstellung: 27.04.-02.06.2012
Duration of the exhibition: 27.04.-02.06.2012
Öffnungszeiten: Dienstag-Samstag 11-18 Uhr
Opening Hours: Tuesday-Saturday 11 am-6 pm

 
 
 

munk

 
 

Sie sagen: das Reale, die Welt wie sie ist. Aber sie ist nicht, sie wird! [...]
Die Welt, das Reale, ist kein Objekt. Sie ist ein Prozeß.

John Cage im Gespräch mit Daniel Charles, Erstes Gespräch aus:" Für die Vögel" Merve Verlag Berlin, S. 89

Als John Cage 1970 im Interview mit Daniel Charles diese Bemerkung machte, war die in feste Blöcke eingeteilte Welt noch weit entfernt von der Anerkennung einer Beweglichkeit, die im heutigen Informationszeitalter selbstverständlich geworden ist. John Cage konnte zeigen, dass die Zufälle in seinen Notationen zusammen mit den Koinzidenzen in der Aufführung seiner Werke Kunst sind; dass also zufallsbasierte Information zusammen mit der Wirklichkeit erst die Realität, das Musikstück ergeben. Cage macht uns deutlich, dass Zufall nicht gleichbedeutend mit Willkür ist.

Im 21. Jahrhundert sind die einst festen Kategorien in Bewegung gekommen, Kunst und Wissenschaft bewegen sich aufeinander zu. So kommt es, dass zur documenta 13 in diesem Jahr mit Anton Zeilinger ein Physiker aus dem Bereich der Quanteninformation als Berater herangezogen wird.
Für Zeilinger ist die Rolle des Zufalls eine der wichtigsten Entdeckungen in der Naturwissenschaft des 20. Jahrhunderts und die Konzepte der Information und der Wirklichkeit gar nicht voneinander trennbar. Obwohl die Welt als Prozess ins allgemeine Bewusstsein gerückt ist, werden Wirklichkeit und Realität immer noch gleichgesetzt. Dabei ist die Realität erst das Ergebnis aus dem Zusammenspiel von Zufall mit Information und Wirklichkeit als Potenzialität. Das immer wieder deutlich zu machen ist die Aufgabe einer Kunst, wie Cage sie versteht.


Das Konzept der Ausstellung "im Orbital" spielt mit dem Zufall in der künstlerischen Tradition von John Cage und dem Wirklichkeitsentwurf der Quantentheorie. In den Zeichnungen und Animationen bestimmen Koinzidenzen die Komposition.

 
 
 

You say: the real, the world as it is. But it is not, it becomes! [...]
The world, the real is not an object. It is a process.

John Cage in conversation with Daniel Charles, Christopher Shultis:?Silencing the Sounded Self: John Cage and the Intentionality of Nonintention, in: The Musical Quarterly, Vol. 79, No. 2 (Summer 1995), S. 319.

When John Cage made this remark in 1970 in a conversation with Daniel Charles, the world was still divided into firm blocks with no sense of mobility, a matter of course in today's media age. John Cage shows, that the coincidences which appear in his notations can be seen - together with the coincidences which occur during the display of his works - as art. That means that information based on coincidences together with substantiality becomes the reality of the piece of music. Cage articulates that something coincidental does not have to be arbitrary.

In the 21st century, the once inflexible categories came into motion. Art and science became closer. As a result, this years documenta 13 hired quantum physicist Anton Zeilinger as a consultant. Zeilinger is convinced that the role of coincidence is one of the most important discoveries of the applied sciences in the 20th century and also that the concepts of information and substantiality are interwoven and inseperable. Although the world as process has come to the fore, substantiality and reality are still taken for the same. But reality is the result of the interaction between coincidence with information and substantiality as a potentiality. To continue to make this idea clear, is the core discipline of art how Cage understands it.

The concept of the exhibition "im Orbital" broaches the issue of coincidence in the tradition of John Cage and the design of substantiality of quantum theory. The shown drawings and animations are determined by coincidences.


 
 
 
 
 

Jan-Philipp Fruehsorge
fruehsorge contemporary drawings

Heidestrasse 46-52
10557 Berlin

T +49 30 280 95282
F +49 30 70245702
M +49 175 275 1210

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http://www.fruehsorge.com

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