JiscMail Logo
Email discussion lists for the UK Education and Research communities

Help for WIGS-FORUM Archives


WIGS-FORUM Archives

WIGS-FORUM Archives


WIGS-FORUM@JISCMAIL.AC.UK


View:

Message:

[

First

|

Previous

|

Next

|

Last

]

By Topic:

[

First

|

Previous

|

Next

|

Last

]

By Author:

[

First

|

Previous

|

Next

|

Last

]

Font:

Proportional Font

LISTSERV Archives

LISTSERV Archives

WIGS-FORUM Home

WIGS-FORUM Home

WIGS-FORUM  2000

WIGS-FORUM 2000

Options

Subscribe or Unsubscribe

Subscribe or Unsubscribe

Log In

Log In

Get Password

Get Password

Subject:

Fw: elektrofruehstueck nr 34 26.6.2000

From:

"Jo Catling" <[log in to unmask]>

Reply-To:

[log in to unmask]

Date:

Mon, 26 Jun 2000 13:35:48 +0100

Content-Type:

text/plain

Parts/Attachments:

Parts/Attachments

text/plain (1432 lines)

neues aus österreich (jandls beisetzung, jelinek bei den
donnerstagsdemonstrationen)
with thanks to karin rausch.
  jo
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Bady Minck <[log in to unmask]>
> An: [log in to unmask]
<[log in to unmask]>
> Datum: Montag, 26. Juni 2000 04:13
> Betreff: elektrofruehstueck nr 34 26.6.2000
>
>
>
>
> zwei erscheinungen
>
> ich werde dir erscheinen
> wie stets ich erschienen dir bin
> und du wirst weinen
> denn ich bin dahin
>
> und du wirst mir erscheinen
> wie stets du erschienen mir bist
> und ich werde weinen
> weil zwischen uns beiden
> zu sagen nichts mehr ist
>
> ernst jandl
>
>
>
>
> zum fruehstueck gibt es einen tee aus tausend traenen zum tod von ernst
jandl,
> als freund wie als kuenstler unersetzbar. vier tage noch vor seinem tod
hat er
> sich, zusammen mit friederike mayroecker, an einer lesung gegen die
blauschwarze
> regierung im wiener literaturhaus beteiligt.
> die beisetzung findet heute, den 26. juni, um 15h am wiener
zentralfriedhof
> (eingang 2. tor, halle 2) statt.
>
> jenen, die willens sind, sich zum traenentee etwas deftiges
einzuverleiben,
> servieren wir aus ernst jandls nachlass ein altwiener gabelfrühstück:
>
>
> blunzen essen
> dazu trinken ein seidel
> noch ein blunzen essen
> dazu trinken noch ein seidel
> andern zuhören sprechen
> andern zuschauen essen
> blunzen essen den dritten
> dazu trinken den dritten seidel
>
>
>
>
> tribute - forum fuer ernst jandl im internet:  www.sfd.at/jandl
>
> alle blunzen(fr)esser und traenenteetrinker sind eingeladen ihre
persoenliche
> hommage an den dichter der webmeisterin der homepage zu mailen:
<[log in to unmask]>
> oder <[log in to unmask]>, welche die gemailten beitraege auf die jandl -
tribute - page
> plaziert (beitraege maximal 4 zeilen lang, resp. 200 kb schwer).
auserwaehlte
> beitraege erscheinen 2x woechentlich im 'der standard' und regelmaessig am
> infoscreen in den wiener u-bahn-stationen.
> im mail-pool ernst jandl kann mensch ausserdem internetpostkarten per
e-mail an
> freunde verschicken. die digitalen postkarten zeigen wahlweise ein gedicht
oder
> ein portraitfoto ernst jandls .
>
>
>
>
> obschon ernst jandl noch nicht einmal begraben ist, wird er, der sich nun
nicht
> mehr wehren kann, bereits von unerwarteter seite vereinnahmt. unter dem
titel
> "zwischen jandl und schlingensief" wuerdigt guenther nenning in der
> samstag-ausgabe der "presse" ernst jandl, um im gleichen atemzug auf
christoph
> schlingensief loszugehen. o-ton: "dem ernst jandl haetten laengst
grossartige
> wiener festwochen ausgerichtet gehoert. und dem schlingensief haetten die
> festwochen den weisel geben sollen." dann folgt dankenswerterweise die
> detaillierte erklaerung: "jemandem dem weisel geben heisst: ihm
> gewaltlos-demokratisch bedeuten, er soll sich schleichen." weiter im text:
"auch
> ist klar, dass ernst jandl keiner erhoehung durch die wiener festwochen
> beduerftig ist und dass christoph schlingensief von einer erhoehung durch
die
> wiener festwochen nicht profitiert, weil er ja doch ein nebochant bleibt.
> nebochant (...) bedeutet: ein mensch, der mitleid und erbarmen verdient
(...),
> weil aus ihm nix wird".
>
> soweit nenning im ueberschwang des geifers, den er laengst nicht mehr nur
in der
> kronen zeitung (wo er in einem akt von ausserordentlichem nationalismus
dutzende
> oesterreichische autorInnen sonntags-krone-tauglich getrimmt hat), sondern
auch
> in der "presse" verbreitet, dort allerdings unter dem irrefuehrenden titel
> "kommentar von aussen". von ausserhalb der "presse" kommt sein kommentar
wohl
> nicht, er duerfte mit den ansichten der chefredaktion deckungsgleich sein.
> nenning spielt den toten und damit wehrlosen ernst jandl, der ein
dezidierter
> gegner der fp-regierungsbeteiligung gewesen ist, gegen christof
schlingensief
> aus und kennzeichnet seine abrechnung auch noch als patriotischen akt:
schon im
> ersten satz seines kommentars wird jandl "zu oesterreichs grossem
modernen",
> waehrend schlingensief als "deutschlands grosser schreihals" gebrandmarkt
wird.
> allein diese gegenueberstellung im namen der heimat laesst jeden
aufstoehnen,
> der jandls werk kennt. man fragt sich, wen nenning als naechsten
kronzeugen fuer
> die regierung aufrufen wird: kafka? doderer? paul celan (in nennings
neudichtung
> "die schwarzblaue milch der fruehe")? ingeborg bachmann (mit einem aus dem
werk
> bachmanns heraus argumentierten appell an die erben, gegenueber haider
nicht so
> aggressiv aufzutreten)? oder vielleicht thomas bernhard (zum strahlen
gebracht
> in einem posthumen vergleich mit wolfgang schuessel)?
>
>
>
>
> die donnerstagsdemonstration startete diesmal mit einer fulminanten
szenischen
> lesung eines theaterstuecks von elfriede jelinek, zu der etwa 1500
menschen
> gekommen waren, die nach ende der lesung protestierend vom ballhausplatz
aus
> durch die bezirke 7, 15 und 16 wanderten. nach hubsi kramars
opern-ball-auftritt
> und schlingensiefs asylanten-container war es wieder eine im weitesten
sinne
> theatralische aktion, die menschen und reaktionen mobilisierte: das
theater
> bricht aus aus den reservaten und erobert sich ein neues publikum. indem
das
> theater (erstmals in wien) systematisch auf die strasse geht, schuettelt
es den
> mief des buergerlichen theatersaals ab (der auch waehrend der aera peymann
und
> deren inszenierungen immer spuerbar geblieben ist). die 'theaterleute'
haben
> ueberraschend schnell und heftig auf die regierungsbildung reagiert, und
"das
> theater" erzielt dabei eine erstaunliche publikumswirksamkeit...
> (elektrofruehstueck spezial aus dem container folgt)
>
>
>
>
> Cornelia Niedermeier in derStandard - online:
> "Jetzt sind wir da"   Martin Wuttke mit Elfriede Jelineks Haider-Monolog
auf dem
> Ballhausplatz
>
> "Hasstriefende Zeit im Bild! Lass es dir sagen, das Bild bleibt, die Zeit
geht,
> doch wir sind im Bilde, schon lange, schon immer. (...) Jetzt befinden
sich noch
> drei linke österreichische Journalisten in dieser Zeit und in diesem
> Zeit-im-Bild-Studio, doch Geduld, die werden auch gehn. Wir werden kommen.
Und
> bleiben." -
>
> Böse Worte, die Elfriede Jelinek da niederschrieb, zu einem Zeitpunkt, da
die
> Welt der ZiB noch in - alter - Ordnung schien. Seither ist Johannes
Fischer als
> Leiter der ZiB 2 und 3 "freiwillig" zurückgetreten, und am vergangenen
> Donnerstag hallten die Sätze bedrohlich wider, die Martin Wuttke ins
Mikrophon
> auf dem Ballhausplatz bellte. Dort, am allwöchentlichen Versammlungsort
der
> Donnerstagsdemonstration, las Wuttke in einer Art inoffizieller
Uraufführung
> Elfriede Jelineks jüngsten Theatertext, den Haider-Monolog Das
Lebewohl/Les
> Adieux (Textabdruck im Standard-ALBUM vom 20. 5., Jelinek-Interview und
> Textrezension im ALBUM vom 17. 6., Texte im Online-Archiv abrufbar). Als
> Veranstalter fungierte die Botschaft besorgter Bürgerinnen und Bürger, die
seit
> Regierungsantritt gegenüber dem Kanzleramt und der Präsidentschaftskanzlei
in
> einem Zelt logiert.
>
> Die Szene am Donnerstagabend war mittlerweile vertraut: sengende Sonne,
