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Eyewitness account of Terezin after the floods (fwd)

From:

Geoffrey Chew <[log in to unmask]>

Reply-To:

Geoffrey Chew <[log in to unmask]>

Date:

Wed, 4 Sep 2002 16:41:23 +0100

Content-Type:

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TEXT/PLAIN (186 lines)

For those who can read German, an eyewitness account of the state of the
Holocaust memorial and archive at Terezin (Theresienstadt) after the
recent floods; sorry, I don't undertake to provide a translation, but it's
more precisely detailed than other accounts I've seen.

Geoff

 Geoffrey Chew
 Music Department, Royal Holloway, University of London
 Internet: [log in to unmask]

---------- Forwarded message ----------
From:  "Anna Hajkova" <[log in to unmask]>

Theresienstadt nach der Flut
Ein Bericht über die Schaeden in der Gedenkstaette Theresienstadt
von Michal Frankl
uebersetzt von Anna Hajkova


Die Kleinstadt Terezin (der tschechische Name Theresienstadts) und die
Gedenkstaette Terezin sind von der Flut sehr stark getroffen worden. Am
Freitag, den 16., und Samstag, den 17. August, wurde Terezin, wo waehrend
des Zweiten Weltkrieges ueber 150 000 Juden ghettoisiert wurden, und die
sogenannte Kleine Festung, die als Gestapo-Gefaengnis diente, vom
Hochwasser voellig ueberschwemmt. Auf den Stadtplaetzen und in den
Strassen Terezins stand das Wasser 1,5 Meter hoch, in der Kleinen Festung
noch hoeher. Die in den Tageszeitungen veroeffentlichten Bilder zeigten
unter Anderem ein Kanu als einzig moegliches Verkehrsmittel im Rathaus auf
dem Hauptplatz von Terezin, oder den Nationalfriedhof vor der Kleinen
Festung, der sich in einen trueben See verwandelte.

In diesem Bericht wuerde ich gerne die Schaeden an der Gedenkstaette
Theresienstadt schildern. Zusammen mit den Freiwilligen der
oesterreichischen Organisation Gedenkdienst beteiligte ich mich einige
Tage in Terezin an der Beseitigung der Flutschaeden; weitere Informationen
bekam ich von den verantwortlichen Mitarbeitern der Gedenkstaette.

Die Situation in der Stadt
Die Flut traf alle Objekte in der Stadt. In den Tagen nach der Flut
haeuften sich vor jedem Haus Berge der zerstoerten Dinge: Moebel, Geraete,
persoenliche Gegenstaende, Buecher usw. Vielerorts brechen die Strassen
zusammen und an den Raenden der Stadt befindet sich immer noch Wasser. Der
allgegenwaertige Schmutz begleitet den Besucher auf jedem Schritt. Nur
langsam werden die Leitungen für den elektrischen Strom und das Telefon
erneuert.

Die Gedenkstaette Theresienstadt
Die Gedenkstaette Theresienstadt erlebte in den letzten Jahren viele
positiven Veraenderungen. Es wurden einige neue Ausstellungen eroeffnet
und neue Bildungseinrichtungen in Betrieb genommen. Als Folge der Flut ist
dennoch die Mehrheit der Objekte ausser Betrieb, wenn nicht gaenzlich
vernichtet. In vieler Hinsicht wird die Gedenkstaette voellig von Null
beginnen muessen. Die Gedenkstaette Theresienstadt erlitt ernsthafte
Schaeden an ihrer Ausstattung, den Ausstellungraeumen und
Bildungseinrichtungen, und auch manche urspruengliche Theresienstaedter
Denkmaeler sind ernsthaft beschaedigt.

