Aptum Heft 03/2008
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Abstracts:
1. Christine Domke/Justin Vollmann: Merkmale des Unsagbaren. Überlegungen
zum Verschweigen als zentralem Bestandteil von Liebeskommunikation
Der Beitrag versteht sich als Versuch eines Brückenschlags zwischen
Mittelalter und Neuzeit wie auch zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft.
Gefragt wird nach den Formen und Funktionen des Nichtsagens/Verschweigens
als eines konstitutiven Bestandteils der Liebeskommunikation im
Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Betrachtungsgegenstand
sind der höfische Diskurs (Minnesang und höfischer Roman) auf der einen und
der aktuelle massenmediale Diskurs (neuere Liebesfilme) auf der anderen
Seite. Vor dem Hintergrund eines systemtheoretischen Ansatzes Luhmannscher
Prägung sollen Besonderheiten der Liebeskommunikation herausgearbeitet und
dabei semantische und strukturelle Verbindungen vom Mittelalter bis in die
Gegenwart aufgespannt werden.
2. Laura Zester: Potential und Problem der Online-Zeitung - Eine kritische
Betrachtung der Anwendung und Qualität von Kohärenzbildungsmitteln in der
modernen elektrischen Zeitung
Während die Print-Zeitung ein unmotiviertes „Durchblättern“ ermöglicht, kann
die Lektüre der Online-Zeitung nicht anders als aktiv und motiviert
erfolgen. Der Leser hat eine unbegrenzte Anzahl an möglichen
Rezeptionspfaden, die er mit Hilfe von Links aktiv verfolgen muss. Eine
kohärente Gestaltung des Navigations- und Orientierungssystem der
Online-Zeitung ist also essentiell, um dem Leser bei der Auswahl der für
sie/ihn interessanten Lektüre zu verhelfen. Eben dieses Orientierungssystem
wurde über viele Jahre hinweg kritisiert und die Möglichkeiten eines
Hypertextes als nicht ausgeschöpft betrachtet. Mit Hilfe einer Analyse von
gegenwärtigem Material überprüft die Autorin des Aufsatzes die Aktualität
dieser Kritik und kommt zu dem Schluss, dass die früher geäußerte Kritik
heute nicht mehr zutreffend ist, da die Möglichkeiten der Kohärenzbildung in
Hypertexten gut genutzt werden. Auf dem Weg dahin werden einerseits die
hypertexttypischen Schwierigkeiten aufgezeigt, die Kohärenzprobleme
verursachen können, und andererseits bekannte, aber auch neue sprachliche
und visuelle Hilfsmittel zur Kohärenzbildung in Online-Zeitungen vorgestellt.
3. Heidrun Kämper: Duldung - Toleranz - Respekt. Leitwörter des
interkulturellen Diskurses
Der Beitrag hat den interkulturellen Diskurs zum Gegenstand und
rekonstruiert diejenigen Leitwörter, die die Ideen dieses Diskurses
repräsentieren. Vor allem sind dies Duldung, Toleranz und Respekt. Diese
Leitwörter, deren Bedeutung durch ihren nahezu inflationären Gebrauch
entleert scheint, werden im Diskurs ungefähr als Synonyme verwendet. Es soll
überprüft werden, inwieweit ihre Lesarten tatsächlich übereinstimmen, vor
allem aber, welche semantischen Unterschiede sich nachweisen lassen. Deshalb
werden kritisch vergleichend die Bedeutungen von Duldung, Toleranz und
Respekt einander gegenübergestellt. Dabei wird auch die historische
Perspektive eingenommen, und die Bedeutungsgeschichte dieser Leitwörter wird
zum einen zeigen, dass sie nicht erst seit der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts den Diskurs über Religionen und Kulturen und Anderssein
bestimmen. Zum andern wird deutlich, dass ihr Gebrauch in dieser Funktion
ebenfalls nicht erst seit heute kritisch reflektiert wurde.