das
> Publikum im Rasen gelassen der Dinge harrend. Trotz der massiven
Konkurrenz
> durch Feiertag, Hitze, Schwimmbäder, Donauinselfest und Fussball-EM hatten
sich
> einige Hundert Interessierte zu der Open-Air-Lesung eingefunden: Und
Wuttke las,
> nein, er las nicht, er brüllte, flüsterte, greinte, wisperte, hysterisch,
> gekränkt, nörgelnd, auftrumpfend, triumphierend. "Sag doch: ich!"
>
> Er dehnte und stockte, eilte und verhielt: jedes Wort zum Hauptdarsteller
> adelnd, schuf er für Jelineks luziden, kompliziert gewobenen Text die
adäquate
> akustische Umsetzung, sich permanent steigernd bis zur finalen Ballung der
mit
> hysterisch sich überschlagender Stimme gejapsten Ichs: "Alle sein will
auch:
> ich. Kein Stein auf dem andern sein will auch: ich. Die Freiheit sein will
auch:
> ich. (...) 3. Spalte Sag ich. Sag doch: ich! Die ganze: Zeit!"
>
> Fast unbemerkt von den Medien hatte hier für alle Öffentlichkeit eines der
> intelligentesten, spannendsten, ästhetisch wie politisch bedeutendsten
> Theaterereignisse der letzten Zeit stattgefunden - mit Sicherheit das
> interessanteste neben Christoph Schlingensiefs Container-Projekt Bitte
liebt
> Österreich!.
>
> Es ist kein Zufall, dass beide Projekte die hermetische Geschlossenheit
der
> Theater flohen und die Öffentlichkeit suchten, beide im Zentrum der
Republik,
> vor den steinernen Toren der Macht. Und es ist kein Zufall, dass genau
diese
> beiden Projekte sich - wie es gerne versucht wird - als simple Agitprop
mit
> einfach zu benennender Gegnerschaft subsumieren lassen.
>
> In beiden Fällen handelt es sich um hoch artifizielle Texturen, die sich
> jeglicher Vereinnahmung entziehen - weit mehr, als dies viele andere
> Darbietungen auf den Bühnen des Landes tun. Und ein weiteres Mal offenbart
> Jelineks Entscheidung, ihren Text den offiziellen Institutionen und ihrem
> Repräsentationsgestus zu entziehen, wie sich gegenwärtig in politisch hoch
> brisanten Zeiten die Sensibilität für falsche Töne auf dem Theater und im
> Theater stärkt.
>
> Der biedere Theaterrealismus der hoch subventionierten Bühnen hingegen
tönt -
> jeglichen aktuellen Bezugs entbehrend - seltsam leblos und museal. Hier
wendet
> sich kein Polit-Gast verschreckt mit Grauen - hier sitzt er und wechselt
danach
> ins nächste Restaurant. Die hellhörigsten Künstler aber - Elfriede Jelinek
und
> Christoph Schlingensief - meiden den falschen Klang und suchen sich neue
Foren:
> Dieses Modell gilt es nun weiterzuentwickeln. "
>
>
>
>
>
>
> alexandra bader: zur aktuellen donnerstags-demo
>
> Vor 750 Jahren wurde der grösste Wunsch der Nonne Juliana von Lüttich (im
> heutigen Belgien!) Wirklichkeit: ein Feiertag namens Fronleichnam.Wem wir
diesen
> zu verdanken haben, wusste ich bisher auch nicht, aber so stehts in der
"Kronen
> Zeitung". Einige Frauen berichten von in der Früh an ihrem Fenster
> vorbeiziehenden Fronleichnamsprozessionen, mit relativ wenig Polizei, und
einmal
> sogar teilnehmenden Burschenschaftern. Was das alles mit der
Donnerstagsdemo zu
> tun hat? Naja, kürzlich fiel mir in der APA eine
Pressekonferenzankündigung der
> ÖVP Wien auf zum Thema: "Wiener Bevölkerung fordert Verbot der
> Donnerstagsdemos".
>
> Für mich Grund genug, gut vorbereitet dorthin zu gehen, sprich: wieder mal
den
> Gesetzes-server im Bundeskanzleramt zu konsultieren. Das
Versammlungsgesetz von
> 1953 hat in § 5 eine interessante Ausnahme von Anmeldung etc etc. zu
bieten:
> "Ferner sind öffentliche Belustigungen, Hochzeitszüge, volksgebräuchliche
Feste
> oder Aufzüge, Leichenbegängnisse, Prozessionen, Wallfahrten und sonstige
> Versammlungen oder Aufzüge zur Ausübung eines gesetzlich gestatteten
Kultus,
> wenn sie in der hergebrachten Art stattfinden, von den Bestimmungen dieser
> Gesetze ausgenommen."
>
> Zu meinem Erstaunen sehe ich am HeldInnenplatz bei 36 Grad viele Menschen
> versammelt, die Kärntner Heimatliedern lauschen. Offenbar ein
> "volksgebräuchliches Fest" der Botschaft besorgter BürgerInnen - oder doch
der
> Beginn von Elfriede Jelineks "Lebewohl" Jörg Haiders?  An Volkstümliches
oder
> TeilnehmerInnen von Prozessionen erinnern auch die feschen Dirndln und
Burschen
> mit Tracht, Sonnenblumen und guter Laune. Und eine Besucherin hat sich gar
für
> eine Fronleichnamsprozession fein gemacht..... Die am Kultus der
> Donnerstagsversammlungen Beteiligten sind freilich überwiegend
zeitgenösssich
> gekleidet, lauschen aber doch mit feiertäglicher Andacht dem lang
erwarteten
> Haider-Monolog.
>
> Da der Hauptmann eines Landes mit besonderer Brauchtumspflege (vgl.
Teilnahme am
> Vierbergelauf) derzeit in Libyen weilt, liess er sich vom deutschen
Schauspieler
> Martin Wuttke vertreten. Dieser stellte die von Elfriede Jelinek
vermuteten
> Abschiedsgedanken Haiders in einer langen Rede dar. Es ging um die Stärke,
die
> wir den Kindern geben, so sie unsere sind. Darum, unter sich zu bleiben.
"Wir
> haben gefochten und jetzt dürfen wir feiern den Sieg", vom
> "Klagegesang" zum "Jubellied" ....wie es Brauch ist, versammeln sich die
> Burschen um den Esel (wie vor Ostern) ....
> Das "Sprechen der Lügenpriester ist Anklage", unseres hingegen die Faust.
"Das
> Wort ordentlich hat aus uns Könige gemacht." Auch von einer
"Bedürfnisanstalt
> für Tugendterroristen" ist die Rede, und davon, dass wir Vater und Mutter
ehren
> sollen, "den Vater aber mehr, denn die Mutter ist von Natur aus da".
>
> Zur Vergangenheitsbewältigung heisst es, dass es solch abscheuliche
Verbrechen
> nie wieder geben wird, und "wenn wir wen gekränkt haben, bedauern wir,
aber
> haben wir nicht recht?". Der "Obmann" hat sich leider zweimal das Knie
> gebrochen, aber er ist "der beste aller Knaben", und "gottseidank war er
nicht
> anwesend, als ich ging". Freilich impliziert dieser Abgang das
Wiederkommen, "um
> zu bleiben". Zur Nachfolgerin: "Schau wie souverän diese Frau agiert in
der
> Pressekonferenz, hätt ich gar nicht von ihr gedacht." Aber: "es ist egal,
was
> sie sagt", sie "spricht durch mich, ich bin es, der spricht". Wir werden
"kommen
> und bleiben", beispielsweise in der Zeit im Bild-Redaktion, die letzten
> Journalisten ablösen. Und "lasst die Kerzerlschlucker Lichtermeere bilden,
sie
> werden selbst darin ertrinken".
>
> Etwas nach 20 Uhr zog dann die Wallfahrt, öffentliche Belustigung, das
> Volksbrauchtum oder was auch immer los zum Ring. Diesmal angeführt von
recht
> vielen Frauen mit Transparenten, die sich gegen den überholten Kult des
> Patriarchats richteten... (frau ging vorbei an 'Kosmos'-Frauenraum, der
> Buchhandlung 'Frauenzimmer' und bei einem Haus, wo vor ein paar Wochen
eine
> junge Frau ermordet worden war)
>
>
>
>
>
>
> sophia-maria antonulas: "Das Lebewohl" - Haiders Abschiedsmonolog
>
> Eine einzigartige Veranstaltung ist der Botschaft besorgter Buergerinnen
und
> Buerger, die seit 9. Februar am Ballhausplatz in einem Zelt residiert, mit
"Das
> Lebewohl" von Elfriede Jelinek gelungen. Mehr als 1.200 ZuschauerInnen
lauschten
> gespannt "Haiders Abschiedsmonolog", vorgetragen von Martin Wuttke
(Berliner
> Ensemble) und waren begeistert.
>
> Kaertner Lieder stimmten das Publikum auf die Rede ein, die Auftakt fuer
die
> darauffolgende Donnerstagsdemonstration war. Junge Frauen und Maenner in
> Trachtenkleidung, die mit Wuttke gemeinsam auf der Buehne standen,
vollendeten
> das Bild. Wuttke verstand es, mit Emotionen zu spielen und so gefror den
> ZuhoererInnen, trotz der grossen Hitze, mehrmals das Lachen.
>
> Faszinierend ist auch, dass die Botschaft besorgter BuergerInnen diese
> inoffizielle Urauffuehrung des juengsten Texts von Elfriede Jelinek ohne
Budget
> auf die Beine gestellt hat. Das spricht wohl fuer den grossen Idealismus
der
> BetreiberInnen -- und das in einer Zeit, von der behauptet wird, dass ohne
Geld
> nichts mehr geht und wo selbst durchschnittliche Theaterauffuehrungen
Unsummen
> verschlingen. Doch anscheinend startet in Wien bei der Botschaft am
