Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Direkte Zitate sind das wohl nicht. Unser Kollege Nils Reschke (Bonn) denkt an
folgende moegliche Quellen:
AKIN: 1. "Wer wollte schon eine Rose im tiefsten Winter blühen sehen? Alles hat
doch seine Zeit: Blätter, Knospen, Blüten... Nur der Thor verlangt nach
diesem unzeitgemäßen Rausch."
GOETHE 1)
"Sie wissen, wie sehr ich mich über jede Verbesse-
rung freue, welche die Zukunft uns etwa in Aussicht
stellt. Aber, wie gesagt, jedes Gewaltsame, Sprung-
hafte ist mir in der Seele zuwider, denn es ist nicht na-
turgemäß.
Ich bin ein Freund der Pflanze, ich liebe die Rose
als das Vollkommenste, was unsere deutsche Natur
als Blume gewähren kann, aber ich bin nicht Thor
genug, um zu verlangen, daß mein Garten sie mir
schon jetzt, Ende April, gewähren soll. Ich bin zufrie-
den, wenn ich jetzt die ersten grünen Blätter finde, zu-
frieden, wenn ich sehe wie ein Blatt nach dem andern
den Stengel von Woche zu Woche weiter bildet; ich
freue mich, wenn ich im Mai die Knospe sehe, und
bin glücklich, wenn endlich der Juni mir die Rose
selbst in aller Pracht und in allem Duft entgegen-
reicht. Kann aber jemand die Zeit nicht erwarten, der
wende sich an die Treibhäuser.
Nun heißt es wieder, ich sei ein Fürstendiener, ich
sei ein Fürstenknecht. Als ob damit etwas gesagt
wäre! Diene ich denn etwa einem Tyrannen? einem
Despoten? Diene ich denn etwa einem solchen, der
auf Kosten des Volkes nur seinen eigenen Lüsten
lebt? Solche Fürsten und solche Zeiten liegen gottlob
längst hinter uns. Ich bin dem Großherzog seit einem
halben Jahrhundert auf das innigste verbunden und
habe ein halbes Jahrhundert mit ihm gestrebt und ge-
arbeitet; aber lügen müßte ich, wenn ich sagen wollte,
ich wüßte einen einzigen Tag, wo der Großherzog
nicht daran gedacht hätte etwas zu thun und auszufüh-
ren, das dem Lande zum Wohle gereichte, und das ge-
eignet wäre den Zustand des einzelnen zu verbessern.
Für sich persönlich, was hatte er denn von seinem
Fürstenstande als Last und Mühe! Ist seine Wohnung,
seine Kleidung und seine Tafel etwa besser bestellt,
als die eines wohlhabenden Privatmannes? Man gehe
nur in unsere Seestädte und man wird Küche und Kel-
ler eines angesehenen Kaufmanns besser bestellt fin-
den, als die seinigen."
(Goethe-Gespr. Bd. 5, S. 175 ff.)
AKIN: 2. "Ich bin gegen Revolutionen, denn es geht
genauso viel bewährtes Altes kaputt wie gutes Neues geschaffen wird."
GOETHE 2)
Es ist wahr, ich konnte kein Freund der französi-
schen Revolution sein; denn ihre Greuel standen mir
zu nahe und empörten mich täglich und stündlich,
während ihre wohlthätigen Folgen damals noch nicht
zu ersehen waren. Auch konnte ich nicht gleichgültig
dabei sein, daß man in Deutschland künstlicherweise
ähnliche Scenen herbeizuführen trachtete, die in
Frankreich Folge einer großen Nothwendigkeit waren.
Ebenso wenig aber war ich ein Freund herrischer
Willkür. Auch war ich vollkommen überzeugt, daß
irgend eine große Revolution nie Schuld des Volks
ist, sondern der Regierung. Revolutionen sind ganz
unmöglich, sobald die Regierungen fortwährend ge-
recht und fortwährend wach sind, sodaß sie ihnen
durch zeitgemäße Verbesserungen entgegenkommen
und sich nicht so lange sträuben, bis das Nothwen-
dige von unten her erzwungen wird. Weil ich nun
aber die Revolutionen haßte, so nannte man mich
einen Freund des Bestehenden. Das ist aber ein sehr
zweideutiger Titel, den ich mir verbitten möchte.
Wenn das Bestehende alles vortrefflich, gut und
gerecht wäre, so hätte ich gar nichts dawider; da aber
neben vielem Guten zugleich viel Schlechtes, Unge-
rechtes und Unvollkommenes besteht, so heißt ein
Freund des Bestehenden oft nicht viel weniger als ein
Freund des Veralteten und Schlechten.
(vgl. Goethe-Gespr. Bd. 5, S. 12 ff.)
--
Dr Michael Gratzke
Department of German
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