4. William J. Dodd: Die antifaschistische Sprachkritik der ersten
Nachkriegszeit, aus heutiger Sicht gesehen
Die sprachkritischen Arbeiten von Sternberger/Storz/Süskind und Victor
Klemperer haben das öffentliche Sprachbewusstein über Jahrzehnte beeinflusst
und wenigstens bei einigen SprachbenutzerInnen zu einer Belastung bzw.
Tabuisierung bestimmter Ausdrücke im Sprachgebrauch nach 1945 geführt.
Dieser Beitrag stellt die Frage, was von der Leistung dieser Sprachkritik
heute bleibt, vor allem aus der Sicht einer modernen Kritik der Diskurse.
Unter Verweis auf ihre neuere sprachwissenschaftliche Rezeption wird der
wortkritische Ansatz mit dem damit implizierten Prozess der Be- und
Entlastung von Ausdrücken in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt und auf
diese Weise die Leistung dieser Sprachkritik, als zeitgeschichtliches Archiv
und als Rezeptions- und Wirkungsgeschichte, bewertet. Es wird festgestellt,
dass Belastungen synchron selten von allen SprachteilnehmerInnen gleich
bewertet werden, und diachron selten permanent sind. Die kritisierten
Ausdrücke gehen oft auf zum Teil nicht leicht erschließbare
sprachbiographische Erlebnisse zurück. Die Bedingtheit dieser Arbeiten als
Beiträge zu einer sprachlichen Entnazifizierung in den ersten
Nachkriegsjahren ist zu beachten. Vor allem beim Wörterbuch des Unmenschen
muss man heute sprachbiographische Indizierungen der Autoren rekonstruieren,
die einem modernen Publikum nicht ohne Weiteres einleuchten. Bei Klemperers
Exzerpieren aus seinem Tagebuch für das LTI-Buch sieht man die Tendenz, eine
öffentliche Zeitkritik zu betreiben, die von seiner neuen Situation
mitbedingt ist. Die Beschäftigung mit dieser Sprachkritik nimmt zunehmend
historischen Charakter an, lohnt sich aber, weil man aus diesem
sprachwissenschaftlich erschlossenen Kapitel Wichtiges für den
sprachkritischen Umgang mit einer unbewältigten Gegenwart lernen kann.
5. Almut Vierhufe: Lexikographie, Stil, Rhetorik. Sprachkritische
Perspektiven in neueren Arbeiten zur Sprache im Nationalsozialismus
Der Beitrag stellt drei neuere Monographien zu Sprache und Sprachgebrauch im
Nationalsozialismus vor, die sich mit bisher noch kaum oder gar nicht
erschlossenen Quellen aus dem Bereich wissenschaftlicher Lexikographie, Stil
und Stilistik, aber erneut auch mit berühmt-berüchtigten Texten der
NS-Führungselite beschäftigen. Obwohl sich die Arbeiten weder methodisch
noch inhaltlich primär als sprachkritische Analysen verstehen, legen sie
doch, wie die Untersuchungen und Ergebnisse zeigen, eine linguistisch
fundierte sprachkritische Perspektive an, die in der Bewertung der Quellen
in eine ideologische Sprachkritik mündet.
Über Aptum
Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur wird seit 2005 von
Jürgen Schiewe, Greifswald, und Martin Wengeler, Düsseldorf, herausgegeben.
Die Zeitschrift hat sich das Ziel gesetzt, Sprachkritik als eine
anwendungsbezogene Disziplin in die Sprachwissenschaft zu integrieren. Sie
ist ein Diskussionsforum für linguistisch fundierte Sprachkritik und bietet
Raum für Stellungnahmen zu Sprachfragen von öffentlichem Interesse.
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Erscheinungsweise: 3 Hefte pro Jahr.
Das Jahresabonnement kostet € 54,- (Deutschland) bzw. € 60,- (Ausland).
Studierende erhalten bei Vorlage einer Immatrikulationsbescheinigung das
Abonnement für € 42,- (Deutschland) bzw. € 48,- (Ausland). Der Preis des
Einzelheftes beträgt € 20,-.
Kündigungsfrist: 6 Wochen zum Jahresende.
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ISSN: 1614-905X
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