> Ballhausplatz nicht nur der permanente Protest gegen die FPOEVP-Regierung,
> sondern auch weltanschauungsmaessig ein neuer Trend.
> <[log in to unmask]>
>
>
> Pressespiegel unter http://www.paperball.de , "Jelinek" unter "suchen"
eingeben,
> dann erscheinen 11 Meldungen, (Neue Zuericher Zeitung, taz-Berlin, Der
Standard,
> OOe-Nachrichten etc.)
>
>
>
> neu im:  www.ewigesarchiv.at (Austria on the move):
> 22 06 2000 Fotos der DonnerstagDemo und der szenischen Lesung von Elfriede
> Jelinek: Haidermonolog "Das Lebewohl".
> Nochmals hingewiesen sei auf die umfassende Dokumentation bei den
vorangehenden
> Eintragungen des Schlingensieff Containers / der Erstuermung und
"temporaeren
> Befreiung der Schubhaeftlinge" durch einige beseelte
DonnerstagsdemonstrantInnen
> / Auftritt von Hubsi Kramar als Kaiser Franz Josef / Ueberraschung im
Hotel
> Marriott uvm.
> Derzeit halten wir bei 32 fotodokumentierten Widerstandsterminen im
> www.ewigesarchiv.at mit vielen hundert digitalen Bildern. Das Ewige Archiv
ist
> mein kuenstlerisches Lebensprojekt ("Beweissammlung fuer das juengste
Gericht"),
> der bereich "Austria on the move" wird bildlich gespeist von Hannes
Reisinger
> und mir.      Peter Putz
>
>
>
>
>
>
>
> waehrend die demonstrationen gegen die regierung mit der gewohnten
> hartnaeckigkeit weitergehen, halten nun immer mehr funktionaere von fpoe
und
> oevp die zeit fuer gekommen, um gegen die demonstrantInnen vorzugehen und
die
> unangemeldeten kundgebungen zu unterbinden. am freitag gab die wiener oevp
eine
> pressekonferenz, die ein verbot der demonstrationen forderte - hier der
via apa
> veroeffentlichte original-text (ots) zur pressekonferenz. die inhaltliche
> verantwortung fuer ots-texte liegt uebrigens im normalfall beim
veranstalter der
> pressekonferenz; auch wenn der nachstehende text wie ein objektiver
bericht
> formuliert ist, so spricht dennoch der originalton der wiener oevp aus
diesen
> zeilen. der "standard" hatte die forderung der oevp am samstag als
aufmacher auf
> der titelseite, waehrend sich die "presse" gleichzeitig auf seite 1
darueber
> erschrocken zeigte, dass die deutsche regierung die homosexuellen-ehe
einfuehren
> will...
>
>
> Wiener ÖVP fordert Verbot unangemeldeter Demonstrationen
>
> Wien, (OTS) In einem Pressegespräch im Hotel Marriott forderte am Freitag
der
> Sicherheitssprecher der Wiener ÖVP, LAbg. Dr. Wolfgang Ulm, ein sofortiges
> Verbot unangemeldeter Demonstrationen in Wien.
> Seit 4. Februar hätten insgesamt 135 Demos stattgefunden, davon sei ein
> Grossteil der so genannten "Donnerstag-Demos" unangemeldet gewesen bzw.
die
> Route der Demonstrationen den Behörden nicht bekannt gegeben worden. Dies
> verstosse eindeutig gegen die verfassungsmässigen Bestimmungen. Er bekenne
sich
> zum Recht auf Demonstrationsfreiheit, betonte Ulm, er fordere aber ein Ja
zum
> Rechtsstaat und zum Schutz von Leib, Leben und Eigentum. Bei den
bisherigen
> Demonstrationen seien 340 Sachbeschädigungen angezeigt worden, eine
weitere hohe
> Dunkelziffer bestehe.
> Die Kosten für den Mehraufwand an Personal der Exekutive betragen rund 45
> Millionen Schilling, Sachbeschädigungen an Ausrüstung der Exekutive
betragen
> rund 12 Millionen Schilling.
> Bei den bisherigen Demos wurden 57 Beamte der Polizei, zum Teil schwer,
> verletzt. (anm.: wer's glaubt....)
> Die Beamten der Polizei seien den körperlichen und physischen Belastungen
bei
> diesen Demos bald nicht mehr gewachsen, sagte der stellvertretende
Vorsitzende
> der Polizeigewerkschaft Josef Hradecky (FCG). Die Polizisten forderten
zurecht,
> so Hradecky, dass die Mindestregeln des Rechtsstaates seitens der
Demonstranten
> eingehalten würden. Von Seiten der Bundespolizeidirektion Wien scheint es
eine
> Weisung oder den Auftrag zu geben, dass strafrechtliche Tatbestände, im
Zuge der
> Demonstrationen, nicht angezeigt oder verfolgt werden sollen. Das führt
unter
> anderem dazu, dass die verletzten Kolleginnen und Kollegen der Polizei
auch
> sämtlicher Schadenersatzansprüche - trotz teilweiser Kenntnis der Täter -
> verlustig gehen. "Sollte es tatsächlich so sein - und das wurde ja auch
schon
> durch
> mehrere zeitungsberichte bestätigt - dass es offene oder verdeckte
Weisungen des
> Polizeipräsidenten STIEDL oder von Herrn SCHNABL (anm.: spö) gegeben hat,
dann
> ist das eine Ungeheuerlichkeit grössten Ausmasses", so ULM. Bei Durchsicht
der
> Amtshandlungen der letzten Wochen fällt auf, dass es im Zuge der
Demonstrationen
> kaum Anzeigen von behördlicher Seite gegeben hat. "Klar ist auf jeden
Fall, dass
> die Wiener Polizeispitze dafür die Verantwortung trägt."
>
> Der Vizepräsident der Wiener Arbeiterkammer, Alfred Gajdosik, er ist
Betriebsrat
> im Hotel Marriott, berichtete über den Vorfall in der Vorwoche, bei dem
das
> Hotel Marriott anlässlich einer Veranstaltung der Nationalbank von den
> Demonstranten gestürmt worden war. Es sei ein grosser Schaden entstanden,
(anm.:
> der teppich musste in die reinigung !) sagte Gajdosik und er betonte, dass
bei
> weiteren derartigen Vorfällen in seinem Unternehmen wegen Stornos
zahlreiche
> Arbeitsplätze gefährdet seien.
> Ulm forderte den Polizeipräsident von Wien auf, dafür zu sorgen, dass
keine
> unangemeldeten Demonstrationen in Wien mehr stattfinden, und dass
sichergestellt
> sei, dass strafbare Handlungen auch verfolgt werden. Es könne nicht
angehen,
> dass für Demonstranten keine Gesetze gelten. Er stehe jedoch voll für das
Recht
> der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit ein, so lange sich alles in
legalem
> Rahmen bewege. (Schluss) fk/bs
> Rückfragehinweis: www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/ Fritz Kucirek Tel.:
4000/81 081
> e-mail: <[log in to unmask]>
>
>
>
>
>
> wie so oft in den letzten wochen faellt uns auf, dass die oevp
bereitwillig auf
> einen fahrenden zug aufspringt, den die fpoe gestartet hat. seit 4.
februar
> verlangt die fpoe regelmaessig das verbot der
> gegen-schwarz/blau-demonstrationen; nach einigen hysterischen attacken zu
beginn
> der demonstrationen (man erinnere sich an den wahnvollen auftritt
rauch-kallats
> in der zib 3 mit pflasterstein in der hand oder schuessel
geringschaetzenden
> angriff auf die internet-generation) hat sich die oevp eine zeitlang
massvoll
> zurueckgehalten, wohl auch, um ihrem innenminister strasser nicht in den
ruecken
> zu fallen. seit dem demobesuch im hotel marriott ist jetzt mit der
> zurueckhaltung schluss: die fpoe forderte nach der marriott-aktion
wutentbrannt
> ein schaerferes vorgehen gegen die demonstrantInnen, und wie schon so oft
> (stichwort: volksbefragung) kann sich die oevp der dynamik und der wucht
der
> freiheitlichen angriffe nicht mehr entziehen und versucht nun, die fpoe
rechts
> zu ueberholen. ein weiteres symptom dafuer, dass schuessels strategie, die
fpoe
> zu domestizieren, nicht greift: statt einer besaenftigten fpoe entsteht
eine
> haiderisierte oevp...
>
>
>
>
> nach der kopie durch die wiener oevp hier das original: die forderungen
der fpoe
> nach der demo am 15. 6.
>
> Westenthaler nennt Demonstranten "Hooligans". Und fordert eine haertere
> Gangart - Partik-Pable kritisiert die Polizei
>
> Wien - FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler nannte die Teilnehmer der
> Donnerstags-Demo "Rowdys" bzw. "äusserst gewalttätige
Demonstrations-Hooligans"
> und forderte eine "härtere Gangart". "Die gestrige gewaltsame Stürmung
eines der
> renommiertesten Wiener Hotels ist der bisherige Höhepunkt mehrerer
Gewaltakte
> der nur noch auf einen kleinen, harten Kern zusammengeschrumpften
sogenannten
> Donnerstags-Demonstranten". Die Demo werde "immer mehr zum Streifzug der
Gewalt
> und Zerstörung durch Wien". "Lange genug" sei zugeschaut worden, "jetzt
sollte
> dem Gesetz entsprechend härter durchgegriffen werden", forderte
Westenthaler.
>
> Die Demonstrationszüge der "wenigen hundert Hooligans" seien in dieser
