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Source:
http://www.arts.unsw.edu.au/languages/main/conference.html
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Department of German Studies, University of New South Wales,
Sydney, Australia in association with the Goethe-Institut Sydney
and the Erich-Kästner-Gesellschaft München is pleased to announce

The Sydney German Studies Symposium 2002
25 - 28 July 2002

Kästner-Debatte
Kritische Positionen zu einem kontroversen Autor


Das Jubiläums-Jahr 1999 brachte eine Fülle von Aktivitäten zu
Leben und Werk Erich Kästners: Ausstellungen, Editionen,
Biographien, Fachtagungen, die Neuverfilmung von Pünktchen und
Anton, die Verleihung des Erich-Kästner-Literaturpreises (an Robert
Gernhardt), zahllose Publikationen, Würdigungen, Porträts und
Erinnerungsfeatures in der Presse, im Radio und im Fernsehen.
Das Interesse der Medien und die beeindruckende öffentliche
Resonanz auf die Aktivitäten zur Feier des 100. Geburtstages
dokumentieren einerseits die anhaltende Popularität des
"Volksschriftstellers" Erich Kästner, der zu den meistgelesenen und
-übersetzten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts gehört. Die
Diskussion über Kästner - in den Feuilletons ebenso wie in der
germanistischen Fach-wissenschaft - belegt andererseits die
kontroverse Position des Autors, dessen Werk keineswegs auf
ungeteilte Zustimmung stößt. Im Gegenteil: Sowohl die literarische
Qualität seiner Arbeiten wie auch die gesellschaftliche Rolle und die
politischen Positionen des Schriftstellers sind heftig umstritten.
Kästner als innovativer Vertreter der Neuen Sachlichkeit und als
konventioneller Gebrauchs-Lyriker; als aufklärerischer Moralist und
engagierter Pädagoge und als Mitläufer im Dritten Reich; als Autor
bissig-satirischer und zeitkritischer Kabarettexte und als Verfasser
seichter Unterhaltungsliteratur; als Begründer einer realistischen
Großstadtliteratur für junge LeserInnen und als affirmativer
Verfechter einer idealisierten heilen Familienwelt: so etwa wären
einige der binären Positionen zum Werk Kästners plakativ zu
umreißen. Tatsächlich bleibt die schillernde Widersprüchlichkeit,
die Person, Leben und Werk Kästners charakterisiert, nach wie vor
eine Herausforderung, die zur weiteren literaturwissenschaftlichen,
historischen und gesellschaftskritischen Auseinander-setzung mit
diesem Autor einlädt.

Nach dem Fest: die Debatte. Drei Jahre nach dem Kästner-
Jubiläumsjahr bietet das Sydney German Studies Symposium 2002
ein internationales, interdiszipliäres Forum, auf dem interessierte
Literaturwissenschaftler, Historiker, Kultur- und
Medienwissenschaftler zu einer kritischen Bestandsaufnahme der
seit 1999 formulierten neuen Erkenntnisse und Fragen
zusammenkommen, um den gegenwärtigen Stand der Kästner-
Forschung zu dokumentieren und zu diskutieren. Die zeitliche wie
räumliche Distanz wird - so ist zu hoffen - zu einem ebenso
kollegialen wie produktiven Austausch führen. Das programmatische
Ziel ist, in den Präsentationen auch die kontroversen Streitpunkte
exemplarisch vorzuführen, um die Bandbreite des Schaffen
Kästners zu verdeutlichen und für die Interpretation seines Werkes
produktiv zu machen. Kritische Positionen sollen ohne ideologische
Vorbehalte oder auch methodische Verengungen in einem freundlich-
anregenden und toleranten Arbeitsklima zur Diskussion gestellt
werden.

Als Ansatzpunkte für mögliche Beiträge werden folgende
Themenkreise vorgeschlagen:

- Kästner und die Germanistik (die Kästner-Rezeption in der
Fachwissenschaft; Fragen und Tendenzen der Rezeption in der
Weimarer Repulik, in der DDR und BRD; die Rezeption in der
Auslandsgermanistik)

- Kästner in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (zur Rolle
und zur gesellschaftlichen Position des Schriftstellers in
Deutschland; die Kritik Benjamins und der Topos der 'linken
Melancholie'; Kästner und die Literatur seiner Zeit; Kästner
zwischen Mitläufertum und innerer Emigration; Schriftsteller, Zensur
und Diktatur; Rechtfertigungsstrategien bzw. Aufarbeitung der
Vergangenheit)

- Kästner und die Medien (Fragen zu den Radio- und Filmarbeiten;
zur Rolle des Drehbuchschreibers und zum Verhältnis von Literatur
und Film am Beispiel Kästners; Geschichte der Roman-
Verfilmungen; Fragen zur Essayistik und zum journalistischen Werk)

- Feministische Positionen zu Leben und Werk (Kästners
Beziehung zur Mutter und Familie; misogyne Positionen im
literarischen Werk; das Bild von Frauen und Mädchen im Roman
und in den Kinderbüchern)

