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Call for Papers Hohe und niedere Literatur. Interkulturelle und intermediale Perspektiven einer problematischen Dichotomie
Doppeltagung an der Université de Lorraine (Frankreich) und an der Universität Yamaguchi (Japan)
(English Version below)
Zweiter Teil: Yamaguchi, 26. bis 28. März 2015 (Bewerbungsschluss 31.8.2014)
Nach den traditionellen Wertmaßstäben der Literaturkritik nahmen gewisse Gattungen, die als „nieder“ bezeichnet werden und unter Oberbegriffen wie Para- oder Trivialliteratur, Volks- oder populäre Dichtung rangieren, lange Zeit eine marginale Position im Bereich der deutschen Literatur ein. Dass sich dies inzwischen ändert, zeigen der Blick in aktuelle Publikationen zu diesem Thema und zahlreiche Beiträge zum ersten Teil der französisch-japanischen Doppeltagung in Nancy vom 28. bis 30. November 2013, deren Akten Ende 2014 erscheinen werden. In Nancy wurde gerade dieses Thema der verschwimmenden Grenze zwischen „hoch“ und „niedrig“ in den Blick genommen. Es stand der Gedanke im Mittelpunkt, dass sich „hohe“ und „niedere“ Literatur oft gegenseitig befruchteten – wenn sie sich nicht, als Reaktion gegen entsprechende Tendenzen der Mischung, voneinander abgrenzten oder gar bekämpften. Im zweiten Teil der Tagung in Yamaguchi wollen wir die Wechselbeziehungen von hoher und niederer Literatur vor allem an den Übergängen und Umbrüchen von Werken und Stoffen beim Wechsel des Mediums, etwa bei Verfilmungen, und beim Wechsel in eine andere Sprache und Kultur, hier vor allem anhand von Übersetzungen und Bearbeitungen, aufspüren. Damit beziehen wir vor allem die Bereiche der Intermedialität und der Transkulturalität in die Überlegungen ein. Welche Veränderungen erfahren literarische Stoffe bei Adaptionen insbesondere in anderen Ausdrucksmedien oder bei der Übertragung in eine andere Sprache? Bleiben bei Übersetzungen die Wertekriterien der Ausgangskultur relevant? Wird hohe oder niedere deutsche Literatur im Ausland anders rezipiert? Geht – systemtheoretisch gesprochen – die Integration in ein fremdes „System“ und die daraus folgende Refunktionalisierung mit einer ästhetischen Um- bzw. Aufwertung einher? Bringt etwa eine Verfilmung unweigerlich eine Trivialisierung des Stoffes mit sich? Wird ein komplexes Werk fremder Zunge in einer Übersetzung vereinfacht, um es für den Leser verständlicher, attraktiver zu machen? Mit dieser Themenstellung wird der Tatsache Rechnung getragen, dass parallel zu einer globalen Entgrenzung im System kultureller Zirkulation heute eine Tendenz zur Vervielfältigung medialer Ausdrucksformen besteht – und zu einer komplexen Interaktion zwischen diesen. Mehr denn je ist unsere Gegenwart von einer Pluralität an Zwischen-, Nischen- und Hybridformen literarischer Gattungen geprägt. Wenn wir von hoher und niederer Literatur sprechen, haben wir es somit längst nicht mehr nur mit „Literatur“ im Sinne der Buchkultur zu tun, sondern finden uns auf einem Feld medialer Diversifikation, das Verfilmungen, Anime, Manga und Comics, Genres des Musiktheaters von Oper, Musical und Ballett bis zur Rockmusik, aber auch Computer-Spiele umfasst. Ebenso erweitert das Internet mit den verschiedenen Formen der sozialen Netzwerke die Verbreitungs- und Gestaltungsmittel des literarischen Ausdrucks. Dabei haben auch neuere Unterhaltungsmedien durchaus die Wertungskriterien hoch-niedrig verinnerlicht: die Graphic Novel meidet die Bezeichnung Comics, und bereits auf der Stufe von Unterhaltungsfilmen wird nach verschiedenen Kategorien taxiert, während andererseits nicht wenige Filmemacher dem Prinzip Unterhaltung radikal abschwören und kompromisslosen Kunst- und Geltungsansprüchen folgen.
Derlei Entwicklungen sind jedoch nicht auf die Gegenwart beschränkt. Im Rück- und Gegenblick auf aktuelle und historische Formen von Interkulturalität und Intermedialität sollten sich Aufschlüsse über die sich teils wandelnden, teils konstanten Wertungskriterien hoch und niedrig ergeben.
Wir wollen somit drei Schwerpunkte setzen: neue Formen literarischer Ausdrucksweisen, transkulturelle Aspekte der Übersetzung, sowie stoffliche/inhaltliche und intermediale Adaptionen und Neuinterpretationen. Konkrete Fallstudien einzelner Werke, literaturtheoretische Reflexionen oder literarhistorische Skizzen, zu denen hier eingeladen wird, sollen das Verständnis der sich immer wieder erneuernden Dichotomie von hoher und niederer Literatur vertiefen und erweitern. Erwünscht sind 30-minütige Beiträge aus der germanistischen, skandinavistischen und komparatistischen Literaturforschung, aber auch aus dem Bereich der Medien- und Kulturforschung. Die Arbeitssprachen sind Deutsch und Englisch. Interessenten werden um ein Abstract (250 bis 500 Wörter) sowie um eine Kurzvita gebeten, die bis zum 31.8.2014 an folgende Organisatoren zu senden sind:
Prof. Dr. Franz Hintereder-Emde (Universität Yamaguchi): emde [at] yamaguchi-u.ac.jp
Dr. Konrad Harrer (Université de Lorraine / Nancy): konrad.harrer [at] univ-lorraine.fr Prof. Dr. Annie Bourguignon (Université de Lorraine / Nancy): annie.bourguignon [at] univ-lorraine.fr
Eine Publikation der Beiträge ist geplant. Zur Finanzierung der Unterkunft werden Drittmittelgelder beantragt. Für die Reisekosten müssen die Referenten voraussichtlich selbst aufkommen.
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