Form
> nicht angemeldet und daher rechtswidrig, meinte Westenthaler angesichts
des
> Eindringens ins Hotel Marriot. Bei jeder Anmeldung einer Demo sei der
genaue
> Verlauf anzugeben, der letztlich genehmigt werden müsse. Werde davon
abgewichen,
> könne die Exekutive jederzeit einschreiten und die dann unerlaubte Demo
> auflösen.
>
> Kritik an der Wiener Polizeidirektion und auch an Innenminister Ernst
Strasser
> übte FPÖ-Sicherheitssprecherin Helene Partik-Pable im Zusammenhang mit den
> Donnerstag-Demonstrationen. Polizeiführung und auch der Innenminister
würden
> übersehen, dass diese Demonstranten "ausserordentlich gewaltbereit" seien.
Es
> wäre höchst an der Zeit, dass sich der Innenminister und die
Polizeidirektion
> von Wien ihrer Verantwortung bewusst würden, und gegen die "Rädelsführer"
> vorgingen.
>
> Partik-Pable wird in einer Anfrage an den Innenminister "Auskunft
verlangen, ob
> gegen die gewalttätigen Demonstranten auch entsprechende rechtliche
Schritte
> eingeleitet würden oder ob die Vertreter des Rechtsstaates wieder einmal
mit
> Augenzwinkern Gewalt tolerieren. Wenn das so wäre, müssten sich die
Staatsbürger
> als die 'Gefrotzelten' vorkommen", meinte die Freiheitliche in einer
Aussendung.
> Scharfe Kritik übte sie auch an den Sicherheitsbehörden: "Die Wiener
> Polizeiführung lässt der Gewalt freien Lauf; aus lauter Angst vor
schlechten
> Medienberichten oder Kritik seitens der 'Linken' durften die
> Donnerstags-Demonstranten bisher offensichtlich alles tun, was ihnen
gefällt:
> Polizisten bewerfen, vermummt auftreten, Pallas Athene besetzen usw."
> Partik-Pable nannte als bisherige Kosten der Überwachung der
Demonstrationen 40
> Millionen Schilling - und kritisierte: "Und dann gelingt es den
Demonstranten,
> nahezu ungehindert in ein Hotel einzudringen und eine Veranstaltung
> auszuheben".(APA)
>
>
>
> Diskussionen zur Forderung nach Demoverbot sind auf der Webseite der
Wiener ÖVP
> möglich -  http://www.wienfocus.at, dort Thema Sicherheit anklicken, dann
> Bericht anschauen....   tipp von <[log in to unmask]>
>
> Berichte der ÖVP-Pressekonferenz zum Demoverbot:
> http://www.ceiberweiber.at/wahl/demoverbot.htm
> http://www.no-racism.net/MUND
> (anklicken MUND vom 25.6.2000)
>
>
>
>
>
>
> und hier die berichte über die 'illegalen, gewalttaetigen'
demonstrationen:
>
>
> Bericht der Donnerstagdemo am 15.6. von der elektrischen
Berichterstatterin
> Gabriele Mathes
>
> Ecke Ballhausplatz/Heldenplatz, 19.45h. Einige Hundert Leute warten
plaudernd
> auf den Beginn der Demo. Das Wetter ist trüb, ein Saxophon spielt
Freejazziges
> in Moll zum Rhythmus einer einzelnen Trommel. Vom Ring her tröpfeln in
Grüppchen
> DemonstrationsteilnehmerInnen die spät dran sind. Etwa 1000 sind es
> (Eigenschätzung) als der Zug um halb Neun loszieht. Ein rotweissrotes
> Transparent würdigt mit dem Gedicht "Rot" - "ich weiss nicht" - "Rot"
(blaue
> Schrift auf Rot, Weiss, Rot) den vor wenigen Tagen verstorbenen Ernst
Jandl.
>
> Als der Demonstrationszug die Schlingensiefsche Containersiedlung neben
der Oper
> erreicht, wird der Lärm frenetisch. Triller-pfeifen, Hupen,
"Wi-der-stand!" aus
> vielen Kehlen und ein Sprechchor: "Abschiebung ist Folter". Auf dem Dach
des
> Containers spricht jemand (Schlingensief?) in ein Megaphon, doch das
Gesagte
> geht im Höllenlärm unter.
> Ein Teil des Demonstrationszugs drängt gegen den die Container umgebenden
> Metallzaun. Schon ist der Zaun an der dem Ring zugewandten Schmalseite der
> "Siedlung" auseinandergezwängt und schon erklettert ein junger Mann mit
einer
> Leiter das unterste Dach eines der Container. Ein ORF-team drängt sich
vor,
> schaltet seinen Scheinwerfer ein und filmt.
>
> "Befreit die Ausländer" hört man die Stimme einer jungen Frau durch ein
> Megaphon. Die Hundertschaften der DemonstrantInnen strömen vom Ring
herüber,
> gruppieren sich rund um die Container und beobachten neugierig die
Besteigung
> des Daches. "Befreit die armen Ausländer" tönt wieder die Stimme der
jungen Frau
> durchs Megaphon, der Kletterer hat nun die oberste Plattform erreicht.
Applaus
> brandet auf. "Befreit die Ausländer. Wir dulden so eine Provokation nicht.
Wir
> sind ausländerfreundlich!" wiederholt die Megaphonstimme. Der junge Mann
auf dem
> Dach macht sich daran das auf dem Dach angebrachte Schild "AUSLÄNDER RAUS"
> abzumontieren. Zu diesem Zweck zieht er ein Graphikermesser aus seiner
> Hosentasche. Er durchschneidet die braunen Klebebänder an der Fahnenstange
und
> gibt ein Zeichen nach unten. "Wo ist das Werkzeug?" interpretiert die
> Megaphonstimme seine Geste. Doch von unten kommen keine hilfreichen
> Gerätschaften, der junge Mann müht sich vergeblich damit das Schild
> abzumontieren, tritt schliesslich mit dem Fuss dagegen. "Das ist die Kraft
des
> Herkules!" kommentiert die Megaphonstimme optimistisch, der ORF hat seinen
> Scheinwerfer wieder in Betrieb gesetzt und filmt das Treten. Mikros werden
in
> die Luft gehalten.
>
> Bullige Typen in schwarzen Hosen und hautengen schwarzen Laiberln mit dem
> Schriftzug "Security" stehen innerhalb des Zaunes, beobachten das Treiben
auf
> dem Dach mit verschränkten Armen. Ein zweiter junger Mann hat inwischen
begonnen
> das Dach zu erklimmen. Ein Trommler aus der Demo macht einen Wirbel - es
> passiert aber nichts Besonderes. "Die blaue Fahne nicht vergessen!" meldet
sich
> wieder die Megaphonstimme "Die Blaue Fahne!". Der Erstbesteiger nimmt die
> FPÖ-Fahne von ihrer Halterung, heftiger Applaus der ZuschauerInnen,
> "Wi-der-stand!!". Auf dem Dach bearbeitet man das Schild mit der
Spraydose.
> "Widerstand, Widerstand", "Kampf dem Faschismus" und "Widerstand" wird in
roter
> Schrift rund um die schwarzen Buchstaben des Slogans "AUSLÄNDER RAUS"
gesprayt.
>
> Auf dem Dach ergreift ein Aktivist Megaphon und Wort: "Die Kolleginnen und
> Kollegen wurden freigelassen und das ist einen dicken Applaus wert." Man
> applaudiert gehorsam, er fährt fort: "Unser heissgeliebter Kanzler
Wolfgang
> Mascherl Schüssel spricht um Viertel nach neun im Hotel Marriot am
Parkring und
> dorthin werden wir uns jetzt bewegen!" Zustimmende Rufe, Pfiffe, Hupen,
Applaus.
> Danach hält Schlingensief vom Dach aus eine längere Rede. Ihr Inhalt ist
> komplex. Es geht um die Frage warum "die Koalition" das "AUSLÄNDER RAUS"
Schild
> nicht hat abnehmen lassen, es geht um die Erzeugung von Bildern, die "die
> Koalition" beschädigen und die in ganz Europa gesehen werden, er kündigt
den
> Besuch von Daniel Cohn-Bendit am nächsten Tag an, er bedankt sich für die
> "Befreiung der Asylanten", er applaudiert den DemonstrantInnen für diese
> Befreiung und diese applaudieren begeistert zurück.
>
> Hotel Marriot am Parkring. Die zuvorderst gehenden DemonstrantInnen
wandern ohne
> zu zögern durch die gläserne Schwingtür in die Lobby, niemand hält sie
auf,
> hinter ihnen folgt behende die Kolonne der MitdemonstrantInnen. Eine
> Hotelmanagerin im blauen Businesskostüm versucht hektisch etwas in ihr
Handy zu
> sprechen, während die DemonstrantInnen an ihr vorbei in die Halle
marschieren,
> doch die Trillerpfeifen sind so laut, dass jedes Telefonieren durch den
Lärm
> verunmöglicht wird. Panik ist in ihrem Gesicht zu lesen. In der Lobby
sitzt eine
> Runde japanischer Herren in einer Sitzgruppe; ungläubig sehen sie zu, wie
die
> DemonstrantInnen aus Leibeskräften ihre Triller-pfeifend, eine Treppe
hinauf in
> den ersten Stock wandern. "Wi-der-stand, Wi-der-stand!" wird gerufen, die
> Trillerpfeifen schrillen im Rhythmus.
>
> Vor einer Tür, neben der das Schild "VOLKSWIRTSCHAFTLICHE TAGUNG 2000.
> KONFERENZ" hängt, macht der, aus vielleicht 100 DemonstrantInnen
bestehende
> Protestzug Halt. Ein Security-Mann mit Kabel am Ohr hat vor der Tür
Stellung
> genommen. "Wir wollen Schüssel, wir wollen Schüssel!" rufen die
> DemonstrantInnen. Eine junge Frau in schickem Rock und Bluse, nur durch
die
