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From: M Gratzke <[log in to unmask]>
Drei Lesungen Christoph Geisers in London und Cambridge
Christoph Geiser (*1949) ist Schweizer und hat sich über den für
Schriftsteller nicht ungewöhnlichen Weg des Außenseiters („Zimmer mit
Frühstück", Erzählung, 1975) als feste Größe des literarischen Lebens
etabliert. (Zahlreiche Preise und Stipendien)
Er verweigerte den Kriegsdienst, wofür er in gut schweizerischer Tradition ins
Gefängnis kam. („Mitteilung an Mitgefangene", Lyrik, 1971) Er war aktiver
Kommunist. („Hier steht alles unter Denkmalschutz", Prosa, 1972) Und er
befragte die Rolle seiner großbürgerlichen Familie und der Schweizer
überhaupt in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. („Grünsee", Roman,
1978/„Brachland", Roman, 1980) Schließlich hatte er ein literarisches
Coming-out als Homosexueller. („Wüstenfahrt", Roman, 1984)
Dies mag nun alles nach einem Autor klingen, der vor allem durch Themen
Interesse erweckt. Doch ist Geiser immer auch ein reflektierender
Schriftsteller, der sich von der kleinen zur großen Form vorangearbeitet hat
(Lyrik, Erzählung, Roman), wobei unter anderem die Rolle des Künstlers in
den Mittelpunkt rückte.
Seine Künstlerromane über Caravaggio („Das geheime Fieber", Roman, 1987)
und Goethe/Sade („Das Gefängnis der Wünsche", Roman, 1992) beruhen auf
einer ebenso gebildeten wie persönlichen Auseinandersetzung mit dem Werk
anderer. Die Figur des besessenen Künstlers wird dabei mit Empathie und
Ironie in einem Wirbel der Zitate, Anspielungen, Fantasien und Reflektionen
dargestellt. In seinem bisher letzten veröffentlichten Roman („Die
Baumeister", Eine Fiktion, 1998) treibt Geiser seine persönliche
Postmoderne auf die Spitze und nähert sich dabei wieder lyrischen Formen
des Schreibens an.
Doch hat Geiser nie die Form der autobiografischen Aneignung von
Geschichte aufgegeben. In „Kahn, Knaben, schnelle Fahrt" (1995) führt der
Ich-Erzähler einen Dialog mit sich als Heranwachsendem. Zu Besuch bei
seiner Mutter findet der Erzähler eine Fotografie, die ihn als Knaben zeigt. In
einem befremdeten, witzigen, erotischen Monolog versucht er sich selbst
näher zu kommen. Er fühlt sich in die Zwänge und Ängste des Jungen ein,
der er nicht mehr ist, und versucht ihm über die Zeiten hinweg den Mut
zuzusprechen, aus diesen auszubrechen.
Termine
5. Februar 17.30 Uhr
German Department University College London
Raum 101, 17 Gordon Square, London WC1
(mit Weinempfang der Schweizer Botschaft)
- Das geheime Fieber
8. Februar 17 Uhr
Gonville & Caius College, Cambridge
Senior Parlour
(German Department Research Colloquium)
- Passagen, Passionen, Paraden. 12 Reisestücke zwischen New York und
Dresden
14. Februar 20 Uhr
Gonville & Caius College, Cambridge
Green Room
(German Graduate Seminar)
- Gerede wider Sinn und Anschauung, oder: Vom Promeneur zum Parleur
Christoph Geisers Aufenthalt wird gefördert von DAAD und Pro Helvetia.
Weitere Informationen bei Michael Gratzke [log in to unmask]
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