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Deutsche Gründungsmythen
von der Hermannsschlacht bis zum Wunder von Bern
 

Internationale Tagung in Ferrara (Italien), 6.-8. Mai 2005
 
im Rahmen des Projekts
 
Nationale Identität und europäische Mythen
 
Call for Papers
 
Politische Entitäten legitimieren sich durch ihre Gründungsnarrative, diese stiften Sinn, bieten Orientierung und Perspektivierungen, "mit deren Hilfe die Kontingenz geschichtlicher Verläufe wegerzählt und die Komplexität ökonomischer, sozialer und politischer Prozesse reduziert wird" (Herfried Münkler). Damit bedienen diese Erzählungen zum einen die aufklärerische Seite aller Mythenproduktion, das Bedürfnis nach Positionierung in der Welt, nach ihrer Durchdringung und Verarbeitung. Andererseits verklären sie, weil sie voranalytische und damit falsche Synthesen anbieten, die sich häufig im Symbol verdichten. 
Die an Diskontinuitäten und Brüchen reiche deutsche Geschichte weist ein verstärktes Bedürfnis nach Mythen auf. Sie fiktionalisieren historische Ereignisse mit der Absicht, das Disparate zu heilen, die nie gewesene Einheit zu beschwören und zugleich zu stiften. In ihnen wird retrospektiv Gestalt, was als Faktizität des 'So-Gewesenen' nie zugänglich wäre. Dadurch kompensieren solche Gründungsmythen einen Mangel an 'selbstverständlicher' - nationaler - Identität. Sie werden als positive Stereotype entworfen, können aber als Heteroimages und Fremderzählungen zur Germanophobie umgewertet werden. Darüber hinaus entstehen in anderen Ländern Identitätsstiftungen, für die die Abgrenzung von Deutschland konstitutiv ist.
Viele deutsche Gründungsnarrative wurden wirkmächtig während und nach den wiederkehrenden Bemühungen um nationale Einigung: von der Hermannsschlacht über die Nibelungensage bis hin zur Vereinigung von 1989. Ein strikt gegensätzliches Paradigma wird insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg virulent: die Gruppe 47 oder die Studentenbewegung schreiben die gewollte Diskontinuität in ihr Gründungsmoment ein.
 
Die Tagung wird konzipiert als Zusammenarbeit von vier europäischen Universitäten: 
 
Bremen (Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften; Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien) / Prof. Dr. Heinz-Peter Preußer
Ferrara (Dipartimento di Scienze Umane) / Prof. Dr. Matteo Galli
Leiden (Faculteit der Letteren; Zentrum für Sprache und Identität, CTI) / Prof. Dr. Anthonya Visser 
Warwick (Department of German Studies) / Dr. Helmut Schmitz 
(Internationaler Arbeitskreis Literatur und Politik in Deutschland e.V.).
 
Wir wünschen uns zu diesem Thema Beiträge von Soziologen, Historikern, Literatur-  und Kulturwissenschaftlern, Sozialpsychologen, Medienwissenschaftlern, Rechtshistorikern, Musik- und Kunsthistorikern, Politologen und Religionssoziologen und angrenzenden Arbeitsgebieten.
Die Beiträge können sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache gehalten werden.
Abstracts von maximal 300 Worten erbitten wir bis zum 30. Oktober 2004. Rückmeldungen bis zum 30. November 2004. 
Wir beabsichtigen die Beiträge in der Reihe "Jahrbuch Literatur und Politik" im Verlag Winter/Heidelberg zu veröffentlichen.
 
Ihren Vorschlag richten Sie bitte gleichzeitig an alle vier unten angegebenen E-Mail-Adressen:
 
Prof. Dr. Heinz-Peter Preußer   [log in to unmask] 
Prof. Dr. Matteo Galli  [log in to unmask] 
Prof. Dr. Anthonya Visser   [log in to unmask] 
Dr. Helmut Schmitz   [log in to unmask] 

 
Dr Helmut Schmitz
Dept of German Studies
University of Warwick
Coventry CV4 7AL
Tel: 024/76 572524
email: [log in to unmask]