> Schnur um ihren Hals, an welcher eine Handvoll Trillerpfeifen hängen, ist
sie
> als Demonstrantin identifizierbar, möchte ins Innere des Saals, der
Securitymann
> stösst sie zurück. Von hinten drängen DemonstrantInnen nach; Panik im
Gesicht
> des Securitymannes, er merkt, dass er seinen Platz nicht wird halten
können,
> weicht schliesslich vor dem Druck der Hundertschaft aus, die Tür wird
geöffnet,
> die DemonstrantInnen drängen hinein. Vielleicht zwanzig haben sich durch
die
> Öffnung gezwängt, dann geht es vorne nicht mehr weiter. Die, welche nicht
bis
> zum Saal vorgedrungen sind stehen dichtgedrängt im Pulk davor.
Videokameras
> werden in der offenen Tür nach oben gehalten. Aus den hinteren Reihen
brüllen
> zwei hysterische Jungs etwas Unverständliches, ihr heiseres Gebrüll heizt
die
> Stimmung auf. Flugblätter werden über die Köpfe der in der Tür stehenden
in den
> Saal geworfen, ein Fernsehteam läuft eilig die Treppe herauf, sondiert die
Lage
> und wählt schliesslich einen Nebeneingang um in den Saal zu kommen.
> Erstaunlicherweise ist bis jetzt kein einziger Polizist zu sehen.
>
> Von innen wird versucht die DemonstrantInnen hinauszudrängen, die draussen
> Gebliebenen schieben hinein. In dem Kräftespiel von Druck und Gegendruck
> behalten die DemonstrantInnen die Oberhand. "Widerstand, Widerstand!" wird
> einmütig skandiert. Ein etwas abseits stehender Demonstrant, ein hagerer
älterer
> Mann mit verwittertem Gesicht hat sich eine Zigarette angezündet und
raucht mit
> zitternder Hand. Zwei Polizisten kommen die Treppe herauf. Sie tragen die
> üblichen grauen Uniformhemden, einer hat ein Sprechfunkgerät in der Hand.
Mit
> stoischen Mienen drängen sie sich durch die Menge, versuchen in den Saal
zu
> gelangen, merken bald, dass kein Durchkommen ist und entscheiden sich wie
das
> Fernsehteam für die Seitentür.
>
> "Grasser raus! Grasser raus!" wird jetzt gerufen, jemand hat Papierflieger
aus
> zur Tagung aufliegenden Informationsblättern gebastelt und schiesst sie
über
> Köpfe und Videokameras hinweg in den Saal, ein junger Mann schreit "Gegen
> Sozialabbau!" und "Soziale Gerechtigkeit!" Eine Handvoll Wega-Beamte mit
roten
> Baretten ist eingetroffen. Mit in der Hüfte aufgestützten Armen stehen sie
bei
> der Treppe im Hintergrund blicken gespannt hinüber zu den
DemonstrantInnen.
> Einer der beiden Jungs, die so hysterisch geschrien haben, verdrückt sich,
von
> den Beamten unbemerkt, Richtung Hinterausgang. Eine Zeitlang geschieht
nichts.
> Dann bewegt sich der Pulk langsam rückwärts, die DemonstrantInnen werden
aus dem
> Saal gedrängt, rufen "Wir kommen wieder!", eine Kette von Polizisten mit
> schwarzen Baretten wird im Türrahmen sichtbar, kurz wird der Blick auf
einen
> Saal mit leeren Sesseln frei, dann schliessen die Polizisten die Tür.
> "Widerstand, Widerstand!" rufen die DemonstrantInnen auf ihrem friedlichen
> Rückzug die Treppe hinunter, die Wega-leute sichern mit wichtigen Mienen
den
> Hinterausgang. Im Restaurantbereich der Lobby wird ein älteres Ehepaar
beim
> Essen gestört. Mit einem Ausdruck von Unbehagen und Abscheu verfolgen sie
die in
> ihrer unmittelbaren Nähe abziehenden DemonstrantInnen mit ihren Blicken.
Die
> Geschäftsmänner aus Japan sitzen unverändert auf den gediegenen Sofas und
> beobachten den Abgang der DemonstrantInnen genauso neugierig staunend wie
deren
> Einzug. Um den Mund des Hotelpagen neben der Eingangstür spielt ein
> unterdrücktes Schmunzeln.
>
>
>
>
>
> ein mail von Geneviève Hess:
>
> Liebe Mit-Demonstrant/Innen, Liebe LeserInnen!
> Ich bin Französin, und lebe seit Jahren in Österreich. Ich gehe am
Donnerstag
> regelmässig demonstrieren, weil für mich eine rechtsextreme Partei an der
Macht,
> ganz gleich in welchem Land, etwas unerträgliches ist. Ich war letzten
> Donnerstag bei der Oper und im Mariott. Die ganzen Diskussionen (Standard
Online
> und Mund) über diese Container- Stürmung erstaunen mich sehr. Diese
"Theater
> Show" war eine Provokation, damit die Leute endlich sehen, wohin die FPÖ
Politik
> führt (leider haben SP Politiker in Österreich und in anderen Ländern -
> Frankreich zum Beispiel - seit Jahren mit einer ähnlichen Politik
angefangen).
> Es war ein Theaterstück. Warum können die Zuschauer nicht Schauspieler
werden?
> Warum wäre ein Stürmung nicht erlaubt ? Warum soll man immer Respekt vor
der
> Autorität haben - dem Gott, dem Chef, dem Regisseur ? Weshalb, um Himmels
> willen, sollte man kein Theater im Theater machen ? Ein Happening ist ein
> Happening; man soll es nicht so ernst nehmen.
> Die Leute, die seit letztem Donnerstag so "schockiert" reagieren - das
gilt auch
> für die Mit-Demonstrant/Innen, sind, in meinen Augen, genau so
"pathologisch"-
> respektvoll gegenüber Autoritäten wie die Zuschauer, die uns regelmässig
am
> Donnerstag beschimpfen mit diesen unglaublichen Worten :"Gehts doch
arbeiten !".
> Wenn ich nach 8 Stunden Arbeit + eineinhalb Stunden Transport + 2 Stunden
> Hausarbeit totmüde demonstrieren gehe, bin ich jedesmal von diesen Worten
> unheimlich betroffen, weil sie zeigen wie die Leute imprägniert sind von
der
> "Arbeit-Familie - Heimat-Ruhe und Ordnung-Moral".
> Ich denke, dass die Österreicher vielleicht lernen sollten alles weniger
ernst
> zu nehmen.
> Ausserdem weiss ich, dass weder Theaterstücke noch Demonstrationen alleine
eine
> Politik oder eine Regierung ändern können. Aber Akzeptanz, Resignation,
> Suivismus und systematischer Respekt vor der Autorität sind am
gefährlichsten.
> Auf Wiederstand ! Bis zur nächsten Demo !
> Geneviève Hess    <[log in to unmask]>
>
>
>
>
>
>
> DonnerstagsDemo am 8.6.00, Beobachtungssplitter der elektrischen
> Berichterstatterin Gabriele Mathes
>
> Ein älteres Paar, beide solide gekleidet, haben den Spruch "Unsere Ehre
heisst
> Widerstand" in einer A4-Plastikfolie an ihrem Rücken befestigt.  "Wir sind
> Kabas. Hunde hört auf euer Herrchen. Diesmal heisst es brav sein. Keine
> Widerrede. Widerstand ist zwecklos. Sie werden assimiliert." Diese Sätze
werden
> von drei jungen Männern, vielleicht zwanzig Jahre alt, in monotonem
Sprechgesang
> deklamiert. Sie tragen papiererne Gesichtsmasken die aus einem Foto von
Hilmar
> Kabas bestehen. "Wir sind Kabas. Unsere Lehre heisst Streue. Widerstand
ist
> zwecklos. Sie werden assimiliert." stimmen sie eine neue Strophe an.
"Widerstand
> ist zwecklos" steht auch auf dem weissen Stofftransparent, das sie mit
sich
> führen. Im Gehen verteilen sie kleine Zettel an vorbeigehende
> MitdemonstrantInnen. "Wir sind Kabas. Das Leben, wie sie es kennen ist
vorüber.
> Widerstand ist zwecklos. Sie werden assimiliert." ist darauf zu lesen.
> In der Stollgasse kratzen gerade drei PassantInnen das FPÖ-Plakat mit dem
Sujet:
> Hilmar Kabas umringt von Müttern mit Kleinkindern und der Aufschrift:
"Unser
> Angebot: Kindergarten kostenlos. Hilmar Kabas. Unser Wien - unsere Heimat"
von
> der Plakatwand. Die maskierten "Wir sind Kabas" -Akteure stehen als Teil
einer
> spontanen Performance auf dem Gehsteig und rezitieren ihre Texte:
> "....Widerstand ist zwecklos. Sie werden assimiliert!".
>
> Zwei Mädchen in weissen, altgriechisch anmutenden Gewändern mit
Blätterkränzen
> im Haar verteilen Flyer, die zur Lesung von Elfriede Jelineks "Das
Lebewohl" am
> 22. Juni einladen. Auch sie nehmen vor dem schon erwähnten FPÖ-plakat - es
ist
> vor einem Kinderspielplatz in der Wienzeile affichiert - Aufstellung auf
einem
> Steinsockel und deklamieren mit pathetischen Gesten einen Text (Elfriede
> Jelinek), den sie in Form kopierten Zetteln in den ausgestrecken Händen
halten.
> Zwei Kleinkinder betrachten sie interessiert, ein älterer Herr macht ein
Foto.
> Beim Kongresshaus auf dem Margaretengürtel hält ein Gewerkschafter der
> Eisenbahnergewerkschaft eine Rede an einem improvisierten Rednerpult.
Gerade
> sehe ich ihn noch abtreten (ich bin zu spät nach vorn gekommen),
"Widerstand,
> Widerstand - Widerstand heisst Streik im Land!" skandieren die
