Christina Ujma
Fanny Lewalds urbanes Arkadien
Studien zu Stadt, Kunst und Politik in ihren italienischen Reiseberichten
aus Vormärz, Nachmärz und Gründerzeit
Aisthesis Verlag 2007, 491 Seiten, kart. EUR 58,-
ISBN 978-3-89528-584-4
Neue italienische Perspektiven
Fanny Lewalds urbanes Arkadien analysiert die Reisebeschreibungen Fanny
Lewalds als Werke, die in den wenig erforschten Traditionen der weiblichen
und der kritisch-alternativen Italienbeschreibung stehen. 1845, als die
junge deutsch-jüdische Schriftstellerin erstmals nach Italien aufbrach,
suchte sie, ganz in der Tradition der grand tour, Bildung und
Welterkenntnis. In ihrem Italienischen Bilderbuch wie im Römischen Tagebuch
beschreibt sie aber keine Museumslandschaften, sondern die Volksfeste und
das Theater, das sich auf italienischen Straßen abspielt. Im zweiten
Reisebericht, Ein Winter in Rom (1866/67) geht es darum, wie der Erfolg des
Risorgimento und der daraus resultierende Prozeß der Nationenbildung
italienische Städte verändern. Thema der Studie ist immer wieder Fanny
Lewalds Schilderung der deutsch-römischen Geselligkeit, in der
kosmopolitische Intellektuelle aus ganz Europa zusammentrafen. Die
Aufarbeitung der Salons und Zirkel in der Analyse des Italienischen
Bilderbuchs wie des Winters in Rom betritt genauso wissenschaftliches
Neuland wie die Analyse von Lewalds Reisebriefen der Jahre 1876/77. In
diesen Jahren wurde die ,Ewige Stadt' zur Hauptstadt umgebaut, was unter
vielen nordeuropäischen Italienliebhabern zu hitzigen Debatten führte. Im
Vordergrund der Analyse der Reisebriefe stehen die veränderte Physiognomie
Roms und Lewalds Einschätzungen des Risorgimento samt seiner Protagonisten
Mazzini und Garibaldi. Die wenig erforschte Italienrezeption der Gründerzeit
wird analysiert und aufgezeigt, dass politisierte und kulturelle
Italienrezeption keinen Widerspruch bilden müssen, denn italienische Kunst
und Kultur kommen bei Lewald selten zu kurz. Besonders ihre letzte
Reisebeschreibung Vom Sund zum Posilip. Briefe aus den Jahren 1879 bis 1881
schafft es immer wieder, den Zauber italienischer Städte lebendig werden zu
lassen, was nicht zuletzt durch intensive Beschreibung der sinnlichen
Qualitäten des urbanen Lebens gelingt.
Verlagsseite:
http://www.aisthesis.de/titel/9783895285844.htm
Christina Ujma, Dr. phil., 1980-1986 Studium der Germanistik, Anglistik,
Politologie und Kunstgeschichte in Göttingen, London und Marburg. Nach
Lehrtätigkeiten an den Universitäten Marburg und Pisa seit 1994 Dozentin
für Germanistik am Fachbereich European Studies der Universität
Loughborough, GB. 1994 Promotion mit der Arbeit Ernst Blochs Konstruktion
der Moderne aus Messianismus und Marxismus. Erörterungen mit
Berücksichtigung von Lukács und Benjamin (Metzler 1995). Seither zahlreiche
Veröffentlichungen zur neueren und älteren Frauenliteratur, zur Wahrnehmung
Italiens in der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, zur
Europäischen Romantik, Kritischen Theorie, Weimarer Republik, klassischen
und weniger klassischen Moderne.
Dr. Christina Ujma
PIRES
Loughborough University
GB Loughborough
LE11 3TU
01509/222993
|