Walter Schmidt (Hrsg.)
Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49, Bd. 3
Fides Verlag, Berlin 2010 ISBN 978-3-931363-15-4 69,80 €
Der dritte Band der „Akteure eines Umbruchs“ – die Bände 1 und 2 der Reihe erschienen 2003 und 2007 – enthält 15 Biografien von Männern und Frauen, die 1848/49 als Protago-nisten oder Gegner ins Revolutionsgeschehen eingriffen. Vorgestellt werden wiederum Repräsentanten der wichtigsten politischen Strömungen, wobei die Mehrzahl von ihnen zu den - trotz mancher Fortschritte in der Historiografie - immer noch vernachlässigten Vertretern der Demokratie zu zählen ist. Erstmals mit einer Biografie gewürdigt werden der Berliner demokratische Student Paul Börner, der sich später als Pionier der öffentlichen Gesundheitspflege in Deutschland einen Namen machte; der demokratische Realpolitiker Adolph Streckfuß, ebenfalls ein Berliner, der in den folgenden Jahrzehnten durch historische Veröffentlichungen, namentlich mit einer Geschichte Berlins, bekannt wurde; der radikal-demokratische Abgeordnete der preußischen Verfassungsgebenden Versammlung Georg Jung, der bereits 1842/43 als stellvertretender Geschäftsführer maßgeblich den Ruf der „Rheinischen Zeitung“ mitbegründet hat und nach der Revolution seine politische Karriere in der Fortschrittspartei und bei den Nationalliberalen fortsetzte; der Breslauer Deputierte des Berliner Parlaments Julius Stein sowie der schlesische sozial-demokratisch orientierte Student der Naturwissenschaften Hermann Brehmer, der als Begründer der modernen Tuberkulosebehandlung berühmt wurde. Der Band bietet außerdem biografische Studien über die an-erkannte Integrationsfigur der Vormärzopposition Johann Adam von Itzstein, über den demo-kratischen Journalisten und Teilnehmer der Reichsverfassungskampagne Max Joseph Becker. Der „Pseudonymen-Weller“ und Julius Standau repräsentieren jene Achtundvierzi-ger, die sich als Demokraten bereits für die Interessen der proletarischen Schichten ein-setzten, sozialistische Ziele verfolgten und ihrer Gesinnung ein Leben lang treu blieben. Die biografischen Studien über drei Achtundvierzigerinnen verdeutlichen die engen Verknüpfungen von Frauenemanzipation und achtundvierziger Demokratie. Ludmilla Assing leistete Bedeutendes bei der Veröffentlichung der Tagebücher ihres Onkels Karl August Varnhagen von Ense, dessen Leben eine kurze biografische Würdigung erfährt. Fanny Lewald erwarb sich als mutige Schriftstellerin gleichermaßen Verdienste um die Bewahrung und Verbreitung wichtiger Traditionen der deutschen und europäischen Revolution. Emma Herwegh begeg-net uns als eine ebenso selbstbewusste wie uner-schrockene Akteurin der Revolution. Aus dem Lager des Liberalismus erhalten erstmals eine wissenschaftliche Lebensbeschreibung: Ludwig von Mühlenfels, ein Jahrzehnte verfolgter Burschenschafter, der in der Revolution als Reichskommissar der Frankfurter Reichsre-gierung für die Einigung Deutschlands agierte; der Gothaer Verlagsbuchhändler Friedrich Gottlieb Becker, zwar ein Fürsprecher kleinstaatlicher Eigenständigkeit, der als Mitglied der Frankfurter Casino-Fraktion nationalen Ambitionen Geltung verschaffte; der Pionier des deutschen Eisenbahnbaus; der linksliberale Abgeordnete und zeitweilige Präsident im Berliner achtundvierziger Parlament Victor von Unruh. Mit Christian Karl Josias von Bunsen wird schließlich ein Vertreter reformkonservativer Führungskräfte aus dem Lager der Revolutionsgegner porträtiert.
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Dr Christina Ujma
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