1. Die Kleine Festung
Die Theresienstaedter Kleine Festung, die waehrend des Weltkrieges als ein
Gefaengnis der Gestapo benutzt wurde, wurde voellig ueberflutet. Alle
urspruenglichen Zellen und weitere historische Objekte des Gefaengnisses
wurden betroffen und schwer beschaedigt, und das samt der originalen
Ausstattung (Pritschen, Fussboeden etc.). Am aergsten betroffen wurde der
sgn. 4. Hof, wo u.a. die alten vierstoeckigen Pritschen und andere Objekte
beschaedigt wurden. Sehr ernst betroffen wird auch die Hinrichtungsstaette
sein, die noch unter Wasser steht. Wahrscheinlich ist auch der originale
Galgen vernichtet. Aus den selben Gruenden kann man noch keine
Schaetzungen fuer den Untergrundsgang unter der Kleinen Festung machen.
Die Rekonstruktion und Restauration dieser Gegenstaende wird eine
umfangreiche Finanzierung fordern, und ein Grossteil der Kleinen Festung
wird zumindest fuer einige Monate fuer die Oeffentlichkeit geschlossen
bleiben muessen.

Voellig vernichtet wurde die Ausstellung ueber Theresienstadt vor dem
Zweiten Weltkrieg, die in den Eingangsraeumen stand. Angesichts des sich
verbreitenden Schimmels wird es noetig sein, die Ausstellung im Museum der
Kleinen Festung zu demontieren. Gerettet wurde lediglich die Ausstellung
ueber Milada Horakova [eine tschechische Sozialdemokratin und
Widerstandskaempferin] im sgn. Krankenrevier.

Voellig vernichtet wurden auch die Bueros und Lesesaele mit der gesamten
Ausstattung im Erdgeschoss des sgn. Herrenhauses, des administrativen
Hauptgebaeudes der Gedenkstaette Theresienstadt. Die einzige gute
Nachricht ist, dass es [den Berichten des Kultusministers Pavel Dostal
zuwider] gelungen ist, das hier angesiedelte Archiv und die Bibliothek der
Gedenkstaette zu retten. Aus dem Archiv wurden lediglich einige Kartons
etwas nass, in der Bibliothek wurden etwa 5 Meter Buecher betroffen.
Sowohl die Archivalien als auch die Buecher wurden eingefroren und warten
jetzt auf eine fachkundige Restauration.

2. Nationalfriedhof
Der Nationalfriedhof, der sich unterhalb des Terrains der Kleinen Festung
befindet, verwandelte sich waehrend des Hochwassers in einen einzigen See.
Dank des schnellen Eingriffs der professionellen Feuerwehrleute wurde das
Wasser aus diesem kuenstlichen Teich wieder abgepumpt; der Friedhof wurde
jedoch beschaedigt, die Grabsteine sind verschlammt und alle Blumen
vernichtet. Die Gedenkstaette hat die Schaeden am Friedhof noch nicht
beziffert.

3. Das Krematorium und der juedische Friedhof
Das Krematorium und der juedische Friedhof, die sich beide am Ufer der
Eger (Ohre) befinden, sind beide noch unter Wasser und nicht zugaenglich.
Die Mitarbeiter der Gedenkstaette befuerchten, dass die Schaeden am
Krematorium sehr umfangreich sein werden.

4. Das Kolumbarium und die zentrale Leichenkammer
Das Kolumbarium und die zentrale Leichenkammer des Theresienstaedter
Ghettos, die am 16. Oktober 2001, zum 60. Jahrestags des Beginns der
Transporte [nach Lodz], feierlich eroeffnet wurden, sind schwer betroffen.
Das Kolumbarium, wo zu den Ghettozeiten die Asche der verstorbenen
Haeftlinge gelagert wurde, ist unter Schlamm begraben, die darunter
liegenden Exponate vernichtet und ein Teil der symbolischen Grabsteine an
den Waenden beschaedigt. Die zentrale Leichenkammer befindet sich immer
noch unter Wasser und es ist deutlich, dass die neu eroeffnete Ausstellung
vollkommen vernichtet sein wird. Der Leichenwagen und weitere Gegenstaende
in den Zeremonieraeumen beim Eingang in die Leichenkammer muessen
gereinigt und restauriert werden.

5. Das Ghettomuseum
Im Ghettomuseum wurde im November 2001 eine neue und lang erwartete
Ausstellung ueber die Geschichte des Theresienstaedter Ghettos eroeffnet.
Diese Ausstellung gehoerte und gehoert neben der Kleinen Festung zu den
wichtigsten Stationen für jeden Besucher Terezins.

