Freie Universität Berlin Akademie der Künste Berlin
Internationales Symposium
Hundert Jahre Kabarett zwischen Protest und Propaganda.
Zur Inszenierung gesellschaftlicher Identität
Leitung: Joanne M. McNally, Peter Sprengel
vorläufiges Programm der Tagung und der Rahmenveranstaltungen
in der Akademie der Künste, Berlin-Tiergarten
Zielsetzung
Am 18. Januar 1901 wurde in Berlin mit Wolzogens Buntem Theater das erste
deutsche Kaba-rett eröffnet. Der hundertste Geburtstag dieses
„Überbrettl
bietet den Anlaß für eine wissen-schaftliche Bilanz der künstlerischen
Optionen und politisch-sozialen Funktionen des Kabaretts in Deutschland
und
Österreich. Sie reicht vom Kaiserreich bis zur Gegenwart: von den
ironi-schen Improvisationen der Berliner und Schwabinger Boheme bis zu
aktuellen Formationen der Comedy, des Unternehmens- und Frauenkabaretts.
Im
zwiespältigen Zeichen von Protest und Propaganda läßt sich vor allem die
Rolle des Kabaretts zur NS-Zeit, hier vor allem des Exil-Kabaretts, und in
der Nachkriegszeit beschreiben. Im Falle des DDR-Kabaretts reicht die
identitätsstiftende Funktion der augenzwinkernden Verständigung über die
Zäsur von 1989/90 hinaus; gibt ‘Ostalgie’ den Ton des Lachens
über den
Besser-Wessi an, in dem sich die Wende-Geschädigten vereinen? Eine
Nostalgie
anderer Art kennzeichnet das Wiener Kabarett seit den Tagen eines Karl
Kraus; schwarzer Humor und Sentimentalität bilden die exklusive Note und
imaginäre Identität der österreichischen Brettl-Artisten noch im
australischen Exil. Noch der prekäre Rückgriff des israelischen Regisseurs
Jacob Luria auf die Lieder von Theresienstadt zeugt vom Zusammenhang
zwischen kabarettistischer Praxis und kollektiver Identität.
Die Referent(inn)en des Internationalen Symposiums, das von der Freien
Universität in Ver-bindung mit der Akademie der Künste Berlin und mit
Unterstützung der Deutschen For-schungsgemeinschaft veranstaltet wird,
stammen aus Deutschland und Österreich, Frankreich, Großbritannien und
USA.
Sie vertreten literatur-, theater- und sozialwissenschaftliche
Frage-stellungen; erstrebt ist eine Systematisierung der Gesichtspunkte,
die
zwei Tagungen des Vor-jahrs in Amherst und Potsdam zur Geschichte des
Kabaretts erbracht haben.
Donnerstag, 18.1.2001
Kunstformen des Kabaretts
10.00-12.45 Uhr
Alan Lareau (Oshkosh, USA):
Nummernprogramm, Ensemblekabarett, Kabarettrevue:
Zur Dramaturgie der „bunten Platte“
Peter Sprengel (Berlin):
Literarische Avantgarde und frühes Berliner Kabarett
Hans Veigl (Wien):
Karl Kraus, Wiener Moderne und das Wiener Kabarett nach der
Jahrhundertwende
14.45-17.30 Uhr
David Robb (Belfast):
Clowneske Kabarett-Ästhetik, am Beispiel Karl Valentins und Wenzel &
Menschings
Dietmar Jacobs (Köln):
Kabarett und Comedy - Wo ist das Problem?
Malte Leyhausen (Heidelberg)
Unternehmenskabarett – Kabarett als paradoxe Intervention auf
Manager-Konferenzen
17.30-18.30 Uhr
Empfang der Freien Universität Berlin (in der Akademie der Künste)
Begrüßung: Sibyll De Vito-Egerland
19.00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung „Die Welt als Cabaret“
Vortrag: Volker Kühn
20.00-1.00
Lange Nacht des Kabaretts (regulärer Eintrittspreis: DM 55,-) mit Matthias
Beltz, Matthias Deutschmann, der Distel, Franz Hohler, Hanns Dieter Hüsch,
Dietrich Kittner, Frank Lüdecke, Heinrich Pachl, der Pfeffermühle, Arnulf
Rating, Richard Rogler, Karl Heinz Schreiber, Hen-drike von Sydow und
Dieter
Thomas, Jockel Tschiersch und Konstantin Wecker
Freitag, 19.1.2001
Kabarett zwischen Protest und Propaganda
11.00-13.00 Uhr
Irmela von der Lühe (Göttingen):
Kabarett im Exil („Pfeffermühle“ etc.)
Uwe Naumann (Hamburg):
Im Ätherkrieg. Die satirischen Serien der BBC im Zweiten Weltkrieg
15.00-18.00 Uhr
Peter Jelavich (Austin, USA):
Kabarett als ‘Ventil’: Grenzen der politischen Satire
Bryan T. van Sweringen (Steinenbronn):
Kabarettist an der Front des Kalten Krieges: Günter Neumann
Sylvia Klötzer (Potsdam):
Kabarett im Dienste der Propaganda? Kabarett und
‘Öffentlichkeit’ in der
DDR
Sonnabend, 20.1.2001
Kabarett und kollektive Identität
10.00-13.00 Uhr
Jacques Poumet (Lyon):
Kabarett und Zensur in der DDR
Joanne McNally (London):
Kabarett als Vergangenheitsbewältigung:
Ein Vergleich zwischen dem „Distel“-Programm „Man
trifft sich“ (Berlin
1998) und
Jacob Lurias „Longlive Life“ (Tel-Aviv 1998)
Sigrid Bauschinger (Amherst, USA):
Münchner Frauen-Kabarett am Beispiel Sarah Camp
15.00-18.00
Iris Fink (Graz):
"Wien, Wien, nur Du allein…” Das Wiener Lied im
österreichischen Kabarett
als Ort der Identitätsfindung
Birgit Lang (Wien):
Exilkabarett und die „Politik der Repäsentation“. Die
Kabarettaufführungen
des „Kleinen Wiener Theaters“ in Sydney, Australien
(1945-1973)
Osman Durrani (Canterbury):
Die Masken des Herrn Karl. Österreichisches Kabarett der Nachkriegszeit
Sonntag, 21.1.2001
Film-Matinee „Totentanz - Kabarett im KZ“ (Film von Volker
Kühn)
Rezitation Jacob Luria: The Yellow Cabaret
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