ZuhörerInnen. In
> der Menge ergreift der blonde junge Mann den ich schon am 16.3. im
besetzten
> Audi-max habe reden hören, das Wort, spricht in sein Megafon. Jetzt solle
> gestreikt werden, nicht später - wiederholt er sinngemäss seinen Text von
> damals. Zustimmendes Pfeifen, Trommeln, Applaus. "Was können wir jetzt
tun?"
> fragt er rhetorisch in die Runde. "Hierbleiben , hierbleiben!" schreit ein
> enthusiastischer Zuhörer. Die Umstehenden lachen, auch der blonde junge
Mann
> schmunzelt. "Aber wir können nicht wochenlang hierbleiben bis die
Gewerkschaft
> streikt" fährt er fort "sondern was wir jetzt tun können ist - (er macht
eine
> Kunstpause) - morgen, in den nächsten Tagen, mit den Kolleginnen und
Kollegen
> reden. Druck auf die Gewerkschaftsspitze ausüben. Ruft die
Gewerkschaftszentrale
> an, schickt ihnen Faxe, schreibt ihnen Resolutionen, macht ihnen Dampf
unterm
> Hintern, damit sie nicht länger tatenlos zuschauen sondern endlich einen
Streik
> in ganz Österreich organisieren. Und nicht für eine Stunde, nicht für
einen Tag,
> sondern so lange bis die Regierung und ihr Programm zu Fall gebracht
sind." Er
> macht wieder eine Pause um den ZuhörerInnen Gelegenheit zu Applaus,
> Trillerpfeifen betätigen, Hupen und zustimmendem Rufen zu geben. Nächsten
> Freitag gäbe es eine Diskussionsveranstaltung über das Thema "wie wir
gemeinsam
> den Widerstand organisieren können" kündigt er an, nennt Ort und Uhrzeit.
Er
> schliesst seine Rede mit dem Slogan "Streik jetzt! Streik jetzt! Streik
jetzt!"
> Einige ZuhörerInnen fallen ein: "Streik jetzt, Streik jetzt, Streik
jetzt!",
> Trommeln werden im selben Rhythmus geschlagen. Seiner Aufforderung
anschliessend
> zum Westbahnhof zu ziehen "als Ausdruck der Solidarität mit den
Gewerkschaftern"
> wird Folge geleistet. Der Demonstrationszug macht auf dem Gürtel kehrt und
zieht
> zum Westbahnhof.
> Später, Mariahilferstrasse: eine junge Frau hält mit beiden Händen ein
offenes
> A5-Buch in die Höhe damit ein junger Mann den Text einer Umdichtung von
"Marmor,
> Stein und Eisen bricht" mitlesen kann. Beide schmettern (er ins Megafon,
sie
> ohne) laut und herzhaft den Refrain. "Arbeit, Schule, Uni bricht, aber die
> Scheiss Regierung nicht. Der Sozialstaat, ja der geht vorbei, doch dem
Profit
> dem sind sie treu" .
>
>
>
>
>
>
>
> Nationalbank-Tagung im Hotel Marriott von Protesten blockiert: Pfiffe fuer
> Grasser und "Widerstand"-Rufe
>
> Wien - Rund 50 der Kundgebungsteilnehmer der Donnerstag-Demonstration
> marschierten am Abend ins Hotel Marriott ein, wo die 38.
Volkswirtschaftliche
> Tagung der OeNB stattfand. Nach einer Rede von Finanzminister Karl-Heinz
Grasser
> gab es gellende Pfiffe und die Rufe "Widerstand" sowie "wir wollen
Schüssel".
> Nach dieser Aktion wurde aber die Tagung vorzeitig abgebrochen, sie wird
am
> Freitag wie geplant fortgesetzt. Allerdings wurde eine Rede von Schüssel
zur
> wirtschaftspolitischen Situation abgesagt.
>
> Nach einer guten Viertelstunde zogen die Demonstranten, die zuvor im
Rahmen
> ihrer Donnerstag-Demo vor der Oper die Schlingensief-Aktion besucht
hatten,
> wieder ab. Sie wurden schliesslich von Polizeikräften aus dem Hotel
gedrängt.
> Auf einem der Transparente der Kundgebungsteilnehmer hiess es, "wir lehnen
> staatlichen Rassismus ab".
>
> Grasser (FPÖ) bezeichnete die Aktion der Demonstranten als "Schaden für
alle und
> unser Land". Er bedauere, dass das österreichische Image beschädigt worden
sei,
> indem die Grundsätze des Demonstrationsrechts missbraucht worden seien.
> Nationalbank-Gouverneur Klaus Liebscher verwahrte sich ebenfalls gegen die
> Aktion und meinte zu den Teilnehmern der OeNB-Tagung: "Österreich ist
nicht das,
> was man Ihnen heute hier gezeigt hat ..." (APA/red)
>
>
>
>
>
>
> Philosophie in Aktion
>
> So hiess eine Woche mit Veranstaltungen zur neuen politischen Situation im
März
> dieses Jahres an der Wiener Uni, und diesen Titel trägt auch das Buch mit
> Beiträgen der damals Vortragenden - und von anderen -, das am Abend des
20. Juni
> im Depot in Wien präsentiert wurde. Silvia Stoller, Initiatorin von
Aktionswoche
> und Buch, meinte einleitend, dass die Inputs auch heute noch aktuell seien
und
> dass die Aktionswoche als offenes Forum für Auseinandersetzungen geplant
war.
> Drei der Vortragenden gaben nun kurze Anregungen zur eigenen Beschäftigung
mit
> der politischen Lage, natürlich unter philosophischem Gesichtspunkt.
Elisabeth
> Nemeth (Institut für Philosophie) meint eingangs, sie selbst sei positiv
> überrascht gewesen von der Reaktion der anderen EU-Staaten auf die
Regierung.
> Freilich sei die politische Konstellation in Österreich ein europäisches
> Problem, weil es derartige Tendenzen auch anderswo gibt. Durch die
> Regierungsbeteiligung der FPÖ ist ein Tabu gebrochen worden, das seit 1945
in
> der europäischen Politik gilt - nämlich die eindeutige Verurteilung von
> Nationalsozialismus und Antisemitismus. Wobei der seit Jahrhunderten
geltende
> Rassismus ja interessanterweise bei den Nazis aus dem Ruder gelaufen ist:
denn
> eigentlich sollten "minderwertige" Menschen nicht vernichtet, sondern
> bestmöglich ausgebeutet und unterdrückt werden....
>
> Die EU-Staaten erweisen sich als sehr handlungsfähig, wenn es darum geht,
die
> "Uneingeladenen" draussen zu halten - und zunehmend auch gegenüber jenen,
die
> beim innerhalb der EU geltenden "entfesselten Marktkapitalismus" unter die
Räder
> kommen. Eine Politik, die sich nur verbal nach rechts abgrenzt, zugleich
aber
> "einen unumschränkten Neoliberalismus als alternativlos akzeptiert",
treibt
> eigentlich die Sache der äussersten Rechten wesentlich wirkungsvoller
voran als
> jene, die deklariert ganz rechts stehen.
>
> Hakan Gürses (Lektor am Institut für Philosophie) stellt fest,  dass man
> Philosophie ALS Widerstand oder Politik sehen könne, aber auch von
Philosophie
> UND Widerstand oder Politik sprechen kann. Und das Gegenteil ist möglich,
denn
> Philosophie kann auch Entpolitisierung, Aufrechterhaltung der Hegemonie,
> Machtdiskurs und Legitimierung bedeuten. In diesem Sinne gibts auch im
Buch
> verschiedene Zugänge. Für ihn ist nicht so wichtig, welche Worte welcher
> Philosoph bei der "Philosophie als Philosophie im Widerstand" sagt,
sondern, was
> uns die Philosophie sagen kann. Er zitiert eine Episode über Sokrates, der
sich
> gegen den Wunsch der Leute wehrt, für sie bequem zu sprechen: eben nicht
> jammernd über Zustände, und nicht frech....
>
> Nach Foucault gibt es überall, wo Macht existiert, auch Widerstand. Und
dieser
> nimmt dann unterschiedliche Formen an: was etwa aus unserer Perspektive in
> vergangenen Zeiten wie Widerstand aussieht, war es vielleicht im damaligen
> Kontext nicht in der Weise wie Handlungen, die auf uns unspektakulär
wirken.
> Widerstand ist heute aber schon "schwierig", weil man "alles sagen darf".
In
> seinem Buchbeitrag befasst sich Gürses damit, dass Haiders Erfolg nicht in
> vertrauten Kategorien erklärbar ist. Und er will den "Klassenkampf" durch
> kulturelle Grenzziehungen ersetzen.
>
> Gerald Raunig (Philosoph und Kulturarbeiter) bewirbt auch eine
Dokumentation der
> IG Kultur zu "Kultur und Widerstand". Seinen Buchbeitrag über die Rolle
der
> Intellektuellen und der Medien fasst er so zusammen, dass durch
"Monopolstellung
> und Binnenstruktur" der österreichischen Öffentlichkeit "Oligopole"
entstehen.
> Sprich, durch niemanden als Sprecher legitimierte Intellektuelle, die in
den
> Mainstream-Medien weitergereicht werden. Es sind "Besserwisser, die
niemanden
> repräsentieren - im Gegensatz zu gewählten PolitikerInnen -, die sich mit
den
> Medien reproduzieren. Als Figuren in der öffentlichen Debatte werden sie
durch
> diese Medien hervorgebracht, Paradebeispiel: Konrad Paul Liessmann (im
Buch geht
> er auch auf die ähnliche Rolle von Robert Menasse und Rudolf Burger ein).
>
> Die Frage ist nun, wie dem etwas entgegengestellt werden kann: eine