Im Ghettomuseum wurden die Bueros der Bildungsabteilung und der
Studienraum fuer die Jugendgruppen gaenzlich zerstoert. Auch das teure
elektronische Modell des Theresienstaedter Ghettos wurde ueberflutet, und
es ist nicht gewiss, ob seine Inbetriebnahme wieder moeglich sein wird.
Die Ausstellungen des Ghettomuseums an sich blieben gluecklicherweise
verschont, lediglich im Teil, der sich den Theresienstaedter Kindern
widmet, wurde der Holzboden beschaedigt.

6. Das Begegnungszentrum
Das Begegnungszentrum wurde vor einigen Jahren in der sgn. Magdeburger
Kaserne eroeffnet und ist der Kern der Bildungsaktionen der Gedenkstaette
Theresienstadt. Es verbindet die Bildungsraeume und Unterkunft fuer
Studentengruppen mit Ausstellungsraeumen. Ohne ein funktionierendes
Begegnungszentrum ist die paedagogische Taetigkeit der Gedenkstaette de
facto unmoeglich.

Das Hauptgebaeude des Begegnungszentrums in der Magdeburger Kaserne ist
sehr ernst betroffen. Vernichtet wurden die Bueros der Bildungs- und
Dokumentationsabteilung, inklusive des Bueros der oesterreichischen und
deutschen Freiwilligen, mit allen im Laufe der Jahre gesammelten
Dokumenten und Materialien. Ernst betroffen wurden auch die Kueche und die
Kantine, aus der nur ein Teil der Ausstattung gerettet werden konnte.
Schwer betroffen wurde auch das Depot in der Magdeburger Kaserne, in dem
allerdings gluecklicherweise keine Dokumente gelagert wurden.

Im Mai 2002 eroeffnete die Gedenkstaette das rekonstruierte zweite Haus
des Begegnungszentrums in der Prazska Strasse. Hier wurde von der Flut der
Vortragssaal und der Gemeinschaftsraum im Keller und der ganze Erdgeschoss
samt Ausstattung zerstoert.

Zusammenfassung
Die Mitarbeiter der Gedenkstaette Theresienstadt schaetzen vorlaeufig die
Schaeden auf ca. 60 Millionen Kronen (das entspricht in etwa 2 Millionen
Euro); davon sind etwa 30 Millionen Schaeden an unbeweglichen Guetern. Die
Gedenkstaette Thereseinstadt ist keineswegs imstande, diese Summe aus
eigenem Kraeften oder von dem Kultusministerium der Tschechischen Republik
aufzubringen.

Die Gedenkstaette ist zunaechst fuer die Oeffentlichkeit geschlossen, wird
sich aber um eine schnellstmoegliche Zugaenglichkeit zumindest einiger
Objekte und Ausstellungen bemuehen. Die ersten Objekte konnten dank des
unermuedlichen Einsatzes der Mitarbeiter der Gedenkstaette bereits am 3.
September eroeffnet werden.

Die Gedenkstaette Theresienstadt gehoert zu die ersten Institutionen
Tschechiens, zu deren Aufgaben es gehoert, die Erinnerung an die
nationalsozialistischen Verbrechen wachzuhalten - konkret an die des
Holocaust. Jedes Jahr wird sie von tausenden, sowohl in- als auch
auslaendischen Touristen und Studenten besucht. Ohne unsere Hilfe wird die
Gedenkstaette Theresienstadt nicht imstande sein, diese ausserordentlich
wichtige gesellschaftliche Funktion auszuueben.

Unseren deutschen Freunde errichteten ein Konto zur Hilfe: Verein der
Freunde und Foerderer von Theresienstadt e.V. Potsdam/Berlin, Nr.
586301400 Deutsche Bank Berlin, BLZ: 100 700 00, Kennwort: Gedenkstaette
Theresienstadt. Hier koennen Sie zur Rekonstruktion der Theresienstaedter
Denkmaeler, Ausstellungen und Bildungseinrichtungen beitragen. Die
finanziellen Beitraege werden lediglich fuer Entfernung der Flutschaeden
benutzt, und ihre Anwendung wird unter oeffentlichen Kontrolle geschehen.
Bilder koennen Sie unter www.holocaust.cz einsehen.

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