Source: <http://www.ndr.de/ndr/kultur/literatur/grass/haus.html>.
Further details at: <http://www.guenter-grass-haus.de/>.
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Das Günter Grass-Haus
Am 20. Oktober, vier Tage nach dem 75. Geburtstag des
Schriftstellers, wird in Lübeck das Günter Grass-Haus eröffnet. In
dem Haus an der Glockengießerstraße, das Grass seit 1995 als Atelier
dient, soll auf 240 Quadratmetern das bildnerische und literarische
Werk des Literaturnobelpreisträgers gezeigt werden. Dabei geht es
insbesondere um das Zusammenspiel zwischen Wort und Bild im Schaffen
des Autors.
So werden dort künftig nicht nur Manuskripte berühmter Grass-Romane
zu sehen sein, sondern auch 3.000 Zeichnungen und Aquarelle -
darunter Originalaquarelle zu Grass' Buch "Mein Jahrhundert -, über
100 Plastiken sowie 450 Lithografien und Grafiken. Sie wurden wie das
Haus letztes Jahr von der Hansestadt Lübeck erworben. Im Gebäude
sollen neben einer Dauer- und einer Wanderausstellung ein Buch- und
Kunstladen sowie eine Forschungsbibliothek eingerichtet werden.
Das in einem typischen Lübecker Altstadthof gelegene Haus wurde im
vergangenen Jahr vollständig entkernt. Beim Richtfest des Hauses im
Juni diesen Jahres überrascht Grass mit bisher nicht bekannten
Fertigkeiten. In seiner Rede erzählte er von seiner Liebe zum
Handwerk. "Immer wenn ich ein Manuskript fertig habe, packt mich die
Bauwut", sagte er. So habe er mit eigenen Händen zuletzt einen
Pavillon in seinem Garten errichtet. "Diesmal hat mir die Stadt
Lübeck die Arbeit abgenommen", fügte er schmunzelnd hinzu.
Mit der neuen Institution erhält die Hansestadt Lübeck nach dem
Buddenbrookhaus ein zweites Literaturzentrum für einen
Nobelpreisträger. Beide sollen unter dem Dach der Kulturstiftung der
Hansestadt Lübeck geführt werden. Thomas Mann, der
Literaturnobelpreisträger von 1929, und Günter Grass, der die
Auszeichnung 1999 erhalten hatte, stünden exemplarisch für die
deutsche Literatur des gesamten 20. Jahrhunderts, hatte Lübecks
Kultursenator Ulrich Meyenborg (SPD) anlässlich des Beginns der
Umbauarbeiten im Juni 2001 gesagt.
Ginge es nach Grass, käme bald noch eine dritte Gedenkstätte hinzu.
Er forderte die Hansestadt auf, auch den aus Lübeck stammenden
Friedens-Nobelpreisträger Willy Brandt mit einem Forschungszentrum zu
ehren.
Das Lübecker Grasshaus wird neben der Akademie der Künste in Berlin
und der Günter-Grass-Stiftung in Bremen die dritte Einrichtung in
Deutschland sein, die das Gesamtwerk des Künstlers betreut.
Der Umbau des Literaturhauses kostet rund 2,2 Millionen Euro. Neben
dem Land, das 800.000 Euro zusteuert, beteiligen sich der Bund, die
Kulturstiftung der Länder und private Förderer an der Finanzierung.
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