Aktionswoche
> und anderes sind ja "temporäre Strukturen", doch ebenso werden
"langfristige
> Räume" benötigt; einerseits konkret wie hier im Depot, andererseits in
Form von
> regelmässigen Publikationen. Als Umgang mit Mainstream-Medien empfiehlt
Raunig,
> die vorgegebene Form zu sprengen, also bspw. wenn ein Kommentar der
Anderen im
> Standard doch mal möglich ist, nicht allein zu unterschreiben, sondern als
> Gruppe. Die Gründung neuer Medien, so absurd das in Zeiten der Kürzung von
> "Ermessensausgaben", also weniger Geld im Kultur- und NGO-Bereich auch
scheint,
> ist ebenfalls erforderlich. Immerhin gibt es jetzt als neue Zeitschriften
"Coco"
> und in Linz die Stadtzeitung "Prairie". Die IG Kultur will die
"Kulturrisse"
> (Beiträge an: [log in to unmask]) ausbauen und man denkt auch über ein
neues
> "Neues Forvm" nach...
>
> Ein weiterer Buchautor meinte dann aus dem Publikum, dass er kürzlich im
> Erwachsenenbildungsinstitut in Strobl etwas erlebt hat, das uns
nachdenklich
> machen sollte. Es kamen dort ziemlich gut abgesicherte Menschen zusammen,
die
> sich in ihrer Existenz von der neuen Regierung gefährdet fühlten, die
> überlegten, ob und wie weit sie sich eigentlich darauf einstellen sollten.
Im
> Laufe der Diskussion merkten sie aber, dass "die Regierung" keinesfalls
wissen
> kann, was sie alle denken, dass sie ihre Handlungen nicht nachvollziehen
kann,
> dass sie auf ihre Aktivitäten auch gar keinen Einfluss nehmen kann. Sie
waren
> aber fast bereit, ihr Verhalten langfristig zu ändern, um keine
Schwierigkeiten
> zu bekommen, sich also "auf neue Verhältnisse einzustellen"
> Elisabeth Nemeth, Silvia Stoller, Hakan Gürses, Gerald Raunig
> "Philosophie in Aktion" mit Beiträgen von: Oliver Marchart, Hakan Gürses,
Robert
> Pfaller, Sebastian Reinfeldt, Wolfgang Pircher, Isolde Charim, Günter
Hefler,
> Ingvild Birkhan, Hans Püretmayer, Josef Rhemann, Klaus Hamberger, Stefan
> Nowotny, Pierre Bourdieu, Chantal Mouffe, Slavoj Zizek, Gerald Raunig und
> Elisabeth Nemeth, erschienen bei Turia & Kant, ATS 100.- , ISBN
3-85132-275-4,
> Web    http://www.turia.at           Text: Alexandra Bader
>
>
>
>
>
> A little bit of the lighter side.......
>
> God has had enough. Really. He's going to go home and take his ball with
him, so
> he calls all the leaders of the world and tells them that the world is
going to
> end the following day.
> The American President goes on TV and says ' Fellow Americans, I have some
good
> news and some bad news.
> The good news is that God exists and I have spoken to him; the bad news is
that
> the world is going to end tomorrow.
> The communist leader returns to his people and in a similar broadcast
tells them
> ' I have two pieces of bad news. God exists and the world is going to end
> tomorrow'.
> Ferrero-Waldner returns (after a dispute as to whether the government or
the
> President should represent the country and after the Chancellor decided
not to
> go personally because God might not shake hands with him) and says
nothing.
> Later Schüssel goes on TV and says ' Fellow Austrians I have two pieces of
good
> news for you. The first is that God exists and he has assured me that I
will be
> Chancellor till the end of the world.'
> mailed by tim sharp
>
>
>
>
>
>
> buffet
>
> MONTAG, 26.6.   19.00h
> Republikanischer Club, 1., Rockhgasse 1, Eingang Café Hebenstreit
> Instanzen der Ohnmacht (Suhrkamp)
> Von und mit Doron Rabinovici und Florian Freund, Karl Stuhlpfarrer, Gabi
Anderl
>
>
> Montag, 26. Juni 2000, 19 Uhr
> Podiumsdiskussion im Museumsquartier:
> 30 Jahre Konzeption - Flexibilität im Wandel
> wienstation, Lerchenfelder Gürtel, Bogen 28 (zwischen Lerchenfelder
Strasse und
> Pfeilgasse)
> TeilnehmerInnen sind nach jetzigem Stand der Dinge Eva Glawischnig (Die
> Gruenen), Thomas Huebel (depot), Wolfgang Kos (Journalist,
Vorstandsmitglied
> depot), Boris Marte (Stadt Wien Kultur), Monika Mokre (FOKUS), Gerald
Raunig (IG
> Kultur), Beatrix Zobl (trans wien)
> Bei dieser Veranstaltung soll jenseits vom alltaeglichen Hick-Hack der
> Museumsquartier - BetreiberInnen und -NutzerInnen die Frage nach der
kulturellen
> und urbanen Funktion des Museumsquartiers in Wien gestellt werden.
>
>
>
> Montag, 26. Juni,   20 Uhr
> KINDERARBEIT IN SÜDINDIEN - ein aussichtsloser Kampf?
> Video und Diskussion mit den indischen Sozialarbeitern A. Raj u. Fr. S.
Antony
> Samy.
> Dieses Projekt der AADF(Alexis Arul Diamondraj Foundation) ist seit Jahren
im
> Kampf gegen Kinderarbeit engagiert - in einer Gegend, wo die Streichholz-
u.
> Feuerwerksindustrie boomt. Der Abend bietet Information über die
unglaublichen
> Arbeitsbedingungen in den Fabriken, über die Strategien von NGOs, wie der
> Kreislauf der Ausbeutung unterbrochen werden kann, und bietet Gelegenheit
zur
> Diskussion mit Antony Raj, dem Geschäftsführer der AADF und Fr. S. ANTONY
SAMY ,
> Vorstandsmitglied der AADF u. Leiter des TRED (Trust for Rural Education
and
> Development).
>
>
>
> Am Montag den 26. Juni   16h
> findet im Presseclub Concordia ein Symposion
> "Media and the Far Right, Media and Ethnic Minorities" statt.
> Im Rahmen dieses Symposeons wird um 16 Uhr der Journal Panorama
Redakteurin
> Cornelia Krebs der Preis der IMRAX (International Media Working Group
Against
> Racism and Xenophobia) überreicht.
> Es wäre dies eine Gelegenheit der Kollegin stellvertretend für das von der
> schwarzblauen Regierung bedrohten Journal -Panorama -Team breite
Solidarität und
> Anerkennung zu zeigen.
>
>
>
> Dienstag  27. Juni  um 20h
> Aktionseinheitssitzung zur Vorbereitung der österreichischen Mobilisierung
für
> die Proteste in Prag
> im: Amerlinghaus (Saal), Stiftgasse 8, 1070 Wien
> und Diskussionsveranstaltung:
> Di., 27.06.00, 19.30
> Seminarraum im "Tunnel", 8. Florianigasse 39
> Die Diskussionsveranstaltung ist der Auftakt zur Mobilisierung fur die
> Anti-IWF/Weltbank-Proteste am
> 22-26-September in Prag. In Prag treffen sich tausende Leute, die global
fur
> Hunger, Elend und Vertreibungen verantwortlich sind und Millionen
Schicksale auf
> dem Gewissen haben!
> Infos und mitmachen bei: Linkswende 0676/631 62 02;
e-mail:[log in to unmask];
> mehr zu prag gibts auf: http://welcome.to/linkswende
>
>
>
> Am Mittwoch, dem 28.6.2000,
> findet in der Vorklinik (ABC - Hörsaaltrakt, Uni Graz)
> ein grosses "RESIST"-Widerstandsfest statt!
> Die Einnahmen aus dem Fest sollen zum Grossteil zur Unterstützung der 4
> Angeklagten, die wegen der Vorfälle am 5.2.2000 Prozesse zu führen haben,
> verwendet werden.
> Programm: Christian Bogensberger (liedermacher), swoon (pop), djs and
djanes,
> resistance videos.
>
>
>
>
>
> zum abschluss; geraten sei, den text erst nach der blunzen-verdauung zu
> verschlingen, sonst besteht die gefahr, dass die guten blunzen den koerper
> wieder uebers gesicht verlassen wollen......
>
> wolfgang schuessel hat - in analogie zu seinen 'grossen vorbildern' jakob
> schirak und franz mitterand - zu seinem eigenen geburtstag ein mittagessen
mit
> intellektuellen veranstaltet, zu dem unter anderem konrad p. liessmann,
rudolf
> burger, peter sloterdijk und adolf holl erschienen sind, um in der
illustren
> gesellschaft von guenther ("jandl ist gut, schlingensief ist boese")
nenning,
> franz ("die fpoe hat sich durch uns veraendert!") morak und paul
> ("eu-heuchelei") lendvai zu déjeunieren.
> robert menasse hatte als einziger der eingeladenen das rueckgrat, die
einladung
> auszuschlagen.
> liebe denkenden mit(tag)esser:
> war euer hunger wirklich sooo gross?
> war euer portemonnaie wirklich sooo leer?
> musstet ihr auch tanzen und singen oder einfach nur mit vollem mund
dozieren?
> wirkte die gesellige runde appetitanregend?
> wirkten die gespraechsthemen verdauungsbelebend?
>
>
>
>
> [log in to unmask]
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
-----------------------------------------
Dr J M Catling
EAS
University of East Anglia
Norwich
NR4 7TJ

