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Sehr geehrte Dr. Hansen-Schaberg,



ich bin sehr an einer Teilnahme an der von Ihnen angekündigten Tagung zu
Frauen im Exil vom 28-30 Oktober 2005 interessiert. Gemäss Ihrem „call for
papers“ lege ich ein Expose meines Vortrags bei. Dr. Catherine Stodolsky






  Exposé zu meinem Vortragsangebot für die Tagung „Frauen im Exil“ am 28. –
30. Oktober 2005 in Berlin



  Ich möchte über meine Beziehung zu meiner Tante Lisa Fittko vortragen.

  Lisa Fittko hat 1940 Walter Benjamin über die Pyrenäen gebracht und mehr
als Hundert andere Flüchtlinge vor den Nazis gerettet. 1985 wurde Lisa
Fittkos erstes Buch Mein Weg über die Pyrenäen in Deutschland
veröffentlicht. Anläßlich der Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises,
hatte Jürgen Habermas zu Fittkos Buch erklärt: «Es gibt gewisse Bücher, auch
heute noch, ... hinter denen eine der Weißen Rose würdige Lebensgeschichte
steht. Lisa Fittkos Erinnerungen an die Jahre 1940/41 sind von dieser Art.»



  Ich bin in ihrer Nähe in Chicago aufgewachsen und war von früh an sehr an
ihrer Biografie interessiert.  Die Art, wie sie mir aus ihrem Leben
berichtet hat und ihre Erfahrungen mit mir geteilt hat, hat mich sehr
beeindruckt.  Mit zwanzig  habe ich sie bei ihrer ersten Europareise nach
dem Zweiten Weltkrieg begleitet. Dabei besuchten wir  auch das
südfranzösische Banyuls, den Ort ihrer jetzt bekannten Widerstandsarbeit.
Seitdem habe ich mit ihr zahlreiche Interviews gemacht und zusammen mit ihr
mehrere Orte besucht, die eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt haben.
Das alles hat ihr sicher beim Abfassen ihrer Memoiren geholfen.



  Jetzt, als Historikerin mit Spezialisierung auf Exil und Frauengeschichte
(ich bin Lehrbeauftragte an der LMU in München), bin ich dabei, Lisas
Biografie zu schreiben.



  Meine eigene Entwicklung als Historikerin ist von meiner Beziehung zu Lisa
tief beeinflusst worden.  Nicht nur bin ich in einer von Exil und Widerstand
geprägten Familie aufgewachsen, aber mein ganzer Blick auf die Vereinigten
Staaten und jetzt auf Deutschland, wo ich seit 1973 lebe, ist davon
gekennzeichnet.



  Ohne jetzt weiter ins Detail zu gehen, möchte ich erwähnen, dass auch der
spezifisch „weibliche“ Umgang mit familiengeschichtlicher Tradierung in
meinem bereits geschriebenen Kapitel der Fittko-Biografie über den
Stellenwert der Erinnerung in meinem Leben enthalten ist.



  Für weitere Informationen über meine Familie und Forschung zu Lisa Fittko,
siehe bitte unter

  www.lrz-muenchen.de/~catherine.stodolsky

  (oder unter meine Name im GOOGLE).