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Musik als Mittel politischer Identitaetsstiftung im 20. Jahrhundert
veranst. von der Katholischen Akademie Schwerte
u. d. Bochumer Arbeitskreis Musik und Politik,
Ort: Katholische Akademie Schwerte, Bergerhofweg 23, 58239 Schwerte
Zeit: 11.-13.10.2002, Deadline: 01.10.2002
Fuer politische Inszenierungen und Rituale war Musik stets mehr als nur
schmueckendes Beiwerk. Politischen Organisationen und Institutionen diente
sie schon immer dazu, wichtige Ereignisse, Entscheidungen und Prozesse
mythisch zu ueberhoehen, und viele politische Akte konstituierten sich
erst durch das Spielen oder Singen von Musik. Dies gilt im Besonderen fuer
die modernen politischen Religionen des 20. Jahrhunderts.
Die Tagung will politische Musik im Hinblick auf ihre Funktion fuer
unterschiedliche Formen und Inhalte von Identitaetsbildung vorstellen und
analysieren. Dabei wird davon ausgegangen, dass Identitaeten nicht
objektive Befunde, sondern vor allem subjektive Selbstzuschreibungen sind,
die gleichwohl objektiv wirken koennen.
Untersucht werden nationale Identitaeten, Gruppenidentitaeten, die "von
oben" und "von unten" gestiftet werden, Identitaeten durch
Vergangenheitsbezug und Zukunftsentwurf und schliesslich
Milieuidentitaeten. Quer zu den Formen und Inhalten von
Identitaetsstiftungen wird strukturell zu fragen sein, inwieweit die
musikalische Form mit ihren politischen Inhalten, Aussagen und Zielen eine
Einheit bildet oder ob der Zusammenhang von beidem zufaellig ist: Kann
also Musik selbst einen politischen Charakter haben oder sorgt vor allem
der sie begleitende Text fuer politische Unterscheidbarkeit? Gibt es
genuin konservative, aufklaererische oder demokratische Musikformen oder
ist der politische Charakter von Musik lediglich eine Folge der
Zuschreibung durch die Ausfuehrenden oder ihrer Zuhoerer und kann damit
die gleiche Musik zur Schaffung ganz unterschiedlicher Identitaeten
eingesetzt werden?
Die Tagung wird versuchen, auf solche Fragen erste Antworten zu geben.
Zugleich wird sie einen Beitrag zu der Diskussion leisten, ob Musik selbst
als ein politisch wirksames Element der Kultur oder "nur" als
zweckrationales und propagandistisch einsetzbares Mittel begriffen werden
kann.
Tagungsverlauf
Freitag, 11. Oktober 2002
15.00 Uhr
Anreise, Stehkaffee, anschliessend:
Begruessung der TeilnehmerInnen
und Information ueber den Tagungsverlauf
Markus Leniger, Schwerte
15.30 - 16.00 Uhr
Politik und Musik. Einfuehrung in die Thematik
16.00 - 16.45 Uhr
Wie kommt Musik in den Kopf und was macht sie dort? Über Emotionen und
Musikverarbeitung.
Michael Grossbach (Dipl. Biologe, Hannover)
16.45 Uhr
Diskussion
17.15 - 18.00 Uhr
Musik, Macht und nationale Identitaet im 20. Jahrhundert
Dr. Veronika Beci (Musikwissenschaftlerin, Muenster)
18.00 Uhr
Diskussion
18.30 Uhr
Abendessen
19.30 - 21.00 Uhr
Konzert mit Werken von Helmut Lachenmann, Nic. A. Huber, Stefan Wolpe
und Iannis Xenakis
DANEL Streichquartett
(in Kooperation mit der Gesellschaft Neue Musik Ruhr, Essen)
Samstag, 12. Oktober 2002
Musik und die Schaffung von Gruppenidentitaeten "von unten"
9.00 bis 9.45 Uhr
Öffentliches Singen als politisches Ereignis. Die spontane Konstituierung
von Gruppenidentitaeten durch das Medium Musik
Dr. Tillmann Bendikowski (Historiker, Bochum)
9.55 - 10.40 Uhr
Amerikanische Union-Songs und die New Deal Politik. Musik als Medium der
Gruppenkommunikation
Dr. Sabine Gillmann (Historikerin, Bochum)
10.40 Uhr
Diskussion beider Referate
Musikalische Form und politische Inhalte (I)
11.20 - 12.05 Uhr
Rudolf Wagner-Regeny -- Ein Komponist mit zwei Identitaeten. Musiker im
NS-Regime und in der DDR
Christoph Schwandt (Dramaturg und Autor, Aschaffenburg)
12.05 Uhr
Diskussion
12.30 Uhr
Mittagessen
Musik zwischen Vergangenheitsverarbeitung und Zukunftsentwurf
14.00 - 14.45 Uhr
Identitaetsrettung durch Rueckzug in die Komposition. Stefan Wolpe in
Palaestina und den USA 1934 - 1952
Reinhard Voigt (Musikwissenschaftler, Hamburg)
14.55 - 15.40 Uhr
Komponieren nach Auschwitz. Die Verarbeitung des Holocaust in der Musik
Dirk Poeppmann (Historiker, Bochum)
15.40 Uhr
Diskussion beider Referate
16.10 Uhr
Nachmittagskaffee
Staatsmusik und Gegenentwuerfe
16.40 - 17.25 Uhr
Musik zur Schaffung des neuen sozialistischen Menschen. Offizielle
Musikpolitik des Zentralkommitees der SED in der DDR
David Tompkins (Historiker, New York)
17.35 - 18.20 Uhr
Beat gegen Gleichschritt. Jugendmusik als Subversion und Bildung von
Gruppenidentitaet in der DDR in den 50er und 60er Jahren
Prof. Dr. Dorothee Wierling (Historikerin, Erfurt)
18.20 Uhr
Diskussion beider Referate
18.40 Uhr
Abendessen
19.30 Uhr
Kulturprogramm, anschliessend geselliger Ausklang
Sonntag, 13. Oktober 2002
Musikalische Form und politische Inhalte (II)
9.00 - 9.45Uhr
Ruth Crawford Seeger - Zwischen Avantgarde, Agitation und Folkmusik
Kirsten Reese (Musikerin und Musikpublizistin, Berlin)
9.45 Uhr
Diskussion
10.00 - 10.45 Uhr
Das politische Bewusstsein in der Neuen Musik. Politisches Komponieren
zwischen den 60er und 80er Jahren
Dr. Frank Sielecki (Musikwissenschaftler, Bochum)
10.45 Uhr
Diskussion
11.15 - 12.00 Uhr
Destruktivitaet als Identitaetsstiftung.
Rechtsextreme Jugendkultur der Gegenwart und ihre Musik
HD Dr. Christian Jansen (Historiker, Bochum)
12.00 Uhr
Diskussion
12.15 - 13.15 Uhr
Bilanz/Ausblick:
Musik als Mittel politischer Identitaetsstiftung 20. Jahrhundert.
Kommentar zur Tagung und Abschlussdiskussion
Prof. Dr. Dietmar Klenke (Historiker, Paderborn)
13.15 Uhr
Mittagessen, Ende der Tagung
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Information und Anmeldung
Katholische Akademie Schwerte
Organisation:
Markus Leniger
02304 / 477-155
Tagungssekretariat (8 - 12 Uhr):
Frau Manuela Siepmann
02304 / 477 - 153
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Homepage <www.akademie-schwerte.de>
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