- Kästner als populärer Autor (zum Problemkreis Unterhaltungs-
und/bzw. Trivialliteratur; Kästners Lyrik zwischen Innovation und
Konvention; Kästner als "Volksschriftsteller")

- Kästner als Kinderbuchautor (Vorbilder, Einfluß und
Wirkungsgeschichte im In- und Ausland; Kästner als Theoretiker
der Kinder- und Jugendbuchliteratur)

- der 'späte Kästner' (literarische, kabarettistische und
publizistische Arbeiten nach dem Krieg; Kästner als Zeitgenosse
und Kommentator der Adenauer-Jahre)

- Kästner als Moralist und Pädagoge (zum Problem des
literarischen 'Engagements'; der Humanismus Kästners; der Autor
als streitbarer Demokrat; zu Fragen von Ästhetik und/oder
'Gebrauchsliteratur')

- Biographische Fragen (Beiträge zur Diskussion der biographischen
Neuerscheinungen und zum Stand der Forschung; offene Fragen
und Probleme)

Vorschläge zu Einzelthemen und -interpretationen sind ebenfalls
möglich.

Call for Papers
Anfragen zur Teilnahme und Vorschläge zu Tagungsbeiträgen (Titel
und one page abstract, in deutscher oder englischer Sprache)
werden bis zum 30. April 2001 an den Veranstalter erbeten. Bitte
beachten Sie die strikte zeitliche Begrenzung: 20 Minuten Vortrag
plus 10 Minuten Diskussionszeit.

Gerhard Fischer, German Studies
UNSW, Sydney 2052 Australia
Phone 61 2 9385 2327, Fax 61 2 9385 2666
E-mail: [log in to unmask]

Zu den Sydney German Studies Symposia

Die Sydney German Studies Symposia finden in Abständen von
normalerweise zwei Jahren jeweils am letzten Wochenende
(Donnerstag/Freitag bis Sonntag) im Juli statt (unmittelbar vor
Beginn des Frühlingsemesters an den australischen Universitäten).
Tagungsort ist das zentral gelegene Goethe-Institut in Sydney; die
organisatorische Planung und Durchführung der Tagung erfolgt
durch das Department of German Studies der UNSW. Ein allgemein
zugängliches Rahmenprogramm (Filme, Ausstellungen, etc.) als
Ergänzung der akademischen Fachtagung ist integraler Bestandteil
der German Studies Symposia.

Eine Teilnahmegebühr zur Kostendeckung wird erhoben (schließt
catered lunches während der Tagung ein). Weder das Goethe-
Institut noch die University of New South Wales können die
Reisekosten der Mitwirkenden subventionieren, d.h. die Teilnehmer
sind selbst für die Finanzierung ihrer Unkosten verantwortlich. In der
Vergangenheit hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft einer
begrenzten Zahl von in Deutschland tätigen Wissenschaftlern die
Teilnahme an den Sydney German Studies Symposia durch die
Gewährung von Reisestipendien ermöglicht. Teilnehmer aus
anderen Ländern werden in der Regel durch ihre eigenen
Universitäten gefördert bzw. finanzieren die Kosten für Reise und
Unterkunft durch Mittel von Stiftungen und anderen Institutionen.

Wie auch bei früheren Symposien ist geplant, eine Auswahl der
Beiträge in einem Sammel-band zu veröffentlichen. Beispiele für
frühere Konferenzbände sind die vom Veranstalter herausgegebenen
und im Stauffenburg Verlag Tübingen erschienenen Publikationen zu
Heiner Müller (Heiner Müller: ConTEXT and HISTORY, 1995), Hans
Magnus Enzensberger (Debating Enzensberger: 'Great Migration'
and 'Civil War', 1998) und zur Literatur nach der Wende (Schreiben
nach der Wende: Deutsche Gegenwartsliteratur 1989-1999; [in
Vorbereitung; erscheint Mitte 2000]).

Der Tagungstermin liegt gegen Ende des australischen Winters. Es
ist die beste Zeit für Urlaubsreisen in den Norden und das Zentrum
Australiens. In Sydney ist es Ende Juli meist sonnig und trocken,
mit mittleren Temperaturen um 10-12 Grad Celsius (nachts) und 18-
20 Grad (am Tag). Das Goethe-Institut liegt in schöner Lage im
Villenviertel von Woollahra, in unmittelbarer Nähe der harbourside
suburbs Rushcutters Bay und Double Bay. Es ist etwa eine halbe
Stunde vom Flughafen (Taxi, Bus) entfernt und gut mit Bussen und
U-Bahn zu erreichen (zehn Minuten bis zur City, fünf Minten nach
Kings Cross). Hotels und Restaurants aller Kategorien sind in
unmittelbarer Nähe. Die Veranstalter sind bei der Vermittlung
preiswerter Hotelzimmer behilflich.