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Call for papers
Narrative kultureller Identität - Ostdeutsche Erinnerungsdiskurse nach
1989
Interdisziplinäre Tagung, Paris, 14. und 15. Oktober 2011
Université Sorbonne Nouvelle - Paris 3
Organisation: Elisa Goudin, Carola Hähnel-Mesnard
Zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer stellt sich die Frage,
inwiefern es nach dem Ende der DDR noch eine kulturelle Identität der
"Ostdeutschen" gibt und welche narrativen Strategien angewandt werden,
um diese aufrecht zu erhalten. Beim Umgang mit den offiziellen als auch
nicht offiziellen kulturellen Hinterlassenschaften der ehemaligen DDR
geht es nicht nur darum, die materiellen Bestände dieser Kultur zu
konservieren, sondern auch um das kollektive Gedächtnis der
Ostdeutschen. Was kennzeichnet dieses kulturelle Gedächtnis? Was findet
Eingang darin, was bleibt ausgeschlossen und wird somit Teil des
kommunikativen Gedächtnisses bestimmter Erinnerungsgemeinschaften? Wie
funktioniert der Diskurs über die eigene Identität? Wie prägt er das
Selbstbild der ostdeutschen Bevölkerung? Welche Rolle spielt dabei die
Rückschau auf die Vergangenheit und die Art und Weise, wie man im
heutigen Deutschland mit dieser Vergangenheit umgeht, wie man sie
erzählt?
Wie die Erinnerungs- und Gedächtnisforschung gezeigt hat, ist das
Verhältnis zwischen Erinnerungen und Identität zirkular: die
Erinnerungen, die ausgewählt werden, stärken die Identität der Gruppe,
und die Identität der Gruppe konsolidiert ihrerseits Erinnerungen. Wir
schlagen vor, dieser Frage am Beispiel der Ostdeutschen nachzugehen, um
zu verstehen, wie einerseits gemeinsame Erinnerungen erzählt werden,
andererseits sich auch unter den "Ostdeutschen" unterschiedliche,
konkurrierende Erinnerungsgemeinschaften herausgebildet haben. Gibt es
in diesem Kontext generationenspezifische Erzählungen und wie verhalten
sich diese zueinander?
Das "soziale Gedächtnis" (Aleida Assmann) besteht aus dem
"Erfahrungsschatz einer Gruppe, die sich diesen durch Erzählungen
wiederholt vergegenwärtigt": auf welche Weise vergegenwärtigen sich die
Ostdeutschen gemeinsamen Erfahrungen/Erinnerungen? Auf welche Narrative
bzw. narrativen Strategien greifen sie dabei zurück? Inwiefern entsteht
dadurch eine kritische Distanz zum öffentlichen Diskurs über den Stand
der Einheit, zur "offiziell verordneten Gegenwartsdeutung"? Und was ist
für die Ostdeutschen die soziale Wirkung dieses "sozialen
Gedächtnisses"?
In dieser Hinsicht soll auch die Frage aufgeworfen werden, ob es eine
spezifisch ostdeutsche Erinnerungskultur gibt, die sich in einigen für
die neuen Länder typischen Erzählungen wiederspiegelt. Was ist von dem
Leben in der DDR als kollektive Erfahrung übrig geblieben, und wie wird
es dann erzählt? Kann man zum Beispiel behaupten, dass diese
Erzählungen die historische Erfahrung von den konkreten Bedingungen
ihres Entstehens ablöst? Gibt es die Absicht, aus diesen Erzählungen
"zeitenthobene" Geschichten zu machen, die nicht mehr mit der DDR
selbst verbunden sind? Mit einem Wort: wie eignen sich die Ostdeutschen
die Inhalte ihres "kulturellen Gedächtnisses" an, um sich mit ihnen
auseinander zu setzen und sie zu einem Element ihrer Identität zu
machen?
Die Tagung richtet sich in transdisziplinärer Perspektive an
Historiker, Soziologen, Kultur- und Literaturwissenschaftler, sowie an
Vertreter anderer für die Thematik relevanter Disziplinen. Ziel der
Tagung ist es, Forschungen zur Konstitution ostdeutscher
Erinnerungsdiskurse mit Überlegungen zur Narrativität zu verbinden, um
in diesem Zusammenhang neue Perspektiven zu eröffnen. Die Tagung findet
am 14. und 15. Oktober 2011 in Paris (Université Sorbonne Nouvelle
Paris 3) statt. Arbeitssprache ist Deutsch.
Die Beitragsvorschläge (maximal 1500 Zeichen) inklusive Kurzbiographie
können per E-Mail bis zum 15. April 2011 an Elisa Goudin und Carola
Hähnel-Mesnard eingereicht werden:
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