[log in to unmask]



%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%

Top of Message | Previous Page | Permalink

JiscMail Tools


RSS Feeds and Sharing


Advanced Options


Archives

May 2024
April 2024
March 2024
February 2024
January 2024
December 2023
November 2023
October 2023
September 2023
August 2023
July 2023
June 2023
May 2023
April 2023
March 2023
February 2023
January 2023
December 2022
November 2022
October 2022
September 2022
August 2022
July 2022
June 2022
May 2022
April 2022
March 2022
February 2022
January 2022
December 2021
November 2021
October 2021
September 2021
August 2021
July 2021
June 2021
May 2021
April 2021
March 2021
February 2021
January 2021
December 2020
November 2020
October 2020
September 2020
August 2020
July 2020
June 2020
May 2020
April 2020
March 2020
February 2020
January 2020
December 2019
November 2019
October 2019
September 2019
August 2019
July 2019
June 2019
May 2019
April 2019
March 2019
February 2019
January 2019
December 2018
November 2018
October 2018
September 2018
August 2018
July 2018
June 2018
May 2018
April 2018
March 2018
February 2018
January 2018
December 2017
November 2017
October 2017
September 2017
August 2017
July 2017
June 2017
May 2017
April 2017
March 2017
February 2017
January 2017
December 2016
November 2016
October 2016
September 2016
August 2016
July 2016
June 2016
May 2016
April 2016
March 2016
February 2016
January 2016
December 2015
November 2015
October 2015
September 2015
August 2015
July 2015
June 2015
May 2015
April 2015
March 2015
February 2015
January 2015
December 2014
November 2014
October 2014
September 2014
August 2014
July 2014
June 2014
May 2014
April 2014
March 2014
February 2014
January 2014
December 2013
November 2013
October 2013
September 2013
August 2013
July 2013
June 2013
May 2013
April 2013
March 2013
February 2013
January 2013
December 2012
November 2012
October 2012
September 2012
August 2012
July 2012
June 2012
May 2012
April 2012
March 2012
February 2012
January 2012
December 2011
November 2011
October 2011
September 2011
August 2011
July 2011
June 2011
May 2011
April 2011
March 2011
February 2011
January 2011
December 2010
November 2010
October 2010
September 2010
August 2010
July 2010
June 2010
May 2010
April 2010
March 2010
February 2010
January 2010
December 2009
November 2009
October 2009
September 2009
August 2009
July 2009
June 2009
May 2009
April 2009
March 2009
February 2009
January 2009
December 2008
November 2008
October 2008
September 2008
August 2008
July 2008
June 2008
May 2008
April 2008
March 2008
February 2008
January 2008
December 2007
November 2007
October 2007
September 2007
August 2007
July 2007
June 2007
May 2007
April 2007
March 2007
February 2007
January 2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998


JiscMail is a Jisc service.

View our service policies at https://www.jiscmail.ac.uk/policyandsecurity/ and Jisc's privacy policy at https://www.jisc.ac.uk/website/privacy-notice

For help and support help@jisc.ac.uk

Secured by F-Secure Anti-Virus CataList Email List Search Powered by the LISTSERV Email List Manager